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Corona-Pandemie

Präsident des badischen Chorverbands fordert klare Perspektive für Chöre

Josef Offele
Josef Offele, Präsident des Badishen Chorverbands. Foto: Archiv BNN

Josef Offele ist seit 2006 Präsident des Badischen Chorverbandes, der 2.000 Chöre im Land vertritt. Der anhaltende Lockdown bereitet ihm Sorgen.

Wie kommen die Chöre mit dem neuerlichen Corona-Lockdown zurecht?
Offele

Die Situation ist schwierig., Wir haben ja eigentlich seit fast einem Jahr einen Lockdown mit Unterbrechungen. Erst wurde der Probebetrieb eingeschränkt und einige Wochen eingestellt, dann kam im Sommer die Hoffnung auf Auftritte im Herbst und im Winter. Die hat sich aber wieder zerschlagen. Alle Veranstaltungen, die unseren Chören Geld bringen, sind ausgefallen. Von Festen, bei denen sie bewirtschaften, über Jubiläumskonzerte bis zu Open-Air-Auftritten. Bei manchem Chor ist die Finanzlage inzwischen schwierig, andere kommen ganz gut durch die anhaltende Krise.

Gab es Hilfen und wenn ja, welche?
Offele

Da muss ich das Land, vor allem das Wissenschaftsministerium loben. Es gab auf unbürokratische Weise zunächst eine Förderung über 6,5 Millionen Euro für die Breitenkultur, zu der auch die Amateurchöre gehören. Je nach Chorgröße wurden gestaffelt 800 bis 1.400 Euro an Unterstützung über uns, den Badischen Chorverband, ausgezahlt. Das ist wirklich hervorragend gelaufen. Jetzt wird es in gleicher Höhe wie beim ersten Mal eine neuerliche Unterstützung durch das Land geben. Unser Verband selbst hat 60.000 Euro in die Hand genommen und den Chören bei Aufwendungen geholfen, die sie coronabedingt hatten. Also beispielsweise Investitionen in Hygienemaßnahmen. Wir haben unsere Chöre auch gebeten, die Chorleiter, wenn irgend möglich, weiterzubezahlen. Sie werden ja nach der Krise wieder dringend gebraucht.

Hat sich die Stimmungslage angesichts anhaltender Ungewissheit verschlechtert und was erwarten Sie jetzt von der Politik?
Offele

Bis Mitte vorigen Jahres war die Stimmung meiner Einschätzung nach noch ganz gut, hat sich jetzt aber deutlich verschlechtert. Es gibt keine Präsenzproben, keine Kontakte, kein Gemeinschaftserlebnis, was für Chöre sehr wichtig ist. Beim Angebot virtueller Proben sind einige Chorleiter sehr kreativ. Das gemeinsame Singen können sie aber nicht ersetzen. Ich hoffe, dass die Politik aus der Krise die Erkenntnis mitnimmt, dass Kultur ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens und unserer Gesellschaft ist. Die Menschen merken inzwischen, was es bedeutet, dass es keine gemeinsame Musik mehr gibt. Ich fürchte, die Chöre werden nicht unbeschadet durch diese Zeit kommen. Es gibt zwar keine Austrittswelle, aber wir werden uns darauf einstellen müssen, dass nach Corona so mancher ältere Chor nicht mehr am Start ist. Im schlimmsten Fall könnten es bis zu zehn Prozent weniger Aktive sein. Umso wichtiger ist eine Perspektive für die Chöre durch die Politik, sie müssen wissen, wann sie wieder gemeinsam auftreten dürfen.

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