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Premiere beim Marotte-Figurentheater

Sagentour in Ettlingen: Das Monster vom Horbachsee gibt sein Geheimnis preis

Eine Nymphe wird zur Nymphomanin, das Seeungeheuer ist ein verwunschener Geist. Was ist denn da los rund um den Ettlinger Horbachsee? Die atmosphärisch dichte neue Sagentour des Marotte-Figurentheater in Ettlingen hat Suchtpotenzial.

Puppentheater am See
Dichte Atmosphäre am See: Gebannt lauschten Sagen-Fans den Geschichten des selbsternannten Parapsychologen Mirko Sommer und Seegeist Hugo Hagedorn. Foto: Rainer Obert

Es ist wieder aufgetaucht – das Monster vom Horbachsee. Der städtische Parapsychologe Mirko Sommer lässt von Anfang an keinen Zweifel aufkommen. Nein, das Jahr 2017 war nicht wegen der Vereidigung Donald Trumps ein wichtiges Jahr, sondern weil das Horbach-Seeungeheuer „Schwanenkinder tötete und Nilenten schwer verletzte“.

Der vierte Teil der beliebten Ettlinger Sagentouren führt genau an den Ort des Geschehens, wo auch eine große Abfischaktion unter den Augen Hunderter Schaulustiger einst keinen Fangerfolg brachte.

Kein Wunder. „Es musste sich um einen Geist handeln!“ Mirko Sommer (alias Carsten Dittrich vom Karlsruher Marotte-Figurentheater) hat den verantwortlichen, verhexten Wassergeist Hugo Hagedorn eingefangen. Er wird erlöst, wenn er drei Sagen zum Besten gibt. „Kommen Sie, kommen Sie!“, treibt Sommer die Zuschauer an, ihm zum See zu folgen.

Es ist erschreckend wenig schiefgegangen.
Carsten Dittrich, Puppenspieler

An den drei Stationen um den See wird regelrecht in die Nacht eingetaucht. Hugo Hagedorn und Mirko Sommer necken sich in einer Tour und das Publikum hat seine Freude an den immer wieder eingestreuten Seitenhieben. Wie man mit sehr wenig Brimborium in den Bann ziehen kann, ist auch bei der neuen Sagentour verblüffend. „Je größer der Reichtum, desto stärker der Geiz“, wird klar, warum eine Familie der Sage nach aufgrund ihrer Mildtätigkeit das Leben geschenkt wird, als die Alb über die Ufer tritt.

Kleine Meisterwerke ziehen in den Bann

Ein Meisterwerk der Kleinkunst ist dann die Geschichte vom Forellengumpen. Als die Sagenfigur der Singerhex schaurig auf den Plan tritt, ist das Publikum gefordert. „Das Schicksal ganz Ettlingens hängt von Ihnen ab“, drei Fragen des Teufels sind zu beantworten, damit eine lange Dürre ein Ende hat. „Mir wered alle verdurschde“, sind sich die Bürger einig. Es folgt Verwandlungskunst in Sachen der singenden Singerhex, gekonntes Figurenspiel um Kinderhelden aus „Schluddebach“ und Spessart sowie ein spannendes Schattenspiel am nun düster daliegenden Horbachsee. Applaus.

Nymphe wird zur Nymphomanin

Wassernah geht’s weiter ins Finale. Die Fackeln erhellen die Nacht, als Seegeist Hagedorn mit der Sage um den Müllersburschen von der Kochmühle seine Erlösung einleiten will. Verliebt in eine Nymphe taucht er ins Reich des Wassermanns hinab, um bei ihm um die Hand seiner Tochter anzuhalten.

Gekonnt in blaues Licht getaucht, wird die Unterwasserwelt lebendig. Dass jede Nymphe irgendwann zur Nymphomanin wird, damit kann der Bursche gut leben. Und so gibt der Wassermann noch mit auf den Weg: „Denn seid ihr erst verehelicht, ist’s nicht nur Spaß, sondern auch Pflicht.“

Kurzweiliger Spaß war die sagenhafte Reise um den See fürs zufriedene Publikum. „Toll. Sagen, die es gibt so schön in Szene gesetzt“, lobte etwa Bianca Kreuzer aus Karlsruhe. „Es ist erschreckend wenig schiefgegangen“, resümierte Carsten Dittrich die Premiere. Eine Ein-Mann-Show des studierten Puppenspielers ist es letztlich nicht. Die Inszenierung wird auch durch Regisseur Harald Richter und Puppenbauer Matthias Hänsel zum Erlebnis.

Service

Weitere Termine sind am 5. und 31. August sowie 9. und 22. September je 21 Uhr, 7. und 21. Oktober sowie 10. und 24. November um 20 Uhr. Treff ist am Pavillon beim See im Horbachpark. Karten gibt es bei der Stadtinfo im Schloss, Telefon (0 72 43) 10 13 33. Info unter www.ettlingen.de/ettlingersagen



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