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Gedenken am Mahnmal

45 Namen, 45 Schicksale: Schüler erinnern in Ettlingen an die Opfer der Pogromnacht

Eindrückliche Mahnungen sprachen OB Johannes Arnold und Diakon Peter Höfner bei der Gedenkstunde aus. Schüler stellten Kerzen am Mahnmal ab.

Kerzen für die Opfer der Judenverfolgung: Bei einer Gedenkstunde wurde am Mahnmal von Irmela Maier an die Grauen der Pogromnacht vor 84 Jahren erinnert.
Bei einer Gedenkstunde wurde am Mahnmal von Irmela Maier an die Grauen der Pogromnacht vor 84 Jahren erinnert. Foto: Julia Trauden

Es sind 45 Namen, vorgelesen von 13 Jugendlichen, die an das Grauen erinnern. 45 Namen von Juden aus Ettlingen, die vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geflohen sind, im Konzentrationslager vergast oder erschossen wurden.

Die Elftklässler des Albertus-Magnus-Gymnasiums (AMG) lasen sie vor bei der Gedenkstunde an die Grauen der Pogromnacht vom 9. November 1938, als jüdische Geschäfte, Häuser und Synagogen in Brand gesetzt, Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden.

Auch in Ettlingen wurde die örtliche Synagoge vor 84 Jahren in Brand gesetzt. „Mit dabei waren auch Fanatiker aus Ettlingen und den umliegenden Dörfern, angestachelt von der NSDAP“, schilderte Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) die Ereignisse in einer Rede am Mahnmal von Irmela Maier nahe der Thiebauthschule.

Ein Riss sei damals durch die Bürgerschaft gegangen. „Menschen, die immer ein Teil der Ettlinger Gesellschaft waren, wurden plötzlich von Nachbarn, Kollegen oder gar Freunden geächtet und verraten.“

Rassistisch-radikales Gedankengut von damals erhält schon wieder Nahrung.
Peter Höfner, Diakon

Am Gedenktag an die Grauen der Pogromnacht gehe es jedoch nicht darum, „über die Ettlinger von damals, die nichts taten, zu urteilen“. Sondern darum, zu mahnen, dass es Rassismus und Ausgrenzung auch heute noch gebe. Und darum, an die wenigen zu erinnern, die damals „in das Steuerrad der Geschichte eingegriffen haben“, so Arnold.

Wie Otto Hörner, der zwischen 1942 und 1945 Juden in seinem Wochenendhaus in Ettlingen versteckte und sie so vor der Deportation bewahrte. Ihm soll 2023 ein Denkmal gesetzt werden.

Diakon Peter Höfner von der katholischen Seelsorgeeinheit Ettlingen-Stadt mahnte, dass „das rassistisch-radikale Gedankengut von damals immer noch und schon wieder Nahrung erhält“. Die Parallelen der Ereignisse von damals und heute seien gefährlich.

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Als Beispiele nannte er die Beschimpfung von Flüchtlingen als Terroristen, Brandanschläge auf Migrantenunterkünfte oder die Bedrohung von Menschen, die sich um Flüchtlinge kümmern.

„Diese Taten fangen im Kleinen an und erhalten immer größere Auswirkungen“, sagte er, und meinte damit etwa Aufrufe in den Medien zu Hetze oder Sachbeschädigungen.

Junge Generation soll Erinnerung bewahren

Der Krieg in der Ukraine, „das unvorstellbare Grausame“ wirke sich auf das Denken aus und verursache „abstruse Taten von radikal denkenden Menschen an Menschen, die als Fremde in quasifeindliche Lager eingestuft werden“, mahnte der Diakon.

Er rief dazu auf, „das Herz zu entmilitarisieren“ und sich „für friedliche und demokratische Werte einzusetzen“. Das gelte auch für die junge Generation: „Ich finde es wichtig und toll, dass ihr an so einem Tag dabei seid“, wandte sich Höfner an die Schüler des AMG.

Auch Schüler Lennart Buck findet die Thematisierung der Judenverfolgung wichtig. Er sieht Parallelen in der heutigen Zeit, „etwa bei der Verfolgung der Uiguren in China“, sagt der 16-Jährige. Den Ausklang fand die Gedenkfeier mit dem Lied „Wir leben ewig“, dargeboten auf dem Horn von Johanna Steppe von der Musikschule, geschrieben 1943 von Lejb Rosenthal im Wilnaer Getto.

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