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Schlossfestspielintendantin Solvejg Bauer

Schwarze Magie im Ettlinger Schlosshof und in allen Stücken ein Happy End

Die Schlossfestspiele Ettlingen starten in die neue Saison. Intendantin Solvejg Bauer spricht über das, was im Schlosshof zu erleben ist. Sie sagt: Man muss nach Ettlingen kommen.

Solvejg Bauer
Solvejg Bauer freut sich auf die Festspielsaison, die an diesem Donnerstag mit „Blackbird“ startet. Sie führt bei der Oper „Der Freischütz“ selbst Regie und setzt auf ein queeres Musical. Foto: Werner Bentz

Es ist wieder Sommer- und damit Schlossfestspielzeit. An diesem Donnerstag startet das Freilufttheater mit der Elektropopshow „Blackbird“ in die Saison. Es gibt im überdachten Schlosshof bis 13. August das Musical „Soho Cinderella“, die Oper „Freischütz“, das Schauspiel „Krabat“ und für Kinder den Klassiker „Momo“ Hinzu kommt erstmals mit „Schwanensee“ ein Tanztheater.Verantwortlich für die Festspiele ist seit der Spielzeit 2019 Solvejg Bauer. Im Interview spricht sie über die neue Saison und das, was dort zu sehen ist.

Sie haben als Motto für die Spielzeit 2023 ein Zitat aus Shakespeares „Macbeth“ gewählt: „Something wicked this way comes“ – Etwas Böses kommt daher. Warum?
Bauer

Ich glaube, der Satz trifft den Nerv unserer Zeit ziemlich gut. Wir sind aus den unterschiedlichsten Richtungen mit Bedrohungen und Krisen konfrontiert. Corona ist gerade erst vorbei, jetzt Ukraine-Krieg, Flucht und Vertreibung oder auch die Inflation. Viele von uns ängstigen sich. Mein Ansatz bei den Festspielen ist: Entdecken wir das Böse und stellen uns ihm mutig und entschlossen entgegen.

Heißt das, wir bekommen düstere, beklemmende Festspiele?
Bauer

Überhaupt nicht. Die Oper „Freischütz“ ist voller schwarzer Magie, der „Krabat“ ist zwar unheimlich mit der Bedrohung in den Osternächten, aber ich kann über alle Stücke sagen, dass sie ein Happy End haben. Das gilt auch fürs Musical und für das neue Format Tanztheater. Die Liebe in ihrer unterschiedlichen Form und Ausprägung löst die Bedrohungen auf. Ich hoffe und gehe auch davon aus, dass unser Spielplan inspiriert, Kraft und Trost spendet und den Zuschauern neue Perspektiven eröffnet.

Mit der „Soho Cinderella“ wagen Sie sich an ein queeres Stück mit einer männlichen Cinderella. Keine Sorge, dass das Publikum da nicht mitgeht?
Bauer

Nein, ich freue mich zunächst mal, dass wir im Schlosshof die deutsche Erstaufführung erleben werden. „Soho Cinderella“ ist eine große bunte Show, die Christian Stadlhofer auf die Bühne bringt, ein witziges Stück mit Schauplatz London. Wir erleben auch in der „Soho Cinderella“ eine Bedrohung, nämlich die, was passiert, wenn man sich beispielsweise in einem öffentlichen Amt outet. Schön finde ich, dass wir beim Christopher Street Day in Karlsruhe am 3. Juni einen 15-minütigen Ausschnitt aus dem Musical zeigen dürfen. Zudem sind wir zum Regenbogenempfang beim Karlsruher Oberbürgermeister eingeladen. Wir haben fürs Musical Studenten der Hochschule Osnabrück verpflichtet, wo das Stück schon gezeigt wurde, und um Profidarsteller in den Hauptrollen ergänzt. Der Stoff kommt leicht und lustig daher. Und queere Themen liegen im Trend, aber keiner spielt sie.

Wo wird man den Bürgerchor erleben, den Sie aufgebaut haben?
Bauer

Wieder in der Oper und damit im „Freischütz“. Er hat sich seit der Zauberflöte und Carmen fest etabliert, wenn auch in unterschiedlicher Besetzung. Wir haben mit dem Bürgerchor und unserem Kinderchor inzwischen sehr gute Strukturen in Ettlingen aufgebaut. Beide Chöre sorgen mit dafür, dass sich die Zuschauer mit den Festspielen identifizieren. Das war mir von Anfang an sehr wichtig. Beim Freischütz hat der Vorverkauf jetzt angezogen. Erfahrungsgemäß wird die Oper aber immer erst wirklich nachgefragt, wenn die Spielzeit mal gestartet ist. Wir haben den Freischütz von der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, in der er spielt, in die Goldenen 1920er Jahre verlegt, die Zeit von Freiheit und Lebenslust. Es gibt beeindruckende Videoinstallationen – sehr geheimnisvoll zum Beispiel in der berühmten Wolfsschlucht-Szene (lacht).

Sie erweitern den Spielplan 2023 mit „Schwanensee“ um Tanztheater. Warum?
Bauer

Ich finde das Genre Tanztheater sehr interessant und wollte mal was Neues probieren. Ob wir das beibehalten, wird man sehen. Unser Schwanensee ist nicht das klassische Ballett, sondern zeitgenössischer Tanz zur Musik von Tschaikowsky. Eine alternde Primaballerina kehrt ins Schloss ihrer Kindheit zurück und stellt sich den Dämonen der Vergangenheit. Wir erzählen eine spannende Geschichte und ich bin sehr neugierig, wie das ankommt. Bei „Schwanensee“ haben wir die Mischung aus zehn Profitänzern und Mitwirkenden aus Ballettschulen, die wir extra gecastet haben.

Und bei „Momo“ spielen wieder Kinder für Kinder?
Bauer

Genau, da haben wir nur ganz wenige Rollen mit Erwachsenen besetzt. Beim Kindertheater hat sich bewährt, dass wir auch während Corona die Sache nicht haben einschlafen lassen, sondern Online- Unterricht gemacht und ein Hörspiel produziert haben. Theaterkinder profitieren von dem, was sie bei Regisseurin Mirijam Kälberer lernen auch in der Schule. Sie verlieren Schüchternheit, trauen sich mehr zu. Man muss ja sehen, die Jungen und Mädchen müssen ihren Text lernen und 70 Minuten im Schlosshof durchhalten, das ist schon eine beachtliche Leistung.

Keine Festspiele ohne entsprechende finanzielle Ausstattung. Kommen Sie mit dem zur Verfügung stehenden Geld aus?
Bauer

Unser Etat ist immer auf Kante genäht. Dienstleistung ist deutlich teurer geworden, auch die Ausstattung kostet mehr. Wir hoffen, dass wir ähnlich gute Zuschauerzahlen erreichen wie 2022 – gerne noch ein paar mehr – dadurch haben wir mehr Einnahmen. Bis auf dm sind uns alle Sponsoren treu geblieben von Bardusch bis zur Volksbank, neue kamen hinzu, auch wurde der Landeszuschuss etwas erhöht. Ich sehe das als Wertschätzung für unsere Arbeit, wir werden im Land wahrgenommen. Jüngst haben wir „Blackbird“ bei den baden-württembergischen Theatertagen in Aalen präsentieren dürfen. Die Show ist dort sehr gut angekommen.

Mit „Blackbird“ geht`s an diesem Donnerstag im Schlosshof auch los. Aufgeregt?
Bauer

Vor jeder Premiere ist man nervös, egal wie lange man dabei ist, aber auch voller Vorfreude. Es wäre schön, wenn „Blackbird“ so gut läuft wie zuvor die „Killerqueen“, da waren die Leute ja sehr begeistert. Wir haben uns damit ein zusätzliches, junges Publikum erschlossen. Ich meine, es gibt keinen Grund in diesem Sommer nicht zu uns zu kommen. Wir haben gute Sitze im Schlosshof, die Preise sind stabil, und wer sich spontan erst am Tag selbst entscheidet, der muss auch an der Abendkasse nicht mehr bezahlen.

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