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Mann zeigt Courage

Stadt setzt Denkmal: Wie Otto Hörner in Ettlingen Juden vor der Ermordung rettete

In Jerusalem wurde er schon als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt. Jetzt setzt die Stadt Ettlingen ihrem Bürger Otto Hörner ein Denkmal. Das sind seine Verdienste.

Weg
Spazierweg: Der Otto-Hörner-Weg am Vogelsang erinnert an einen couragierten Bürger. Jetzt wird ihm zusätzlich ein Denkmal in der Nähe des Friedhofs gesetzt. Foto: Heidi Schulte-Walter

Die Stadt Ettlingen setzt Otto Hörner ein Denkmal. Nach vielen Jahrzehnten würdigt sie sein Engagement für Juden während des Dritten Reiches mit einer Skulptur.

Sie wird ganz in der Nähe des Friedhofs aufgestellt, wo Hörner zwischen 1942 und 1945 Juden in seinem Wochenendhaus versteckte und so vor der Deportation bewahrte.

Unterstützung erhielt der couragierte Mann, der in Karlsruhe ein Zigarrengeschäft betrieb, damals von seiner Schwägerin Luise Krause. Sie versorgte die Menschen im Versteck mit Essen.

Ab 1942 lebte der jüdische Bürger Adolf Loebl in dem Gartenhaus, von 1944 an wohnten dort die beiden Brüder Paul und Jakob Schauder, die aus einem Kinderhaus in Berlin entkommen konnten, außerdem die Jüdin Goldine Zweifel.

Hörner starb vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs

Hörner selbst starb im Alter von 60 Jahren im Januar 1945 in Ettlingen. Das Ende des Zweiten Weltkriegs und die Befreiung durch die Franzosen erlebte der gelernte Schlosser nicht mehr mit.

Schon wenige Monate nach dem Ende der Naziherrschaft, im August 1945, wurde der ehemalige Settig-Weg entlang der östlichen Friedhofsmauer in Otto-Hörner-Weg umbenannt.

Ziemlich versteckt: Diese Tafel wurde vor Jahrzenten an der Ettlinger Friedhofsmauer angebracht.
Ziemlich versteckt: Diese Tafel wurde vor Jahrzenten an der Ettlinger Friedhofsmauer angebracht. Foto: Stefanie Heck

Ein paar Jahre später wollte der Gemeinderat das wieder rückgängig machen, doch konnte der Überlebende Adolf Loebl dies verhindern.

Auf Otto Hörner weist bislang außer einem Weg im Vogelsanggebiet, der keine offizielle Straßenbezeichnung ist, nur eine kleine Gedenktafel an der Friedhofsmauer hin.

Sponsoren unterstützen Denkmal in Ettlingen mit 20.000 Euro

In Israel hat man den Deutschen schon 2002 gewürdigt: Da wurde er von der Internationalen Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem als „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet.

Mit diesem Titel geehrt werden nichtjüdische Menschen, die während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs ihr Leben einsetzten, um Juden vor der Ermordung zu retten.

Jetzt also ein Denkmal in Ettlingen. Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) schlug es erstmals zunächst in seiner Haushaltsrede im Spätjahr 2021 vor.

Dank zweier Geldgeber, die das Vorhaben mit 20.000 Euro unterstützen, seien die Kosten für die Stadt überschaubar, ließ Arnold am Dienstagabend im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats wissen. Sie liegen bei rund 15.000 Euro.

So soll es aussehen: Das Denkmal für Otto Hörner hat Madeleine Dietz entworfen.
So soll es aussehen: Das Denkmal für Otto Hörner hat Madeleine Dietz entworfen. Foto: Visualisierung Daniela Maier

Daniela Maier, Leiterin des Ettlinger Museums, nahm auf Empfehlung von Werner Pokorny, Bildhauer auf der Wilhelmshöhe, Kontakt mit Madeleine Dietz auf.

Die in Landau (Pfalz) lebende Künstlerin beschäftigt sich seit langem mit dem Thema Mahnmal und Holocaust-Gedenkstätten. Sie hat unter anderem das Friedenszeichen in Engen gestaltet und in Tuttlingen ein Mahnmal in einem ehemaligen Arbeitslager.

Ich gestalte gerne Orte der Erinnerung.
Madeleine Dietz, Künstlerin

„Ich gestalte gerne Orte der Erinnerung“, sagte sie. In Ettlingen habe sich für sie bei einem Besichtigungstermin „gleich die Idee eines Hauses“ aufgedrängt. Das soll mit Cortenstahl-Elementen angedeutet werden, die auf einem Rasenstück stehen.

Die Tür dieses Hauses ist geöffnet und liegt vor dem Haus. Auf dieser Bodenplatte sind die Worte Mut, Zivilcourage, Menschenwürde, Beherztheit, Entschlossenheit, Charakter und Schutz herausgeschnitten. Geplant ist auch eine erläuternde Tafel, sodass Betrachter zu dem Werk einen leichteren Zugang erhalten.

Auch Engagement von Luise Krause soll erwähnt werden

Im Verwaltungsausschuss gab es unisono Rückenwind für das Vorhaben. Allerdings regte Elisabeth Führinger für die CDU an, die vorgesehene Tür nicht in Form einer Bodenplatte zu realisieren, sondern zu stellen. Dies aus Gründen der Lesbarkeit und der geringeren Verschmutzung.

Die anderen Fraktionen schlossen sich dieser Überlegung an. Das Motiv des Hauses fanden sie überzeugend. Es sei wichtig, die Erinnerung wachzuhalten und dauerhaft herauszustellen, was Otto Hörner damals geleistet habe.

Auch solle Luise Krause, seine Unterstützerin, textliche Erwähnung finden. Das Denkmal soll – je nach Witterungslage – Anfang 2023 stehen und eingeweiht werden.

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