Skip to main content

Bürger besorgt wegen Ukraine-Krieg

Stadtwerke Ettlingen: Keine Engpässe bei der Gaslieferung und stabile Preise 2022

Die Stadtwerke Ettlingen beziehen Gas nicht nur aus Russland. Sie sehen keinen Versorgungsengpass für die Verbraucher. Dennoch wollen sie sich unabhängiger vom Gas machen.

Raumtemperatur reduzieren: Das ist nur einer von mehren Spartipps der Stadtwerke Ettlingen, die aber keine Anzeichen für einen Engpass beim Gas sehen.
Raumtemperatur reduzieren: Das ist nur einer von mehren Spartipps der Stadtwerke Ettlingen, die aber keine Anzeichen für einen Engpass beim Gas sehen. Foto: Fernando Gutierrez-Juarez Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Ze

Die Verunsicherung der Bürger ist groß. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben die Stadtwerke Ettlingen vermehrt Kunden an der Strippe, die beunruhigt sind wegen möglicher Versorgungsengpässe beim Gas. „Vor allem ältere Menschen sorgen sich, dass die Russen den Gashahn zudrehen“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Jochen Fischer.

Diese Gefahr stuft er gemeinsam mit Sven Scherer, Prokurist der SWE-Netz GmbH, und Vertriebsleiter Martin Meier derzeit als gering ein, denn bislang habe sich Russland an die existierenden Verträge gehalten und wie gewohnt auf normalem Niveau geliefert. „Wir wissen aber nicht, was da noch kommt.“

Klar sei, dass es – anders als beispielsweise bei den Nachbarstadtwerken in Karlsruhe – im laufenden Jahr keine Erhöhung bei den Gaspreisen für Bestandskunden geben werde. Das habe man im Spätjahr 2021 zugesichert und dabei bleibe es.

Der Ettlinger Energieversorger will die Preisentwicklung beim Gas beobachten und dann im Herbst möglicherweise eine neue Entscheidung treffen. Der Einkauf für Privat- und Gewerbekunden sei bis einschließlich 2023 abgeschlossen, erklärt Martin Meier. „Da sind wir auf der sicheren Seite.“

Industriekunden kaufen kurzfristig ein

Und auch für 2024/ 2025 hätten die Stadtwerke schon weitgehend eingedeckt. Die Jahresmenge, um die es geht, sind rund 350 Millionen Kilowattstunden.

Anders als bei den Privat- und Gewerbekunden sehe es bei den großen Industriekunden der Stadtwerke aus, die beim Gas-Einkauf häufig kurzfristig entscheiden und damit höheren Preisschwankungen ausgesetzt seien. „An die haben wir für 2023 praktisch noch nichts verkauft, weil viele von ihnen hoffen, die Preise könnten wieder sinken.“

Uniper ist der Hauptlieferant

Haupt-Gaslieferant der Ettlinger Stadtwerke ist der finnische Staatskonzern Uniper mit Sitz in Düsseldorf, der wiederum die Energie aus unterschiedlichen Ländern bezieht – aus Russland, aber auch aus Norwegen und den Niederlanden.

Der Netzbetreiber terranets Baden-Württemberg sorgt für die überörtlichen Weiterverteilung im Land, die Stadtwerke Ettlingen „übernehmen“ an einem Übergabepunkt in Bruchhausen das Gas für ihr Netz und verteilen es weiter. Dieses Netz ist – inklusive der Gasversorgung Malsch–Durmersheim – rund 300 Kilometer lang, etwa 8.000 Haushalte sind daran angeschlossen.

Gaszufuhr wurde schon einmal 2012 gedrosselt

Für die Gasdurchleitung gibt es vier Druckstufen. Maximal durchgeleitet werden können laut Sven Scherer 17.000 Kubikmeter Gas pro Stunde, bei normalem Betrieb sind es 11.000 Kubikmeter pro Stunde oder 200.000 Kilowattstunden.

Sollte das Gas knapp werden, was derzeit nicht zu erwarten stehe, müssen die Stadtwerke Ettlingen auf terranets-Anweisung ins Gasnetz eingreifen und die Zufuhr drosseln. „Das hatten wir schon mal im Februar 2012“, erinnert sich Scherer.

Damals waren nicht geopolitische Einflüsse oder eine kriegerische Auseinandersetzung der Grund, sondern wegen extremer Kälte lieferte die russische Gazprom weniger Gas nach Europa. Konsequenz auf lokaler Ebene: Das Albgau-Hallenbad, Schulen und Blockheizkraftwerke wurden rund eine Woche lang vom Netz genommen.

Wir sollten jedes Potenzial nutzen, das unsere Unabhängigkeit verbessert.
Jochen Fischer, Stadtwerkechef

Stadtwerke-Chef Fischer hat an die Endverbraucher die (tröstliche) Botschaft, ihnen werde im Krisenfall als letzte der Gashahn zugedreht. So sehe es das Energiewirtschaftsgesetz vor.

Grundsätzlich sei es Bestreben auch seines Unternehmens, sich unabhängiger vom russischen Gas zu machen. Man wolle die eigene Energieerzeugung, etwa Geothermie, ausbauen, setze auf Photovoltaik im größeren Stil, Biogasanlagen und Windkraft. „Wir sollten jedes Potenzial nutzen, das unsere Unabhängigkeit verbessert“, so Fischer.

Tipps zum Energiesparen

Und was können die Bürger tun? Stoßlüften statt Fenster dauerhaft zu kippen, die Raumtemperatur um ein Grad reduzieren, was eine Ersparnis von sechs Prozent bringt, regelmäßig die Heizkörper entlüften und die Verkleidung davor entfernen.

Wer an eine Umrüstung oder neue Heizungsanlage denkt, dem bieten die Stadtwerke unter (0 72 43) 10 16 46 ihre Beratung an. Am 29. April steht bei der „Nacht des Gewerbes“ auf dem Parkplatz der Stadtwerke das Energiespar- und -sanierungsmobil des Landes Baden-Württemberg. Auch dort bekommt man Gratis-Infos.

nach oben Zurück zum Seitenanfang