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Am 28. Dezember ist Schluss

Sternlesmarkt-Bilanz in Ettlingen: Für die einen top, für andere ein Flop

Je nach Lage der jeweiligen Buden fällt die Bilanz der Standbetreiber des Ettlinger Sternlesmarktes sehr unterschiedlich aus. Besonders unzufrieden sind diejenigen, die im Stadtgarten angesiedelt sind. Sie fordern Nachbesserungen.

Ein Junge sitzt auf einem Motorrad auf einem Karussell
Eine letzte Runde mit dem Motorrad: Der zweijährige Lio freut sich am vorletzten Öffnungstag des Ettlinger Sternlesmarktes auf die Fahrt mit dem Karussell. Foto: Julia Trauden

Die Gelegenheit wollten sich Margot und Peter Wittemer nicht entgehen lassen: Ein letztes Mal in diesem Jahr trinken die Ettlinger am Dienstagmittag Glühwein auf dem Sternlesmarkt, der an diesem Mittwoch schließt.

Zufällig getroffen haben die beiden hier Freunde aus Rüppurr. Harald und Maria Göhler schätzen die gemütliche und familiäre Atmosphäre in der Stadt an der Alb. „Es ist schöner als in Karlsruhe“, finden sie, „und von Rüppurr ist es ja nicht weit.“

Am vorletzten Tag ist reger Betrieb

So wie die vier Freunde nutzen am sonnigen Dienstag viele Menschen die Möglichkeit, nochmal einen Glühwein zu trinken, Bratwurst zu essen und an den Kunsthandwerkerbuden zu stöbern.

Eva Landgräber ist am Stand von Fellotto vor dem Rathaus fündig geworden. Ein paar warme Schühchen aus Lammfell für das erst vier Wochen alte Enkelkind sollen es sein.

An Ettlingen schätzt die Rüppurrerin wie zahlreiche andere Besucher das gemütliche, heimelige Ambiente. Nur eine Veränderung ist ihr aufgefallen: „Es sind mehr Essensstände geworden.“ 16 Imbissstände kommen in diesem Jahr auf 13 Kunsthandwerkerbuden.

Ich bin begeistert.
Anita Kaufmann, Schmuckverkäuferin

Letztere sind mit dem Geschäft größtenteils zufrieden –zumindest diejenigen, die einen Stand am Marktplatz oder dem Erwin-Vetter-Platz haben. Von mehr Besuchern als 2019, also dem letzten Jahr vor Corona, berichtet sogar Sarah Raad, die auf dem Marktplatz unter anderem Edelsteine und Schmuck verkauft.

Regelrecht begeistert zeigt sich Anita Kaufmann, die ebenfalls Schmuck am Marktplatz verkauft und nach zehn Jahren auf dem Weihnachtsmarkt in Baden-Baden zum ersten Mal in Ettlingen dabei ist. „Es lief sehr gut“, sagt Kaufmann, „ich würde auf jeden Fall wiederkommen.“

Und auch die Betreiber von Essens- und Glühweinständen können nicht klagen. Besonders abends sei viel los gewesen, und durch den nur wenige Meter entfernten Bratwurststand habe man auch ein „gutes Mittagsgeschäft“ gehabt, berichtet Mitarbeiter Ahmed von der Glühweinpyramide.

Am Stadtgarten war es so lala.
Arno Bügler, Schausteller

„Wir sind sehr zufrieden“, sagt Arno Bügler, der neben dem Stand mit gebrannten Mandeln auf dem Erwin-Vetter-Platz auch den Schokofrüchte- und den Pizzastand am Marktplatz betreibt.

Punktabzüge für die Lage gibt er dem neuen, dritten Standort des Sternlesmarktes im Stadtgarten. Dort betreiben die Büglers die Kindereisenbahn und einen Imbissstand.

„Da war es so lala“, zieht Bügler Bilanz. Ob er kommendes Jahr nochmal dorthin will? „Kommt drauf an“, sagt der Schausteller. Wenn die Stadt am Standort das Angebot ausbaue, etwa mit Eisstockschießen und mehr Hütten, dann könne er sich das vorstellen.

Die Kindereisenbahn im Ettlinger Stadtgarten
Einsamer Nikolaus: Während im Karussell auf dem Marktplatz am vorletzten Öffnungstag des Sternlesmarktes reger Betrieb war, zog es nur wenige Kinder zu Mini-Eisenbahn im Stadtgarten. Foto: Julia Trauden

Von unterschiedlichen Erfahrungen am Marktplatz und im Stadtgarten berichten auch Bettina und Hubert Herzog, die in Sternschnuppenhütten Strickwaren, Kulturbeutel und Kissen verkaufen.

Am Marktplatz sei das Geschäft gut gelaufen, im Stadtgarten hätten sie dagegen an einem von zwei Tagen gar nichts verkauft. „Es braucht ein richtiges Konzept und viel Vorarbeit“, damit der Standort funktioniere, sagt Bettina Herzog.

Dritter Standort sollte Einkaufsstraße beleben

Mit dem Standort im Stadtgarten wollte die Stadt dem Einzelhandel in der Leopoldstraße etwas Gutes tun, er sollte Kunden in die Geschäfte bringen. Letzteres sei nicht der Fall gewesen, erklärt Stephanie Menth, Verkäuferin im Lykke Concept Store in der Leopoldstraße.

Nachmittags habe sie die Horden an ihrem Schaufenster vorbeiziehen sehen, allerdings alle in Richtung Innenstadt und damit weg vom Stadtgarten.

Ihren Kunden hat sie Gutscheine ausgehändigt für Speisen und Getränke in den Hütten am Stadtgarten. „Zum Teil haben die gar nicht gewusst, dass da noch was ist.“ Die Stadt hatte die Gutscheine an die Händler zur Weitergabe verteilt, um den Standbetreibern mehr Zulauf zu verschaffen.

Man muss auch der Stadt Ettlingen eine Chance geben.
Linda Bergmann, Standbetreiberin im Stadtgarten

Gebracht hat dies nach der Meinung von Linda Bergmann nichts. „Die Resonanz war gleichbleibend“, nämlich eher schlecht, erzählt die Betreiberin eines Crêpe-Stands.

Ob sie nächstes Jahr nochmal wieder kommen würde? Das habe sie noch nicht entschieden. „Man muss auch der Stadt Ettlingen eine Chance geben“, betont sie. Nachbesserungen wie mehr Kunsthandwerkerhütten im Stadtgarten oder auf dem Weg zum Stadtgarten hält sie für sinnvoll.

Individuelles Geschenk: An einem Kunsthandwerkerstand auf dem Marktplatz ist Adriana Hippert aus Beinheim im Elsass fündig geworden. Für ihre Enkelin, die demnächst sechs wird, kauft sie einen Traumfänger in Pink.
Individuelles Geschenk: An einem Kunsthandwerkerstand auf dem Marktplatz ist Adriana Hippert aus Beinheim im Elsass fündig geworden. Für ihre Enkelin, die demnächst sechs wird, kauft sie einen Traumfänger in Pink. Foto: Julia Trauden

„Man könnte es richtig schön machen“, findet auch Martina Köhler, die in einer Sternschnuppenhütte im Stadtgarten selbstgemachte Puppen und mehr verkauft.

Ihrer Meinung nach braucht es mehr Stände, um den Standort aufzuwerten – und mehr Wegweiser, die die Besucher dorthin leiten. „Ist das hier alles?“, sei sie gefragt worden von Menschen, die vom Bahnhof kamen und auf den Sternlesmarkt wollten. „Das sieht schon arg dürftig aus“, hätten andere ihre Enttäuschung zum Ausdruck gebracht.

Kulturamtschef kündigt Manöverkritik an

Christoph Bader, als Kulturamtsleiter in Ettlingen verantwortlich für die Planung des Sternlesmarktes, kündigt eine „Manöverkritik“ an, bei der es auch um den Standort Stadtgarten gehen soll.

Die Sternschnuppenhütten dort seien schlecht frequentiert gewesen. Insgesamt wertet Bader den Sternlesmarkt – zumindest am zentralen Platz – aber als einen „vollen Erfolg“.

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