Weihnachtsvorfreude in angepasstem Rahmen. Seit vergangenem Freitag ist in Ettlingen die Sternlesstadt geöffnet – im Corona-Jahr 2020 etwas anders als der traditionelle Weihnachtsmarkt in Ettlingen.
Viele Menschen, die ihre Einkäufe erledigten und samstagmorgens den Markt besuchten, nutzen die Möglichkeit, um den alternativen Budenzauber kennenzulernen, so auch Michael Kopp mit seinem elfjährigen Sohn Felix. „Wir finden es sehr schön, dass trotz Corona ein Weihnachtsmarkt veranstaltet wird. Besonders am Abend kommt eine besondere Stimmung auf – trotzdem fehlt der Glühwein und die Bratwurst“, so Kopp.
Bürgerstiftung verkauft Mundartbändchen
Direkt neben dem Rathauseingang hat die Bürgerstiftung Quartier bezogen. Stephan Andretzky hält das neu erschienene Werk des Ettlingers Michael Köhler „Gugg mol do no“ mit vielen Mundartgeschichten „uff Eddlingerisch“ in den Händen.
Von hundert Exemplaren habe man am Samstagnachmittag schon über die Hälfte verkauft. „Auffällig ist, dass auch viele Auswärtige vorbeikommen und sich für das Büchlein interessieren“, berichtet Andretzky. Mit den Einnahmen unterstütze man derzeit karitative Projekte zur musikalischen Förderung im Behindertenbereich.
300 Kerzen aus eigener Manufaktur
Schräg gegenüber hat Dennis Bayer etwa 300 bunte Kerzen aus seiner eigenen Manufaktur aufgestellt. Jede Kerze sei mit Liebe von Hand mit recyceltem Wachs gefertigt. „Wir spenden fünf Prozent des Umsatzes in soziale Projekte und binden solche Einrichtungen auch in die Produktion mit ein“, so Bayer. Der Grötzinger glaubt, dass der Sternlesstadt das Adventskranzgeschäft gefehlt hat. Die Laufkundschaft sei präsent, egal ob mit oder ohne Bewirtung.
Viele Stammkunden lassen auch Trinkgeld liegen.Karl Traber, Süßwarenhändler
Wenige Meter weiter bleiben viele Stadtbummler stehen, zücken ihr Smartphone und fotografieren den adventlich gezierten Süßigkeitenstand von Karl Traber. Das Team freue sich über jeden Euro, der in der Corona-Zeit in die Kasse fließt. „Wir haben den gleichen Standort wie in den letzten Jahren. Die Leute wissen, wo sie uns finden und viele Stammkunden lassen auch etwas an Trinkgeld liegen – wir spüren, dass wir beliebt sind“, freut sich der Budenbetreiber.
Am Georgsbrunnen befindet sich die Sternschnuppen-Hütte Nummer 2. Hinter dem mit Tannenzweigen und Leuchtmittel geschmückten Verkaufstresen steht Anna-Marie Rathel und bietet Weihnachtsgebäck und schöne Dekorationsgegenstände aus AnMa’s Brasserie an. „Man spürt, dass die Besucher verhalten sind und sich an die Regeln halten.
Bevor sich Warteschlangen bilden, laufen viele weiter“, meint sie, auch seien einige Leute überrascht, dass in der Stadt Weihnachtsbuden aufgebaut sind. An ihrem Stand macht sie auch Werbung für den Onlineshop; die junge Frau hofft, dass die Konsumenten nicht nur über Amazon bestellen, sondern auch regionale Händler unterstützen.
Auch Sicherheitsdienste zeigen Präsenz
Immer wieder kreuzen Mitarbeiter der Sicherheitsdienste in ihren leuchtenden Warnwesten die Wege. Einer von ihnen ist Angelo Velardi, der den Nachmittag als ruhig und besinnlich beschreibt. „Alle Leute sind freundlich und sie halten sich an die Regeln. Vereinzelt müssen wir Besucher an die Maskenpflicht erinnern.“
Im Stadtgarten sind in diesem Jahr erstmals festlich geschmückte Hütten aufgebaut. Wie in der ganzen Sternlesstadt sind die Buden über den Platz verteilt, um größere Ansammlungen zu vermeiden. Max Rother ist mit seiner Freundin aus Karlsruhe zu Besuch – die beiden schauen sich an der Sternschnuppen-Hütte 5 Filzschuhe an. „Eine angenehme und behagliche Atmosphäre in dieser schwierigen Zeit und sehr gut gelöst.
Die Regeln sind überall aufgelistet und man fühlt sich nicht beengt“, findet er. Trotzdem fehlen ihm die Abende, wo man sich mit Freunden mal auf einen Glühwein trifft. Zufrieden, dass es überhaupt etwas gibt ist auch Standbetreiberin Irene Leibold, zum zweiten Mal sind sie mit ihren selbstgestrickten und genähten Utensilien hier: „Für die Corona-Zeit ist doch relativ viel los.“
„Schokoladenfabrik“ begeistert die Kinder
Der nächste Stand lässt die Kinderherzen höher schlagen. „Schokoladenfabrik“ steht groß unter dem Dachgesims. Luis Schweitzer schält gerade eine Banane und bepinselt sie mit schwarzer Schokolade. Der 16-Jährige hilft Onkel und Tante bei der Arbeit – sie kommen aus Worms und verkaufen schon seit einigen Jahren in Ettlingen ihre Schokofrüchte.
Das Geschäft laufe jedoch noch nicht so gut, „am Stadtgarten halten sich nicht so viele Menschen auf, wie im Zentrum. Aber hier ist immer noch mehr wie in vielen anderen Städten – dafür sind wir dankbar“, so Luis. Kathrin und René Heller sind gerade mit ihren Töchtern auf dem Weg in die Innenstadt.
Freude auf die Stiefel-Rallye
Die siebenjährige Leni und die vier Jahre jüngere Luisa freuen sich besonders auf die Stiefel-Rallye zu Nikolaus. Vor einigen Tagen gaben sie im Rathaus ihre Stiefel ab. Der CAP-Markt füllte etwa 660 Kinderstiefel mit weihnachtlichen Leckereien. Viele Ettlinger Geschäfte beteiligen sich an der Aktion.
Aufgabe der Kinder ist, ihre Stiefel in den Läden wiederzufinden. „Die beiden werden das Karussell vermissen. Bei den letzten Sternlesmärkten konnte es sich nicht oft genug drehen“, erzählt Papa René. „Die Bewirtungs- und Glühweinstände fehlen auch. Für uns war es immer ein wichtiger Programmpunkt und hat ab und an ein Abendessen ersetzt. Man hat sich oft mit Menschen getroffen, die man lange nicht gesehen hat.“