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Weniger Waren – mehr Bedürftige

Tafelladen Ettlingen zieht die Notbremse: Keine neuen Kunden mehr

Nichts geht mehr: Der Ettlinger Tafelladen hat seit kurzem einen Aufnahmestopp verhängt und die Einkaufstage für die Kunden reduziert. Die Verantwortlichen erklären, warum das so ist.

Viel zu tun trotz weniger Waren: Die Ehrenamtlichen im Ettlinger Tafelladen,  wo sie  Obst und Gemüse vor dem Verkauf putzen.
Die Ehrenamtlichen im Ettlinger Tafelladen putzen Obst und Gemüse, bevor es verkauft wird. Foto: Heidi Schulte-Walter

Die Tafeln im Land schlagen Alarm: weniger Warenspenden als sonst und immer mehr Menschen mit kleinem Geldbeutel, die einkaufen wollen.

Das ist auch im Ettlinger Tafelladen so, der jetzt zu einem drastischen Mittel greifen musste: „Wir haben einen Aufnahmestopp und nehmen vorerst keine neuen Kunden mehr“, berichtet Beate Rashedi, Geschäftsführerin der Diakonie im Landkreis Karlsruhe.

Die Diakonie ist seit 15 Jahren Träger des Tafelladens, Kooperationspartner sind AWO, Caritas, Rotes Kreuz und Stadt Ettlingen.

Zahl der Berechtigungsausweise gestiegen

Im März waren es noch 250 Frauen und Männer, die einen Berechtigungsausweis für den Laden hatten. Inzwischen sei die Zahl auf 350 angewachsen.

Uns werden seit Wochen von Discountern deutlich weniger Waren gespendet.
Beate Rashedi, Diakonie-Geschäftsführerin

Durch den Krieg in der Ukraine kamen rund 100 Flüchtlinge hinzu. Sie haben in Ettlingen vorübergehend eine neue Heimat gefunden, sind teils privat untergebracht, teils im Hotel Sonne (Pforzheimer Straße) und in Ettlingen-West (Englerstraße).

Rashedi wirbt um Verständnis: „Uns werden seit Wochen von den großen Discountern deutlich weniger Waren gespendet. Dadurch reduziert sich zwangsläufig unser Angebot für die Menschen.“ Konsequenz: Für jeden Tafelladen-Kunden gebe es nur noch zwei Einkaufstage pro Woche.

Wann sich die Situation wieder entspanne, wisse niemand. Ein Problem sei, so Beate Rashedi, dass einige Supermärkte inzwischen dazu übergingen, kurz vor Ladenschluss Waren zu reduzierten Preisen anzubieten. „Die fehlen dann natürlich für die Tafel.“

In Bad Herrenalb die gleichen Probleme

Entsprechend kommen die Fahrer von ihren Touren zu insgesamt 45 Warenspendern seltener mit gut gefüllten Autos zurück. In Bad Herrenalb, seit April 2010 Außenstelle der Ettlinger Einrichtung, sei die Situation nicht besser, so Rashedi. „Die haben die gleichen Probleme wie wir.“

Sibylle Thoma, die sich als Leiterin des Ettlinger Tafelladens seit vielen Jahren ehrenamtlich engagiert, nickt zustimmend, wenn die Diakonie-Chefin sagt: „Die Not potenziert sich gerade.“ Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs würden ständig teurer, Strom- und Energiekosten müssten aus den Hartz-IV-Regelsätzen bezahlt werden, das seien „enorme Belastungen“. Daher laute eine Forderung der Tafeln an die Politik, die Sätze zu erhöhen.

Es fehlt an Molkereiprodukten und Haltbarem

Im Laden im Ferning fehlt es derzeit an vielem: Molkereiprodukte sind knapp, bei Obst- und Gemüse gibt es auch Engpässe, bei haltbaren Artikeln (Zucker, Mehl, Reis, Nudeln, Kaffee, Konserven) könnten die Stückzahlen ebenfalls größer sein. Man versuche, das vorhandene Sortiment „möglichst gerecht zu verteilen“, so Thoma. Nicht immer gelinge das.

Den ukrainischen Flüchtlingen helfen bei Einkauf und Orientierung im Ettlinger Tafelladen beispielsweise Anna und Eva. Anna ist Russin, lebt seit vielen Jahren in Waldbronn, Eva kommt aus Polen und wohnt heute in Ettlingen.

Beide übersetzen, wenn es Fragen zum Produkt oder zur Zubereitung von Speisen daheim geht, und spüren dabei viel Dankbarkeit. Natürlich „gibt es immer auch Leute, die meckern, aber das ist die Minderheit“, schildert Eva ihre Erfahrungen.

60 Ehrenamtliche helfen mit

Insgesamt helfen im Tafelladen 60 Ehrenamtliche mit, holen Waren ab, räumen sie ein, putzen, sitzen an der Kasse oder stehen an der Backwarentheke. Sibylle Thoma könnte noch ein paar mehr „gute Geister“ brauchen.

Jüngst überraschte sie der Einsatz von jungen Leuten aus dem Ettlinger Albertus-Magnus-Gymnasium und dem Dominikus-Gymnasium Karlsruhe, die ein Sozialpraktikum im Tafelladen absolvierten. „Es war toll, zu erleben, wie die angepackt haben.“

Service:

Warenspenden an den Tafelladen nach Terminvereinbarung unter Telefon (0 72 43) 5 23 28 54 oder E-Mail tafelladen-ettlingen@t-online.de Geldspenden: Diakonie Ettlingen, Kennwort: Tafel Ettlingen, IBAN: DE 39 660 501 01 000 1 282 680.

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