Von unserem Mitarbeiter Klaus Müller
„Der Aufwand, eine klassifizierte Straße, in eine Tempo-30-Zone umzuwandeln, ist enorm.“ Solche Erfahrungen, hier kundgetan vom stellvertretenden Waldbronner Hauptamtsleiter, Nick Lamprecht, dürften viele Gemeinde gemacht haben. Immerhin: Was noch vor Jahren ein fast unmöglicher Akt war – wohlgemerkt bezogen auf Orts- beziehungsweise Gemeindestraßen – hat sich inzwischen zur Normalität entwickelt: Tempo 30 durch Ortschaften. Das jedenfalls ergab eine BNN-Umfrage in den Kommunen des südlichen Landkreises.
Aber auch hierbei gibt es die eine oder andere Feinheit. Eine Tempo-30-Zone umfasst nach Auskunft des Landratsamtes mehrere Straßenzüge, oft ganze Wohngebiete. Dann gibt es noch den Tempo-30-Bereich. Dabei handelt es sich um einen Streckenabschnitt einer einzelnen Straße. Richtig kompliziert wird es eben bei klassifizierten Straßen (Kreis-, Landes- und Bundesstraße), die durch Ortschaften führen. Die Kurzform: Verkehrsschau mit den zuständigen Behörden, verkehrsrechtliche Prüfung, Ausarbeitung eines Beschilderungsplans. Wird der Wunsch nach Tempo 30 mit Lärmschutz begründet, bedarf es eines Gutachtens. Die am Rechner erfassten Daten müssen in ein Lärmaktionsplan fließen.
Und wie sieht es mit Tempo 30 nun in den Kommunen aus?
Ettlingen
Tempo 30 muss laut Kristian Sitzler, Leiter des Ordnungsamtes, vor allem in Wohngebieten gefahren werden. Mit ein Leitfaden der Stadt ist der Paragraf 45, Absatz 9 der Straßenverkehrsordnung. Darin heißt es sinngemäß: Beschränkungen des fließenden Verkehrs dürften nur dann angeordnet werden, wenn aufgrund der örtlichen Verhältnisse eine besondere Gefahrenlage entsteht. Momentan, so die Verwaltung, liegen von Anwohnerseite keine Forderungen nach zusätzlichen Tempo-30-Bereichen vor.
Rheinstetten
Bis auf wenige Streckenabschnitte von Gemeindestraßen, unter anderem in Gewerbegebieten, sei flächendeckend Tempo 30 eingeführt worden, so die Auskunft der Verwaltung. Im nächsten Schritt will die Große Kreisstadt mit Blick auf Tempo 30 klassifizierte Straßen in Angriff nehmen. Die „letzten 30er-Initiativen“ seien vom Gemeinderat ausgegangen.
Waldbronn
Beim Unterfangen, flächendeckend Tempo 30 einzuführen, kam der Gemeinde die Sanierung der L 623 („Ochsenstraße“) zugute. Durch die einjährige Sperrung konnten Umleitungsstraßen wie die Ettlinger Straße (L 623) in einer 30er Zone umgewandelt werden – verbunden mit einem absoluten Halteverbot. Inzwischen gilt in 95 Prozent der Gemeindestraßen Tempo 30.
Karlsbad
Auch hier gilt laut Jürgen Augenstein vom Hauptamt abseits der klassifizierten Straßen Tempo 30. Und die Gemeinde hat nachgemessen: Von etwa 13 Prozent der motorisierten Verkehrsteilnehmer werde die Tempovorgabe überschritten. Die durchschnittlich gefahrene Geschwindigkeit aller Verkehrsteilnehmer liege bei 39 Kilometer.
Malsch
Auf 70 bis 80 Prozent der Gemeindestraßen gelte Tempo 30, sagt Hauptamtsleiter Heribert Reiter. Aktuell gebe es keinen Zeitplan, alle weiteren Gemeindestraße in Tempo-30-Zonen umzuwandeln. Ob in der Muggensturmer Straße nach Abschluss der innerörtlichen Baumaßnahmen Tempo 30 beibehalten bleibt, muss sich zeigen. Entsprechende Forderungen kommen immer wieder auf.
Marxzell
Im Ortsteil Pfaffenrot gilt laut Nastassia Di Mauro, Fachleiterin zentrale Dienste, auf den Gemeindestraße Tempo 30 – in den anderen Ortsteilen nur bedingt. Konkrete Überlegungen Tempo 30 deutlich zu erweitern, gibt es zurzeit keine.
Bad Herrenalb
Auch in der Kurstadt liegt derzeit keine Gesamtplanung Tempo 30 vor. In der Kernstadt selbst gilt fast überall „ die 30“. Weitgehend, so das Ergebnis jüngster Geschwindigkeitsmessung, hielten sich die Verkehrsteilnehmer an die zulässigen, innerörtlichen Geschwindigkeiten.
Autofahrer müssen sich umgewöhnen
Tempo 30 auszuweisen, ist eine Sache; eine andere, das Verhalten der Autofahrer. Subjektiv gesehen – aus dem Blickwinkel der Anwohner – wird oft schneller gefahren. Und dem ist tatsächlich so. Es bedarf einer gewissen „Eingewöhnungsphase“, bis so mancher Verkehrsteilnehmer es geschnallt hat, dass Tempo 50 vielerorts der Vergangenheit angehört.
Bewährt haben sich gut sichtbare „30er-Zeichen“, die in großen Ziffern auf den jeweiligen Straßen angebracht sind. Und es hat sich noch etwas gezeigt: Geschwindigkeitsüberschreitungen gehen nicht selten aufs Konto von Ortsansässigen und weniger von Ortsfremden.