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Amphibiensammelaktionen trotz Corona

Kröten wieder unterwegs: Tierschützer aus Ettlingen und Umgebung bitten Autofahrer, langsam zu machen

Damit der warme Asphalt nicht zur Todesfalle für Kröten wird, bittet der Tierschutz Autofahrer jetzt besonders aufmerksam und langsamer zu fahren. Auch schnelles ausweichen kann für ein Tier den Tod bedeuten.

Auf Hochzeitsreise: Ein Erdkröten-Paar ist unterwegs zum Laichgewässer. Dabei lässt sich das kleinere Männchen gerne vom größeren Weibchen tragen.
Auf Hochzeitsreise: Ein Erdkröten-Paar ist unterwegs zum Laichgewässer. Dabei lässt sich das kleinere Männchen gerne vom größeren Weibchen tragen. Foto: Stadt Rheinstetten

Mancherorts sind die Erdkröten schon wieder unterwegs, um zu ihren Laichplätzen zu wandern. Während beispielsweise in Rheinstetten bereits erste Tiere entdeckt wurden, stehen sie in Waldbronn und Malsch noch in den Startlöchern.

Durch den Unterdruck, der beim schnellen Vorbeifahren entsteht, platzen die Tiere innerlich.
Isa Weinerth, Umweltschutzbeauftragte von Malsch

„Ich rechne täglich damit, dass es losgeht“, sagt Isa Weinerth, die Umweltschutzbeauftragte von Malsch. Seit Jahren sorgt sie gemeinsam mit ehrenamtlichen Helfern dafür, dass möglichst viele Kröten und andere Amphibien ihre Wanderung gut überstehen. Denn der Weg ist mitunter gefährlich. „Vor allem, wenn die Tiere die Straße überqueren. Es geht dabei nicht nur darum, dass die Tiere nicht überfahren werden. Wenn Autos zu schnell fahren, dann sterben die Kröten auch, wenn man ihnen ausweicht. Durch den Unterdruck, der beim schnellen Vorbeifahren entsteht, platzen die Tiere innerlich.“

Deshalb sei es während der Krötenwanderung besonders wichtig, an den betroffenen Streckenabschnitten langsam zu fahren. Beispielsweise zwischen Reichenbach und Etzenrot sei ein solcher Streckenabschnitt, wo kein Lückenschluss zwischen den Barrieren am Straßenrand möglich sei.

Kröten werden unter Corona-Bedingungen gesammelt

Auch in diesem Jahr werden die Ehrenamtlichen wieder unterwegs sein. „Wir sammeln nicht kreuz und quer, sondern unter Corona-Bedingungen, mit dem nötigen Abstand. Wir haben die offizielle Erlaubnis dafür eingeholt“, so Weinerth. Die Gemeinde habe für die Ehrenamtlichen das Material für die Zäune gestellt und beim Aufbau der Vorrichtungen unterstützt.

Das sind wunderschöne Tiere!
Isa Weinerth, Umweltschutzbeauftragte von Malsch

„Ich betreue sowohl Malsch als auch Waldbronn in dieser Sache. Das ist eine ganz tolle Truppe. Auch viele Kinder helfen mit.“ Die Erdkröten hätten entgegen ihres Rufs auch überhaupt keinen „Ekelfaktor“. „Das sind wunderschöne Tiere! Sie sind nicht glitschig, nur kalt am Bauch.“ Auch Feuersalamander seien an den Streckenabschnitten unterwegs.“

„Einen Salamander haben wir schon entdeckt“, sagt Karl Görig, Vorsitzender des Malscher Umweltschutzvereins. Für diese Saison hat der Verein 14 freiwillige Helfer, die abends mit Eimer und Taschenlampe bei Sulzbach den Amphibien über die Straße helfen. „Anfang der 80er-Jahre waren die Straßen noch voll mit Kröten. Heute sieht man dagegen kaum noch welche. Woran genau das liegt, kann man nicht genau sagen“, so Görig.

Dasselbe gelte auch für die Springfrösche, von denen es in der Gegend um Muggensturm früher eines der größten Vorkommen in Baden-Württemberg gegeben habe.

Springfrösche seit Ende Januar unterwegs

In Rheinstetten ist die Wanderung der braunen Springfrösche seit Ende Januar schon in vollem Gange. „Die Wanderung wurde durch die Frostperiode nur unterbrochen“, erklärt Martin Reuter, stellvertretender Sachgebietsleiter beim Bauamt, Tiefbau und Umwelt in Rheinstetten. „An einem Tag wurden in der Messstation in Rheinstetten -15,4 Grad gemessen. Das hat sicher einige Verluste gebracht. Erhebungen dazu gibt es bisher aber nicht.“

Während die Springfrösche Frühstarter sind, mögen es die Erdkröten für ihre Wanderung etwas wärmer. Die ersten Tiere sind bereits unterwegs. „Wann sie starten, hängt sehr von der Lage des jeweiligen Gebietes ab. Auf sandigen Böden oder in sonnenexponierten Lagen geht es früher los als auf kühlen Lehmböden oder in schattigen Gebieten.“

Wenn die Tiere wüssten, dass es auf der Straße gefährlich ist, könnte ein Springfrosch auch innerhalb einer Minute darüber hüpfen.
Martin Reuter, stellvertretender Sachgebietsleiter beim Bauamt, Tiefbau und Umwelt in Rheinstetten

Aufgrund der milden Witterung in vielen Wintern könne man oft nicht so gut abschätzen, wann die Wanderung beginnt. Die Einschätzung werde immer schwieriger aufgrund des Klimawandels. „Auch leiden die Laichgewässer in den letzten Jahren unter Wassermangel, das ist für den Bestand auch nicht gut.“ Der Verkehr habe massiv zugenommen in den letzten Jahrzehnten. Die Betreuung der Wanderzeit sei deshalb eigentlich nur eine Hilfskrücke, um das Massenmassaker auf der Straße zu entschärfen.

„Wenn die Tiere wüssten, dass es auf der Straße gefährlich ist, könnte ein Springfrosch auch innerhalb einer Minute darüber hüpfen. Aber eher das Gegenteil ist der Fall. So verharren zum Beispiel die Erdkrötenmännchen sogar ganz gerne auf dem Asphalt, da dieser Wärme speichert und sie dort freie Sicht auf ankommende Weibchen haben.“

Hilfe für die Tiere: Amphibienzäune und Untertunnelung

Entlang der L566 zwischen Mörsch und Ettlingen ist die Stadt zwar eigentlich nicht zuständig, trotzdem bringt das Umweltamt an diesem Streckenabschnitt seit Jahren einen Amphibienzaun an und hat spezielle Sammelkisten im Einsatz. „Der Vorteil dieser Sammelkisten ist, dass die Tiere durch eine Klappe hineinfallen und dann vor Kälte geschützt dort sitzen, bis sie eingesammelt und über die Straße getragen werden können.“ Jeden Tag sehen städtische Mitarbeiter in den Kisten nach dem Rechten.

Die Lebensräume der Tiere verschwinden, Umweltgifte und Krankheiten wirken sich negativ auf den Bestand aus.
Dorothea Kaminske, Vorstandsmitglied der Ettlinger BUND-Ortsgruppe

An der Straße von Neuburgweier in Richtung Au am Rhein gibt es, wie auch an der B3 zwischen Ettlingen und Wolfartsweier, schon seit Jahren eine feste Untertunnelung für die Amphibienwanderung. Dorothea Kaminske, Vorstandsmitglied der Ettlinger BUND-Ortsgruppe, weiß, dass diese Untertunnelung zwar funktioniert. „Aber der Bestand ist trotzdem geringer geworden. Die Lebensräume der Tiere verschwinden, Umweltgifte und Krankheiten wirken sich negativ auf den Bestand aus.“

Genaue Erhebungen zur Anzahl der Tiere, welche die Untertunnelungen nutzen, gebe es aber nicht. Ein Umstand, den Martin Reuter gerne ändern würde. „Eine Effizienzuntersuchung seitens des Landes würde ich mir wünschen. Denn es wurde viel Geld in die Hand genommen für die festen Amphibienleiteinrichtungen. Aber wir haben seither an diesen Streckenabschnitten eben keine belastbaren Zahlen mehr. Das ist schade.“

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