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Junge Kühe im Ort

Tradition in Schöllbronn: Die Moggel leben durch die Narren weiter

Meckel, Mockel, Moggel – die Schöllbronner haben viele Übernamen, die jedoch im Grunde alle das Gleiche bedeuten: junge Kühe.

Das Moggelhäs ist mit Bezug auf den Spitznamen der Schöllbronner das Symbol der örtlichen Fasnet.
Die Maske zeigt es jedes Jahr: Das Moggelhäs ist mit Bezug auf den Spitznamen der Schöllbronner das Symbol der örtlichen Fasnet. Foto: Narren-Zunft Schöllbronn

Die Entstehung des Übernamens der Schöllbronner ist nicht eindeutig geklärt, wie schon David Depenau in seinem Buch „Die Necknamen in Stadt und Landkreis Karlsruhe“ schreibt. Die wahrscheinlichste Variante ist die des Kuhmockele – das könnte aus dem Schwäbischen kommen, wo der Kuhkopf Symbol für Fastnachtsgruppen ist.

Mit Mockel, der Plural ist Meckel, werden kleine oder junge Kühe bezeichnet, wie es sie früher in großer Zahl auf den Weiden um das Dorf herum gab. Und nicht nur auf den Weiden, sondern auch im Wald, weshalb die Schöllbronner von ihren Nachbarn auch Schellenmockel – mit Bezug auf die Kuhschellen – und Waldbauern genannt wurden.

Kühe waren in den Familien üblich

Im Jahr 1809 etwa, so steht es im Buch „Geschichte des Dorfes Schöllbronn“ der wissenschaftlichen Archivare Herwig John und Jörg Schadt, hielten die rund 90 Familien in Schöllbronn – Herwig spricht auch von Scheelbronn, später Schellbronn und dann Schöllbronn, was ebenfalls Bezug zu den Schellen hat – 185 Kühe und 65 Ochsen. Fast jede Familie hatte zumindest eine Kuh. So wie die Schöllbronner von ihren Nachbarn auf die Schippe genommen wurden, machten sie es umgekehrt: Spessarter sind Eber, Ettlingenweierer sind Bohnenkringel oder Völkersbacher Besenbinder.

In vielen Ställen in Schöllbronn standen die typischen braun-weißen Kühe.
Andreas Lackner, Zunftschreibermeister der Narren-Zunft Schöllbronn

Gab es also früher in Schöllbronn viele den Necknamen gebende Kühe, so hat sich das Bild heute stark verändert. Andreas Lackner, Zunftschreibermeister der Narren-Zunft Schöllbronn, glaubt, dass nur noch der Bauernhof Ochs Kühe hält. Er erinnert sich noch an die Zeit vor Jahrzehnten, um die Eingemeindung 1974 herum, als „in vielen Ställen in Schöllbronn noch die typischen braun-weißen Kühe standen“.

Narren tragen Tradition weiter

Präsent sind Kühe aber dennoch in Schöllbronn, allerdings nicht auf Weide oder im Stall, sondern als Narren. Die Chaos-Moggel sind eine Gruppe der Narren-Zunft, deren Häs anknüpfend an die Tradition des Übernamens ein Kuhkopf ist. Ausgangspunkt war das Jahr 1986, als der Fastnachtsumzug bevorstand. In der Wirtschaft „Zur Sonne“ trafen sich daher die Verantwortlichen im Nebenzimmer, um den Umzug vorzubereiten. Er sollte ein Besonderer werden, wie es auf der Homepage der Narren-Zunft heißt.

Die zündende Idee stammte von einem Zugezogenen

Grundüberlegung war, dem Umzug ein Symbol zu geben. Unter ihnen auch ein „Neigschmeckter“, Josef Rebholz, den es, so Lackner, der Liebe wegen nach Schöllbronn verschlagen hatte. Und er hatte die zündende Idee: Ein Moggel als Häs. Wirtssohn Ralf Buchholz machte sich sofort ans Werk und schuf aus einem Motorradhelm, Papier, Plastik, Modelliergips, Leim, Leinentuch und Farbe die Urfassung des Moggelhäs. Das zugehörige Kuhfell wurde vom Sattler zugeschnitten. Mit Billigung des Karnevalkomitees wurden schnell noch zwei weitere Moggelköpfe geschaffen.

Dann kam der Fastnachtssamstag und der Umzug setzte sich in Bewegung – vorneweg die drei Moggel. Ein Rätselraten der Zuschauer setzte ein, wer sich denn wohl unter den Moggelköpfen befinde. Noch unterwegs wurde das Geheimnis gelüftet: Josef Rebholz, Ralf Buchholz und Klaus Bittmann hielten es unter dem geschlossenen Kopf nicht lange aus.

Zu einem Moggel-Brunnen gibt es keine konkreten Überlegungen.
Andreas Lackner, Zunftschreibermeister der Narren-Zunft Schöllbronn

Seitdem sind die Schöllbronner Moggel die Symbolfigur der Schöllbronner Fasnet, die sich am schwäbisch-alemannischen Brauchtum orientiert und deren Zahl sich von Jahr zu Jahr erhöhte. Und so auch dafür sorgte, dass die Schöllbronner ihren Übernamen wieder zurecht tragen können. Eines haben sie ihren Nachbarn in Spessart aber nicht nachgemacht: „Zu einem Moggel-Brunnen analog zu deren Eber-Brunnen gibt es keine konkreten Überlegungen“, sagt Lackner.

Serie über Spitznamen

Moggel, Besenbinder oder Dohlenaze: Für die Bewohner der Orts- und Stadtteile in Ettlingen und Umgebung gibt es zahlreiche Spitznamen. Außenstehenden oder Zugezogenen geben sie oft Rätsel auf. Woher sie kommen, erklärt die BNN-Redaktion Ettlingen in einer losen Serie.

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