Von Ulrich Krawutschke
„Das gewaltige Gewölbe liegt inzwischen wieder frei, selbst der Eingang zum geheimnisumwitterten Tunnel, der angeblich die Klöster Frauenalb und Herrenalb verbunden haben soll, ist wieder sichtbar“ heißt es in der Projektarbeit Synergiestrukturen - Klosterruine Frauenalb, die von 2009 bis 2011 von Studierenden, Mitarbeitern und Dozenten an der Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft, erstellt wurde. Und zu genau diesem Tunnel hat BNN-Leser Gerhard Geschwill aus Bad Herrenalb „do mol e Frog“: Ist an dem Gerücht des geheimen Verbindungsganges etwas dran?
An die Anfänge des Klosters erinnert Diplomingenieur Gerhard Stöckle, der seit 1980 die Sanierung der Klosterruine im Albtal mit Herzblut leitet. Die Geschichte ist in „Chroniken des Klosters Frauenalb“, unter anderem von Karl Springer und Herwig John, niedergeschrieben. Das Kloster wurde 1180 als Hochadelsstift mit Benediktinerinnen durch Graf Eberhard III. von Eberstein gegründet, seine Tochter Oda wird erste Äbtissin. Zur wirtschaftlichen Unabhängigkeit erwirbt das Kloster im Mittelalter die Grundherrschaft über elf Dörfer und Einnahmen (Zehnte) aus rund 50 Orten.
Die Äbtissin ist sowohl geistliches Oberhaupt über den Konvent als auch weltliche Obrigkeit über die Klosterdörfer. Eine wechselvolle Geschichte nimmt ihren Anfang. 1387 erhalten die badischen Markgrafen die Schirmherrschaft über das Kloster. Davon möchte es sich lösen und 1403 gewährt König Ruprecht die gewünschte Reichsunmittelbarkeit, worauf Markgraf Bernhard I. von Baden das im romanischen Stil gebaute Klostergebäude niederbrennen lässt.
Markgraf ließ Kloster niederbrennen
Folge: 1407 wird die badische Oberhoheit wieder hergestellt und das Kloster im gotischen Stil aufgebaut. Ein zweiter Brand 1508 zerstört alle Gebäude außer der Kirche und dem Siechenhaus. Der Wiederaufbau erfolgt nun im barocken Stil. 1525 wird das Kloster im Bauernkrieg gründlich geplündert, 1593 erfolgt die Einführung der Reformation, eine kirchliche Erneuerungsbewegung die in Deutschland maßgeblich von Martin Luther angestoßen wurde.
1593 kurze Zeit Reformation
Knapp 40 Jahre später, 1631, erfolgt die Rekatholisierung. Das endgültige Ende des Klosters bringt die Säkularisierung 1803, es fällt an den badischen Staat, die adligen Stiftsfrauen werden mit einer Leibrente abgefunden. Zorn und Schmerz der letzten Äbtissin von Frauenalb, Maria Viktoria von Wrede, sind verständlich.
Fluch der Äbtissin beim Auszug 1803
Bei ihrem Auszug, so die Überlieferung, dreht sie sich auf der Schwelle der Klosterpforte noch einmal um und schleudert einen Fluch in die verlassenen Räume, wonach Unglück und Feuersbrünste alle treffen soll, die die geweihte Stätte entheiligen und selbst Steine, die ausgebrochen werden, sollten den Brandfluch weitertragen. Was ist aus dem „Fluch der Äbtissin“ geworden?
Nach drei Bränden bleibt vom Kloster mit der prächtigen Barockkirche nur eine Ruine, alle Mühlen und Werkstätten, Ställe und Scheunen, für die man Steine aus den Ruinen gebrochen hat, sind abgebrannt. Das lässt sich an Station 9 des Klosterpfades Bad Herrenalb–Frauenalb nachlesen. Apropos Herrenalb und Frauenalb: Was ist nun mit dem Tunnel, dessen Eingang wie das ganze zweigeschossige Kellergewölbe im Zuge Sanierungen freigelegt wurde.
Kelleranlage in kompakten Fels gebaut
Der Eingang, so die erwähnte Projektarbeit, wird von Alb-Murg Geröll geprägt und „weist darauf hin, dass die Kelleranlage von kompaktem Fels umgeben war“, wie überhaupt nach Einschätzung von Professor Erwin Schwing im Studienbericht „das Klostergelände regionalgeologisch auf Fels gegründet ist, was die geologische Situation im Bereich des Kreuzganges bestätigen würde“. Bei den Untersuchungen gab es Probebohrungen, bei den schon nach zehn Zentimetern unterhalb der Geländeoberfläche hartes Material angetroffen wurde.
Legende kann weiterleben
Um den geheimen Gang ranken sich viele Legenden, auch die von Treffen der Nonnen von Frauenalb mit Klosterbrüdern aus Herrenalb. Der Gang, so Gerhard Stöckle, ist, soweit er freigelegt ist, vom Denkmalamt untersucht worden und es kommt zum Schluss, dass er eher ein Kanal war, der möglicherweise auch als Fluchtweg genutzt wurde. Zu diesem Schluss kommt auch Gerhard Geschwill nach einem intensiven Blick in den Gang. Ganz genaues weiß man aber nicht, die Legende kann also weiterleben. Erst weitere Ausgrabungen könnten Aufschluss geben, aber die Sanierung ist wegen Corona unterbrochen, außer Unterhaltsarbeiten läuft nichts, auch keine Führungen.
Leserfragen an die BNN-Redaktion
Sicherlich haben wir schon viele Themen bearbeitet, zu denen Sie sich Gedanken gemacht habt. Aber bestimmt gibt es noch viele andere Fragen, die Sie beschäftigen und unter den Fingernägeln brennen.
Wo sollten wir in Ihrer Region unbedingt einmal nachhaken? Wir gehen für Sie auf Recherche. Vielleicht können wir nicht jede Frage beantworten, aber wir werden uns alle ansehen und uns Gedanken machen.
Füllen Sie dazu einfach das unten stehende Formular aus und stellen Sie uns Ihre Frage so präzise wie möglich. Bitte beachten Sie, dass es dabei um ein lokales Thema gehen soll. Falls es einen konkreten Bezug zu einem bestimmten Ort gibt, nennen Sie diesen.