Wenn am Wochenende die Hitzewelle ihren Höhepunkt erreicht, werden sie hier vermutlich Schlange stehen: In Schöllbronn, wo Marco Lichtenfels vor kurzem direkt neben der Kirche seinen Eisladen eröffnet hat, hat die süße Erfrischung aktuell Hochkonjunktur.
„Ein Eis aus der Waffel am Fuße des Schöllbronner Doms, was gibt es Besseres?“, freut sich Alfons Maisch über die neue Möglichkeit im Ettlinger Höhenstadtteil. Mit seiner Frau Siglinde ist er zum ersten Mal hier.
„Wir wohnen direkt um die Ecke und können jeden Tag wieder kommen“, kündigt diese schon den nächsten Besuch an und greift wieder zu ihrem Eierlikör-Eis. Um alle der insgesamt 64 Sorten zu probieren, muss das Paar einige Male vorbeischauen.
Die Leute können bei mir auch erst probieren und sich dann entscheiden.Marco Lichtenfels, Inhaber eines Eisladen in Schöllbronn
Neben Klassikern gibt es im Eisladen am Dorfplatz hauptsächlich ausgefallene Sorten wie Gorgonzola-Walnuss-Feige oder „Omas Teigschüssel“ – alle für 1,20 Euro je Kugel. „Die Leute können bei mir auch erst probieren und sich dann entscheiden“, sagt Lichtenfels, der auch den Dorfladen nebenan betreibt.
Dort kaufen auch Christoph und Ralf Zajontz aus Völkersbach ein und haben so von der neuen Eisdiele erfahren. „Eis geht immer“, sind sich die beiden trotz steigender Preise einig. Gemeinsam mit Freunden aus Karlsruhe sind sie mit ihrem Oldtimer unterwegs. Dieser parkt nun auf dem Kirchplatz, während die vier Freunde Schlange stehen, um sich Waffeln und Becher mit gleich mehreren bunten Eiskugeln füllen zu lassen.
Ebenso für sein Eis anstehen muss man in Ettlingen beim Eiscafé Pierod an der Alb. „Wir sind relativ zufrieden“, zieht Inhaber Ivano Renon eine erste Sommer-Bilanz. „Wegen Corona sind manche noch etwas unsicher, aber wenn das Wetter mitspielt, ist sowieso viel los.“
Eisklassiker bleiben auch in diesem Sommer an der Spitze
Eine Kugel Eis kostet im Eiscafé Pierod 1,30 Euro, beliebt seien die Sorten Fleur de Sel oder bei hohen Temperaturen Bitterschokolade und Schoko-Chili. „Und die Klassiker gehen natürlich immer“, weiß Eiskenner Renon.
Ob es bei dem Kugelpreis von 1,30 Euro bleibe, könne er noch nicht sagen. „Die Preise für Zutaten oder Fahrtkosten sind verrückt“, sagt er kopfschüttelnd. Zwar wolle man nicht erhöhen, müsse jedoch auch wirtschaftlich handeln, so der Italiener. Eine Entscheidung, ob an der Preisschraube gedreht werden muss, soll Ende des Monats fallen.
Ähnliche Gedanken macht sich auch David Schlager vom gleichnamigen Eiscafé in Rheinstetten. „Wir haben schwer zu kämpfen und müssten die Preise eigentlich anheben“, sagt der 30-Jährige. Beispielhaft führt er an, dass der Preis für einen Sack der wichtigen Zutat Traubenzucker von 45 Euro auf 150 Euro angestiegen sei.
Vor der Saison wurden die Eispreise bei ihm um zehn Cent auf nun 1,40 Euro pro Kugel angehoben. Erneut eine Preissteigerung an die Kunden weitergeben, will Schlager aber nicht.
Abwechslung und neue Sorten in Ettlinger Eisdielen
Immer mehr im Trend seien vegane und laktosefreie Eissorten, es gebe eine starke Nachfrage nach regionalen Produkten. „Und wir haben immer ein Eis des Monats, aktuell pinke Ruby-Schokolade“, nennt Schlager eine Besonderheit.
Der Mindestlohn wird dann das nächste Thema.Ivano Renon, Inhaber Eiscafé Pierod
Doch neben der Kreation neuer Eissorten warten auf Schlager und seine Kollegen noch weitere Herausforderungen. So werden die Eisdielen derzeit auch durch die hohen Energiekosten für die Kühlung belastet. „Der Mindestlohn wird dann das nächste Thema“, weisen Schlager und Renon auf dessen anstehende Erhöhung hin.
Die generellen Probleme der Gastronomiebranche, überhaupt genügend Mitarbeiter zu finden, fallen hingegen nicht so gravierend aus. Nachdem man Anfang des Jahres um Mitarbeiter kämpfen musste, habe man im Pierod nun eine ausreichende Anzahl Festangestellter und junger Minijobber. Schlager muss in Rheinstetten gleich zwei Standorte bedienen, für ihn springen im Notfall Freunde und Familie ein.