
Die Flügel schwarz-weiß gestreift wie ein Zebra, aufstellbare, orangene Federhaube wie ein Indianerhäuptling und ein bis zu sechs Zentimeter langer Schnabel – das sind die Merkmale des Wiedehopfs. Ein fliegender Prachtkerl – wer ihn sieht, ist dagegen ein echter Glückskerl, denn der Wiedehopf ist hierzulande extrem selten. Glück hatte beispielsweise ein Ehepaar im Ettlinger Höhenort Schluttenbach, das von Sichtungen erzählen kann.
Vielen Kindern ist er aus dem Lied „Die Vogelhochzeit“ bekannt: „Der Wiedehopf, der Wiedehopf, der bringt der Braut ‘nen Blumentopf.“ Die meisten Kinder würden ihn aber sicher nie zu Gesicht bekommen, meint die Schluttenbacher Natur- und Tierschützerin Bettina Haßler.
Der Vogel war bis in die 1950er Jahre mit rund 200 Brutpaaren in Baden-Württemberg weit verbreitet. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte eine starke Abnahme ein, vor allem bedingt durch Lebensraumzerstörung. Zu Beginn der 1990er Jahre wäre er fast ausgestorben. „Nicht nur damals, auch heute gefährdet die Intensivierung der Landwirtschaft mit hohem Pestizideinsatz und die Umwandlung von Wiesen in Ackerland, die Population“, sagt Haßler.
Auch der Verlust geeigneter Bruthöhlen in alten Obstbäumen stelle ein Problem dar. Seit etwa 20 Jahren erholt sich der Bestand, wie aus dem Atlas Deutscher Brutvogelarten hervorgeht – jedoch steht der Wiedehopf weiter auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Die Zunahme des Wiedehopf sei auf erfolgreiche Schutzprojekte zurückzuführen, wohl aber auch klimatisch bedingt, sagt Jan Daniels-Trautner von der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg.

Heute sind es landesweit wieder über 100 Brutpaare. Diese konzentrieren sich sehr stark auf die Region Kaiserstuhl/Tuniberg und den Ortenaukreis.
Der Grund: Upupa epops – so lautet sein lateinischer Name – hat es sehr gern warm und findet dort gute Bedingungen. Der Wiedehopf benötigt halboffene bis offene, insektenreiche Landschaften, auch Weinhänge und Obstgärten nutzt er gerne. Zu seinen Hauptbeutetieren gehören Maulwurfsgrillen, Engerlinge und Raupen.
Er ist über unseren Rasen stolziert.Elke Schellmann, Schluttenbacher Vogelbeobachterin
Außerhalb der Ballungsräume kommt es auch vereinzelt zur Brut und zu zahlreichen Sichtungen. Dass er hier in der Region präsent ist, können Bewohner der Ettlinger Höhenstadtteile und einige Völkersbacher bestätigen, weiß Bettina Haßler.
„Wir haben uns unheimlich gefreut, einen so seltenen Vogel mit eigenen Augen zu sehen. Er ist über unseren Rasen stolziert und hat mit seinem Schnabel nach Nahrung gestochert“, erzählen Elke und Bernd Schellmann aus Schluttenbach über ihre Beobachtung im vergangenen Sommer. Er kam einige Tage angeflogen und war auf dem Grundstück am Waldrand von Schluttenbach zu bewundern. Allerdings nur mit äußerster Vorsicht. Sobald er eine Bewegung – und sei es im Haus – wahrgenommen hat, habe der scheue Wiedehopf das Weite gesucht, erzählen die Schellmanns.
Artur Bossert, Vorsitzender des Nabu Karlsruhe, vermutet, dass es sich dabei um durchziehende Vögel handelt. Brut in der Region sei momentan selten, eine Nabu-Arbeitsgruppe habe im Karlsruher Norden 50 Nistkästen platziert, allerdings seien diese noch nicht angenommen worden, berichtet der Nabu-Vorsitzende.
Auch im südlichen Landkreis wolle der Naturschutzbund aktiv werden. „In Ettlingen sind die Hänge am Robberg sowie Streuobstwiesen rund um den Horbachpark und die Stadtteile für Nistkästen ideal“, erklärt Bossert.
Wiedehopf-Sichtungen können dem Nabu per E-Mail und auf der Plattform www.ornitho.de gemeldet werden.