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Schnelle Hilfe für Hund und Katz

Von Geburtshilfe bis Physiotherapie: In der Tierklinik Ettlingen wird Haustieren geholfen

107 Mitarbeiter kümmern sich in der Ettlinger Kleintierklinik um kranke Vierbeiner, auch Physiotherapie für Tiere wird dort angeboten. Beim BNN-Besuch muss ein Not-Kaiserschnitt bei einer Zwergspitz-Hündin vorgenommen werden.

Jeder Handgriff muss sitzen: Die Ärztinnen beim Not-Kaiserschnitt an einer Hündin in der Ettlinger Kleintierklinik.
Jeder Handgriff muss sitzen: Die Ärztinnen beim Not-Kaiserschnitt an einer Hündin in der Ettlinger Kleintierklinik. Foto: Julia Trauden

Als die Zwergspitz-Dame in den Geburtswehen in der Kleintierklinik angeliefert wird, ist klar: Jetzt muss es schnell gehen.

Seit mehr als 24 Stunden versucht die noch keine zwei Jahre alte Hündin mit dem wuscheligen, rötlichen Fell, ihre Babys herauszupressen – doch keine Chance. Geburtsstockung nennen das die Tierärzte, und in den meisten Fällen hilft hier nur ein Not-Kaiserschnitt.

So auch an diesem Montagmorgen. Nach Röntgen und Ultraschalluntersuchung wird der Pomeranian narkotisiert, sein Bauch mit einer betäubenden Lösung bestrichen, dann geht es auf den OP-Tisch.

Sarah Kany, Oberärztin in der Chirurgie, streift sich Kittel, Haube, OP-Maske und Gummihandschuhe über, schnappt sich das Skalpell, setzt den Schnitt. Es dauert nur wenige Sekunden, bis sie und ihre Kollegin zwei Welpen aus dem Bauch der Mutter heben können.

Neben dem OP-Tisch haben sich schon die restlichen Geburtshelferinnen platziert. Alina Kanstinger fängt in einem Handtuch die Hundewelpen einzeln auf und reicht sie weiter an ihre Kolleginnen, die sie unter eine wärmende Infrarotlampe halten und trocken rubbeln.

Klinikmitarbeiterinnen ersetzen Hundemama nach der Geburt

Das Rubbeln soll den Kreislauf der Welpen stimulieren und ihnen beim Atmen helfen. Normalerweise kümmert sich die Mutter nach der Geburt um ihre Kleinen und leckt sie ab.

Nach dem Kaiserschnitt: Eine Mitarbeiterin der Ettlinger Kleintierklinik saugt bei einem Hundewelpen das Fruchtwasser aus der Nase. Direkt nach der Geburt brauchen die Kleinen Hilfe, um eigenständig atmen zu können.
Eine Mitarbeiterin der Ettlinger Kleintierklinik saugt bei einem Hundewelpen das Fruchtwasser aus der Nase. Foto: Julia Trauden

Nach wenigen Minuten ist es geschafft. Beide Hundewelpen sind wohlbehalten und dürfen zur Mama, die aus der Narkose erwacht ist. Ihr Frauchen, eine Züchterin, kann sie und die Babys noch heute wieder mit nach Hause nehmen.

Klinik ist rasant gewachsen

Solche Akut-Einsätze sind fast die Regel in der Ettlinger Tierklinik. Sie ist die einzige weit und breit mit einer 24-Stunden-Notaufnahme. „Die nächsten sind in Hofheim, Frankfurt-Kalbach und Stuttgart-Plieningen“, zählt Verena Tast auf.

Tast ist Tierärztin und seit 2017 in der Ettlinger Kleintierklinik tätig. Die heute 36-Jährige hat das rasante Wachstum des Hauses mitbekommen, das seit 2016 unter der alleinigen Leitung von Fachtierarzt Oliver Lautersack steht.

Tag und Nacht geöffnet: Die Kleintierklinik in Ettlingen ist Anlaufstelle für Tierbesitzer aus einem weiten Umkreis.
Tag und Nacht geöffnet: Die Kleintierklinik in Ettlingen ist Anlaufstelle für Tierbesitzer aus einem weiten Umkreis. Foto: Julia Trauden

„Als ich anfing, waren wir acht Ärzte“, erzählt sie. Inzwischen sind es 36. Hinzu kommen knapp 60 tiermedizinische Fachangestellte, Tierpfleger und tierärztliche Mitarbeiter sowie zwölf Auszubildende.

Auf 107 Mitarbeiter kommen 120 Patienten pro Tag

Insgesamt gibt es 107 Mitarbeiter, die Klinikbereiche sind vielfältig: von Chirurgie über Orthopädie, Neurologie, Kardiologie bis hin zu Onkologie, Zahnmedizin und HNO, um nur einige zu nennen.

Für Hunde gibt es sogar Physiotherapie in einem mit Wasser gefüllten Laufbecken, es werden künstliche Hüftgelenke eingesetzt, und für Blutspenden stehen Transfusionshunde bereit.

120 Patienten zählt die Klinik im Schnitt pro Tag, „inklusive Nacht- und Notdienste“, sagt Tast. Nicht alle Eingriffe erfolgen ungeplant wie der Kaiserschnitt bei der trächtigen Zwergspitz-Dame.

Gestiegene Tierarztgebühren machen sich bemerkbar

Hündin Farah, ein belgischer Schäferhund, ist an diesem Morgen zur Entfernung eines Tumors in der Nebenniere gekommen. Wegen des Notfall-Kaiserschnitts wird die OP etwas nach hinten verschoben, doch die 14 Jahre alte Hündin muss nicht lange warten.

Bald liegt sie im OP-Vorbereitungsraum, wo die Stelle rasiert wird, an der der Tumor sitzt. Vorher wird Farah betäubt. Ihr Frauchen steht ihr dabei zur Seite, streichelt sie, um sie zu beruhigen. Die Frau aus Stutensee hat Vertrauen in die Ärzte, sie war schon öfter hier. „Besonders gut finde ich, dass 24 Stunden geöffnet ist“, betont sie.

Farah, die eine Hundekrankenversicherung hat, wird die Nacht nach der OP in einer der rund 25 Boxen auf Station verbringen, wo schon wenige andere Tiere untergebracht sind. Seit der Anpassung der Tierarztgebühren sind es deutlich weniger geworden, erzählt Verena Tast. „Das merken wir extrem.“

3.500 Euro für einen Not-Kaiserschnitt

20 bis 40 Prozent mehr kostet die tierärztliche Behandlung nach der neuen Gebührenordnung, sagt Klinikleiter Oliver Lautersack.

Und nennt ein Beispiel: Für einen Not-Kaiserschnitt bei einer Hündin werden grob gerechnet 3.500 Euro fällig, früher waren es rund 2.600. Die Kosten für die Akutbehandlung einer Magendrehung bei einem Hund seien vergleichbar.

Teamwork: Die Mitarbeiterinnen der Tierklinik Ettlingen bereiten eine Zwergspitz-Hündin für den Kaiserschnitt vor.
Die Mitarbeiterinnen der Tierklinik Ettlingen bereiten eine Zwergspitz-Hündin für den Kaiserschnitt vor. Foto: Julia Trauden

Ohne Versicherung sei das nicht zu stemmen, sagt Lautersack und appelliert daher an Tierbesitzer, eine solche abzuschließen.

Die Anpassung der Gebührenerhöhung sei allerdings dringend nötig gewesen, „damit die Gehälter angepasst werden können“. Für die Ärzte, aber auch für die Helferinnen. Nur so könne man Mitarbeiter finden und das weitere Kliniksterben aufhalten.

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