Es war Liebe auf den ersten Blick: Als Elke Katzenberger die Porzellanpuppe „Hilda“ in den 1980ern das erste Mal sah, wusste sie, dass sie so etwas gerne selbst machen würde. Die gebürtige Österreicherin, die auf einer Modeschule das Schneidern gelernt hatte, war vor einiger Zeit mit ihrem Mann, einem Juwelier, in die Schmuckstadt Pforzheim gezogen.
Eine Freundin hatte ihr an einem Sonntag vorgeschlagen, zu einer Puppenausstellung nach Bad Liebenzell zu fahren. Die kleinen Porzellankreaturen waren damals groß im Trend, erinnert sich Katzenberger.
Blütezeit der Puppenproduktion vor über 100 Jahren
Nachdem der Funke bei „Hilda“ übergesprungen war, belegte Katzenberger Kurse, um zu lernen, wie man Porzellanpuppen selbst gestaltet. Sie kaufte Bücher mit Anleitungen, Schnittmustern für die Kleidung und las sich in die Geschichte der Puppenproduktion ein.
In den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg war die Blütezeit“, erzählt sie. Fast jedes Mädchen habe damals eine Puppe gehabt. Modeschöpfer hätten die Porzellankreaturen in ihre neuesten Kollektionen gekleidet und sie gut betuchten Adelsfrauen geschickt. In Thüringen saß damals der wichtigste deutsche Fabrikant: Aus dem Hause Kestner stammt auch das Modell „Hilda“ mit den roten Pausbacken und dem hellen Teint.
200 bis 300 Arbeitsstunden für eine Puppe
Bald hatte Katzenberger gelernt, wie man den Puppenkörper modelliert, die Augen bläst, mit dem Skalpell Münder formt. Über 300 Puppen hat sie in ihrem Leben hergestellt, 200 bis 300 Arbeitsstunden in jede einzelne investiert. Zuhause hatte Katzenberger einen eigenen Brennofen für Porzellan.
Teilweise verkaufte sie die Puppen, zum Beispiel an Juweliere, die sie in ihren Schaufenstern platzierten. Viele verschenkte sie aber auch. Ein Exemplar war in den 1980er Jahren viel wert: „800 bis 1.000 Mark hat man dafür gezahlt“, sagt die heute 76-Jährige. Inzwischen stellt Katzenberger keine Puppen mehr selbst her. Die Augen sind zu schlecht geworden, die Bewegungen zu fahrig.
80 Puppen stehen in der Pforzheimer Seniorenresidenz „Goldene Pforte“
Wenige Puppen stehen noch in ihrer Wohnung in Waldbronn, wo sie seit zehn Jahren mit ihrem Partner lebt. Rund 80 schauen aus Vitrinen in den Flur der Seniorenresidenz „Goldene Pforte“ in Pforzheim, wo Katzenbergers Schwiegermutter die letzten Tage ihres Lebens verbrachte. Weil dort Umbauarbeiten anstehen, sucht sie für die Porzellanpüppchen jetzt ein neues Zuhause. Idealerweise mit viel Publikumsverkehr, damit sie auch bewundert werden können.
Das Wichtigste ist einfach für mich, dass sie ein würdiges neues Zuhause finden.Elke Katzenberger Puppenherstellerin aus Waldbronn
Eine dauerhafte Bleibe muss es sein, betont Katzenberger. Denn zwei weitere Umzüge will sie den 80 Puppen nicht zumuten. „Da wird die Kleidung immer so zerdrückt, die Frisuren werden zerstört, einfach scheußlich.“ Ein Museum könnte sie sich als Ausstellungsort vorstellen, hat auch schon bei einigen Einrichtungen angefragt, bislang aber ohne Erfolg. Den Umzug würde ein Bekannter übernehmen, sagt sie. Geld verlangt sie nicht für die Puppen. „Das Wichtigste ist einfach für mich, dass sie ein würdiges neues Zuhause finden.“
Kontakt
Wer sich vorstellen könnte, die Puppen aufzunehmen, kann sich bei Elke Katzenberger per E-Mail an elke.katzenberger@gmx.de melden.