Die Waldbronner kennen Andreas Fauth-van Dyk vielleicht nicht mit vollem Namen, aber sein Gesicht. Elf Jahre lang hat er die Postfiliale und Lotto-Annahmestelle im Zentrum des Kurorts betrieben, zuletzt wegen einer Nierenerkrankung mit reduzierten Öffnungszeiten. Jetzt übergibt er an einen anderen Betreiber.
Dass man ihn kennt, sei hilfreich bei seiner Bewerbung für das Bürgermeisteramt, glaubt der 51-Jährige. Er beschreibt sich selbst als „Sympathieträger“ und sagt: „Ich komme mit Vielen zurecht.“
Durch Gespräche mit Kunden wisse er, was die Bürger bewegt. „Man bekommt viel mit.“ Etwa die Sorgen älterer Menschen, die sich eine Anlaufstelle für Beratung, etwa zu technischen Dingen wie dem Umgang mit dem Handy oder zu Formularen, wünschen.
Oder die Diskussionen über die Zukunft des Eistreffs und um eine Bürgschaft für die ehemalige Ruland Klinik, die die Gemeinde Millionen kosten könnte.
Den Hauptfokus im Bürgermeisteramt will Fauth-van Dyk auf die Finanzsituation der Gemeinde legen. Einnahmen und Ausgaben auf den Prüfstand stellen, Waldbronn als Gewerbestandort attraktiver machen, eventuell durch eine Senkung der Gewerbesteuer und Freigabe weiterer Flächen.
Vom Funkelektroniker zum EDV-Berater
Für das Amt qualifizierten ihn seine kaufmännischen Kenntnisse, sagt Fauth-van Dyk, und sein diplomatisches Geschick. Nach der Ausbildung zum Funkelektroniker bei Becker Autoradio in Ittersbach war er als EDV-Berater in Autowerkstätten unterwegs. Dann machte er sich selbstständig, zunächst mit der Postfilale in seinem Wohnort Straubenhardt. Wenige Jahre später kam Waldbronn hinzu.
Durch die Tätigkeit als Selbstständiger wisse er, wie man wirtschafte, sagt der Kandidat. „Eine Gemeinde ist nichts anderes als eine Firma“, meint er.
An erster Stelle steht die Gemeinde.Andreas Fauth-van Dyk
„Ein Zuckerschlecken“ werde die Arbeit als Bürgermeister angesichts der Haushaltslage nicht werden, sagt Fauth-van Dyk. Aber er sei bereit, die Herausforderung anzunehmen, anzupacken, „statt immer nur zu schwätzen“.
Kommunalpolitische und Verwaltungserfahrung hat der gebürtige Neuenbürger, der sich scherzhaft als „Dachkantelschwabe“ bezeichnet, nicht. Er will parteiunabhängig auftreten: „An erster Stelle steht die Gemeinde.“
Wunsch nach mehr Bürgerbefragungen
In vieles werde er sich noch „reinfuchsen“ müssen. Was die Verwaltungsabläufe angeht, aber auch thematisch. Zum Standort des neuen Feuerwehrhauses meint er: „Es muss zentral sein.“ Auf die Fleckenhöhe treffe das eher nicht zu. Dass es einen Bürgerentscheid zum Standort gab, findet er gut, er will sich für mehr Bürgerbefragungen auch zu anderen Themen einsetzen.
Für den Fall, dass es mit der Bewerbung nicht klappt, hat Fauth-van Dyk keinen konkreten Plan B. Er werde dann einen Job suchen. Sorgen macht er sich nicht. Denn als „Autodidakt“, wie er sich selbst nennt, habe er sich schon viel selbst beigebracht und damit seinen Lebensunterhalt verdient.