Viele Kinder wünschen sich ein Haustier, sei es als Spielkamerad, zum Füttern oder liebevollen Umsorgen. Die Eltern jedoch sind oft skeptisch, ob der Nachwuchs die Verantwortung für das Tier tragen kann. Dietmar Vogelmann aus Waldbronn, bekannt unter dem Namen „Bauer ohne Hof“, hat eine Lösung für diese Familien.
Wie wäre es mit eigenen Hühnern, aber ohne Aufwand? Genau dieses Konzept hat der Jungbauer, der sich im vergangenen Jahr mit der Haltung von artgerechten Weidehähnchen auf Waldbronner Äckern und Wiesen selbstständig gemacht hat, ausprobiert. „Ich habe 40 Hühnerpatenschaften ausgeschrieben und die waren ruckzuck weg“, sagt Dietmar Vogelmann.
Etliche Großeltern hätten die Hühner-Patenschaften zu Weihnachten verschenkt, weil sie das Konzept dahinter gut fanden und für sie die Haltung von Hühnern in ihrer Kindheit noch dazu gehörte, berichtet der Landwirt. So könnten ihre Enkel einen Einblick in die Hühnerhaltung bekommen und hätten zudem noch eigene Eier.
40 Wochen dauert die Hühner-Patenschaft – Kinder erfahren alles über die Tiere
Fritz Brade hat eine Hühnerpatenschaft von seiner Mutter geschenkt bekommen. Sein Huhn war fortan auf der Wiese an einem roten Band mit der Nummer neun zu erkennen. „Mein Vater ist allergisch gegen alle Säugetiere, da war die Patenschaft allemal besser als kein Haustier“, sagt der elfjährige Junge, der sich für das nächste Jahr schon ein Huhn hat vormerken lassen.
Auch sein fünfjähriger Bruder Kalle hatte ein Huhn, zu erkennen am lilafarbenen Band und der Nummer fünf. „Sein Huhn ist aber immer weggerannt, wenn er es auf den Arm nehmen wollte, weil er so hektisch war“, erzählt Fritz, der durch die Patenschaft viel über Hühner gelernt hat.
Wichtig ist, dass man ihnen nichts Saures füttert.Lilly Salnikow, Hühner-Patin
Beim Einführungstreffen erläuterte Dietmar Vogelmann alles, was die Kinder beachten müssen. „Wichtig ist, dass man ihnen nichts Saures füttert“, sagt Lilly Salnikow. Sie ist jedes Wochenende gemeinsam mit ihrem Bruder Sam aus Karlsbad zum Hühnerfüttern auf die Wiese in der Nähe der Anne-Frank-Schule gekommen. Schließlich hatten die beiden während der 40-wöchigen Patenschaft ein ständiges Besuchsrecht und durften pro Huhn fünf Eier mitnehmen.
„Bauer ohne Hof“ will für die nächste Saison 150 Hühner-Patenschaften anbieten
„Ich fand es super“, sagt Dietmar Vogelmann, der sich freute, manche Kinder fast täglich bei den Hühnern zu treffen. „Die Kinder wussten, dass ich meist gegen 16 Uhr da bin, da haben wir oft gemeinsam etwas mit den Hühnern gemacht.“ Der Landwirt betont, dass es bei ihm dank der Patenschaften keine speziell fürs Eierlegen gezüchtete Hühner, sogenannte Legehybride, gibt.
Er hält ausschließlich Zweinutzungstiere. Diese eignen sich sowohl fürs Eierlegen als auch für den Verzehr. Seine Hühner hätten dadurch vielleicht eine etwas geringere Legeleistung, „dafür aber umso mehr Charakter“, sagt Dietmar Vogelmann.
Da das Paten-Konzept so gut angenommen wurde, möchte der „Bauer ohne Hof“ für die nächste Saison 150 Hühnerpatenschaften anbieten. Die Tiere sollen dann auch auf einer Wiese zwischen Ettlingenweier und dem Horbachpark rennen und scharren.
Die Hühner, die bislang auf den Waldbronner Wiesen lebten, werden im November geschlachtet. Auch das gehöre dazu, wenn man Hühnchen essen möchte, sagt Dietmar Vogelmann. Die Kinder verstehen das, wollen aber teilweise kein Suppenhuhn. Lilly und Sam haben sogar eine Möglichkeit gefunden, wie sie ihr Huhn über den Winter bringen können: „Es zieht demnächst um zu Tante Eva auf die Schwäbische Alb“, sagen die Geschwister.
Service
Hühnerpatenschaften für 2022 werden im November vergeben: www.bauerohnehof.de