Ein ehemaliger Bürgermeister, der auf der Bühne mitsang; unter im Saal ein weiterer ehemaliger Bürgermeister, an dessen Ohr die Sangesfreuden drangen. Und ebenfalls unten im Saal der neue Bürgermeister Christian Stalf (CDU) von Waldbronn, der sich später zwischen den vormaligen Bürgermeisterkonkurrenten, Franz Masino (Sänger,SPD) und Harald Ehrler (Zuhörer, CDU ), bildlich verewigte.
Als weiterer Puffer zwischen Masino und Ehrler fand sich sodann noch Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) ein. Obendrein gab´s mit dem Lied „50 Jahre Waldbronn“ eine von Moderator und SWR-Mann Matthias Stauss angekündigte Weltpremiere.
Zum Abschluss gab es Dudelsackmusik
Kurzum: Bei der Jubiläumsfeier 50 Jahre Gemeindereform Waldbronn wurde im Kurhaus für eine wohlgesonnene Zuhörerschaft einiges geboten. Und zum Abschluss der Feier blies als Überraschungsgast Patrik Kraft kräftig in seinen Dudelsack und spielte eines der wohl bekanntesten Lieder der Welt: Amazing Grace.
Was sich im nicht vollbesetzten Kurhaus – etliche reservierte Plätze blieben frei – abspielte, hätte sich in dieser trauten Dreisamkeit von Reichenbach, Busenbach und Etzenrot vor 50 Jahren kaum jemand vorstellen können.
Der Landrat als Festredner
Denn, wie konstatierte Festredner Landrat Schnaudigel als Nachwuchshistoriker, „es war keine Liebesheirat, sondern eine Vernunftehe“. Im Zuge der Gemeindereform sollten landesweit leistungsfähige Gemeinden entstehen. Am Ende wurden aus 3.379 eigenständige Gemeinden derer 1.110. Waldbronn war und ist eine davon.
Im Nachhinein Glück hatten übrigens die Etzenroter, dass sie im Waldbronner Bunde eine namentlich neue Heimat fanden. Um 1800, so Schnaudigel, sei die wirtschaftliche Lage in Etzenrot dramatisch gewesen. Die Etzenroter hätten den Markgrafen gebeten, ihr Dorf zu verkaufen, damit sich die Bewohner mit dem Geld irgendwo anders hätten ansiedeln können.
Etzenrot fand nach Reichenbach
Dabei war es Etzenrot, das am 1. Juli 1971 in einem ersten Schritt bei der (Waldbronner) Gemeindereform zu Reichenbach fand. Deutlich mehr Gegenwehr legten indes die Busenbacher an den Tag. Die Bürger wollten nicht zu Reichenbach, die Mehrheit des Gemeinderates aber sprach sich dafür aus. So mancher Gemeinderat, erzählte Schnaudigel, sei daraufhin auf übelste beschimpft und bedroht worden. Es halft nichts. Am 1. Januar 1972 folgte die Eingemeindung.
Schwamm drüber. Entscheidend ist für Bürgermeister Stalf das vorherrschende Gemeinschaftsgefühl: „Dies und die Bereitschaft zum gemeinsamen Mitwirken benötigen wir auch in der Zukunft, um unser Waldbronn weiterhin gestalten zu können.“ Nur so habe sich Waldbronn so erfolgreich entwickeln können.“
Ein Schatten freilich, thematisiert vom Rathauschef, schwebte über der Veranstaltung: der Tod einer 54-jährigen Waldbronnerin, dessen Umstände bislang noch nicht geklärt sind.
Zeitzeugen in einer Talkrunde
Den Blick zurück eröffneten vier „Zeitzeugen“ in einer Talkrunde. Das Ergebnis der Runde überraschte wenig: Froh, dass Waldbronn sich nach der Gemeindereform so entwickelte, wie es sich in der Gegenwart präsentiert, zeigten sich Günter Geisert von der Lyra Reichenbach, Konrad Ochs, Busenbacher Gemeinderat vor 50 Jahren, Irene Müller vom Partnerschaftskomitee und Manfred Peter von der Kolpingsfamilie Busenbach.
Musikalisch begleitete ein Saxophonensemble der Waldbronner Musikvereine den Abend. Für besagte musikalische Weltpremiere sorgten „die Heimatstübler“ mit ihrem Waldbronner Jubiläumslied: „Es war ein großes Glück, als heut vor 50 Jahr / Etzenrot, Busenbach, Reichbach gingen zum Traualtar / aus dieser Ehe ging hervor, das ist wohlbekannt / der schönste Ort im Albtal, Waldbronn wurd er genannt“.