
Bislang war alles nur nicht öffentlich, und Waldbronns Bürgermeister Christian Stalf (CDU) steht in der Sache auf dem Standpunkt, es mache keinen Sinn, öffentlich über „ungelegte Eier“ zu sprechen.
Konkret geht es um die Zukunft der Waldbronner Volkshochschule (VHS). Die Einrichtung soll von der Ettlinger VHS übernommen werden. Entsprechende Gespräche seien erfolgt, räumt Stalf auf Nachfrage unserer Redaktion ein.
Ettlingen stimmt Verhandlungsauftrag zu
Und nicht nur das: Konkret gab es im Ettlinger Verwaltungsausschuss jüngst die nichtöffentliche Entscheidung, die da etwas sperrig lautete: „Die Verwaltung wird zur Übernahme der Aufgaben der VHS Waldbronn durch die VHS Ettlingen zum 1. Januar 2024 beauftragt, die konkrete Ausgestaltung der räumlich-organisatorischen und finanziellen Eckpunkte sowie eine zugehörige öffentlich-rechtliche Vereinbarung zu verhandeln“.
Über das Ergebnis soll der Gemeinderat dann informiert werden und eine abschließende Entscheidung treffen. Dass das jetzt bekannt werde, habe ihn überrascht, so Stalf weiter. Die Initiative zu den Veränderungen sei von seiner Gemeinde gekommen, erklärt er dann.
Haushaltszwänge in Waldbronn
Hintergrund: Waldbronn muss bis zum 30. September ein Haushaltssicherungskonzept vorlegen. Die Gemeinde muss laut der Aufsichtsbehörde im Landratsamt unter anderem aufzeigen, wo öffentliche Mittel eingespart werden können. Damit beschäftigt sich eine gemeindliche Haushaltsstrukturkommission. Einsparpotential sieht die Kommission bei der VHS.
„Wir rechnen allein in diesem Jahr mit einem Defizit bei unserer VHS von 311.000 Euro“, sagt Stalf. Eine Kooperation mit Ettlingen würde diesen Betrag deutlich senken. Es sei jedoch noch zu früh, konkrete Zahlen zu nennen. Die Einsparungen bezieht Stalf vor allem auf Personalkosten.
VHS Waldbronn wäre nicht mehr eigenständig
Die drei Mitarbeiter der VHS Waldbronn habe man über die Verhandlungen informiert. Käme es zur von Waldbronn angestrebten Lösung, würde dies das Aus einer eigenständigen VHS im Kurort bedeuten.
Das Sagen, in programmatischer und organisatorischer Hinsicht, hätte die VHS Ettlingen, so der Waldbronner Rathauschef. Es gebe aber weiterhin Programmangebote im örtlichen Kulturtreff.
Für Kurse würde man der Ettlinger VHS die dortigen Räume kostenlos überlassen. „Wir sind dann eben eine Außenstelle von Ettlingen“, bemerkt Stalf mit dem Hinweis, dass Ettlingen das wirtschaftliche Risiko tragen werde.
Offerte ging von Waldbronn aus
Ettlingens VHS-Chef Attila Horvat sieht eine Aufgabenausweitung für Ettlingen positiv, sagt aber zugleich: „Das muss sich für uns auch lohnen.“ Ettlingen würde, wenn der Vertrag zustande kommt, unter anderem administrative Dinge übernehmen - von der Anmeldung bis zur Abrechnung.
Die Offerte aus Waldbronn sei überraschend gekommen. Man werde dort die bewährten und gut laufenden Kurse beibehalten und auch das Dozententeam. Exotische Angebote sehe er eher kritisch, „aber das gilt für alle Volkshochschulen“.
Entscheidung vor der Sommerpause
Vor der Sommerpause, so die Zielsetzung der beiden Verwaltungen, soll es hier wie dort einen Beschluss über die angestrebte öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen den Nachbarkommunen geben.
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass es vergleichbare, jedoch von Anfang an öffentliche, Verhandlungen zwischen Ettlingen und Waldbronn gab. Etwa über die vormalige, eigenständige Waldbronner Musikschule. Sie wurde in die Musikschule Ettlingen eingebunden.