In der als Kulturhauptstadt Marokkos geltenden Millionenstadt Fès gibt es einiges zu sehen und zu erleben – mit einem BNN-Zeitungstransporter würde man allerdings nicht rechnen.
Ein solcher kam jedoch Annbritt von Scheliha vor Augen – wie kann das sein? Eine Fata Morgana war es nicht. „Damit hätte ich nicht gerechnet. Es war eine schöne Erinnerung an die Heimat“, erzählt Annbritt von Scheliha.
Wahnsinn, hier waren sie auch schon.Annbritt von Scheliha, BNN-Leserin
Schließlich sei sie mit der Zeitung auf dem Küchentisch groß geworden. Und schickte die Fotos vom BNN-Fahrzeug direkt an die Eltern in Waldbronn. Ihr Vater Claus von Scheliha fand die unverhoffte Begegnung lustig und interessant. „Das ist in solchen Länder oft so“, dass man ältere Gefährte mit deutscher Beschriftung sehe.
Ihrem Freund, einem Australier, sei das Fahrzeug mit der deutschen Schrift auf dem Weg zum Einkaufen zuerst ins Auge gesprungen, erzählt die Tochter. Ohne die Badischen Neuesten Nachrichten zu kennen. Die Waldbronnerin habe gedacht: „Wahnsinn, hier waren sie auch schon.“ Das Fahrzeug habe für sie fast „antik“ ausgesehen.
BNN-Oldtimer wurde für 700 Euro in Karlsruhe verkauft
Ein Oldtimer ist der blau-weiße Transporter, mit deutlich mehr als 25 Jahren auf dem Buckel, schon – und ein alter Bekannter für den schon 31 Jahre im Betrieb arbeitenden BNN-Fuhrparkleiter Norbert Mumbauer in Karlsruhe.
„Schön, ihn wiederzusehen“, reagiert der kurz vor der Pensionierung stehende 64-Jährige beim Anblick des Schnappschusses aus Afrika. „Ein 210er-Diesel, Baujahr 1992, die Zuverlässigkeit war sehr gut.“
Ein Blick in die Unterlagen bringt weiteren Aufschluss über das lange Leben des 30 Jahre alten Kleintransporters. Für 700 Euro war das BNN-Fahrzeug 2007 verkauft worden. Inzwischen sei es schon lange Standard, die Beschriftung zu entfernen. „Der Wagen hatte damals schon über 300.000 Kilometer drauf“, weiß Mumbauer.
Heute brauchen sie ohne Auslesegerät gar nicht anzufangen.Norbert Mumbauer, Fuhrparkleiter
Damals sei noch nicht viel Schnickschnack, die Technik sei übersichtlich gewesen, Stichwort Wartung oder Reparatur. „Heute brauchen Sie ohne Auslesegerät gar nicht anzufangen.“ Gut, Schiebetüren hätten die alten Transporter nicht gehabt, „und eingeladen werden konnte nur von hinten“.
Tagsüber seien mit ihm Druckereisachen oder Bücher für die BNN-Geschäftsstellen und deren Lesershops transportiert worden, nachts wurden Zeitungen geladen und zum Abholort für die Austräger gefahren.
Museumsinhaber aus Marxzell erinnert sich an Fahrzeug
Norbert Mumbauer sieht auch, wo das Auto nach seinen BNN-Jahren ging: Es blieb in der Region, ging ans Fahrzeugmuseum nach Marxzell im Albtal.
Aber weniger als Ausstellungsstück. Die Spur führt zum Museumsinhaber Wolfgang Reichert. Er kaufte damals immer mal wieder Fahrzeuge, zum Ausschlachten oder Weiterverkauf. „Oder zum Transport, ich habe selber so einen 210er gefahren“, erzählt er.
Doch die Reise des BNN-Fahrzeugs ging noch weiter. Irgendwann habe er es wohl an einen Händler weiterverkauft, so Reichert. Danach muss der Transporter nach Afrika verschifft worden sein.
Das sei nicht unüblich, weiß Wolfgang Reichert. Händler müssten in Deutschland inzwischen ja auf Gebrauchtfahrzeuge Garantie geben, dadurch gehe noch mehr ins Ausland.
„In den Autos war noch sehr wenig Elektronik. Wenn was durchgerostet ist, dann wird geschweißt“, so Reichert. Die Nutzer in Marokko könnten vielleicht noch lange Freude am Transporter haben.
„Die Werkstattkosten hier sind hoch. Die Reparaturen können schon aufwendig sein, aber die Zeit nimmt man sich dort halt.“ So könne der 30 Jahre alte BNN-Wagen noch einen langen „Lebensabend“ in Marokko vor sich haben.