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Anwohner betroffen

Warum es keine Lärmschutzwand beim Ettlinger Elba-Areal gibt

Für die Anwohner bleibt nur der Trost eines passiven Lärmschutzes durch Fensteraustausch. Warum es beim Elba-Areal in Ettlingen keine Lärmschutzwand der Deutschen Bahn gibt.

Luftbild Elba-Areal
Das alte Elba-Areal: Hier gibt es ein Anschlussgleis für die Schienenverbindung in die Stadt, die reaktiviert werden soll. Eine Lärmschutzwand kommt dort nicht. Diese würde unter anderem mit den Plänen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft kollidieren, die ihren Betriebshof dorthi verlegen möchte. Foto: Daniel Kotulla

Mit einer Lärmschutzwand beim Elba-Areal wird es wohl nichts. Denn die Stadt Ettlingen räumt zum einen den Planungen der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG) für das Gelände und zum anderen der vorgesehenen Reaktivierung der Schienenverbindung vom Bahnhof Ettlingen-West zum Erbprinz Vorrang ein.

Folgt nach dem Ausschuss für Umwelt und Technik auch der Gesamtgemeinderat dieser Position, dann gibt es für die betroffenen Anwohner in der Dieselstraße nur einen passiven Schallschutz (also etwa Fensteraustausch). Das sei aber, so die Stadt, „dennoch eine Verbesserung gegenüber der heutigen Situation“.

Die Deutsche Bahn (DB) plant auf dem Ettlinger Streckenabschnitt der Rheintalbahn vier Lärmschutzwände. Sie decken den Bereich zwischen dem Bahnhof Ettlingen-West und Bruchhausen ab.

Da sich die nördlichste von ihnen beim Elba-Gelände auf Höhe des Anschlussgleises für die derzeit ungenutzte Bahnstrecke Bahnhof-West hoch zum Erbprinz befindet, wurde die AVG in das DB-Projekt mit einbezogen.

AVG-Planungen kollidieren mit Plänen für Lärmschutzwand

Die AVG ist seit einigen Jahren Eigentümer der Elba-Brache, will ihren Betriebshof vom Ettlinger Ferning dorthin verlegen. Sie machte in Gesprächen deutlich, dass die Lärmschutzwand mit ihren Planungen kollidiert.

Konkret braucht sie Lagerflächen, eine Laderampe, außerdem will sie eine Freihaltetrasse für den Fall, dass die alte Strecke zum Erbprinz zweigleisig ausgebaut wird. Derzeit ist sie eingleisig, es verkehren dort keine Stadtbahnen, sondern nur Dieselloks. Das soll sich mit der Neunutzung des Elba-Geländes ändern.

Laut Stadtplaner Wassili Meyer-Buck würde das nördliche Ende der vorgesehenen Lärmschutzwand eine zweigleisige Lösung verhindern.

Man habe die Möglichkeiten eines Kompromisses geprüft, um „die AVG-Planungen nicht maßgeblich einzuschränken und trotzdem den Lärmschutz für die Bürger zu verbessern“, so Meyer-Buck.

Indes sei weder ein Verschieben der Wand möglich, noch ein Einkürzen. Die Deutsche Bahn dürfe innerhalb ihres Lärmsanierungsprogramms keine Schutzwände errichten, wenn klar sei, dass diese in absehbarer Zeit anderen Planungen (also denen der AVG) zuwiderlaufen.

Umzug der AVG bietet Chancen im Wohnungsbau

Für die Stadt hat der Umzug der AVG vom Ferning in den Ettlinger Westen insofern immense Bedeutung, als dadurch zwei Hektar Wohnbauflächen in zentraler Innenstadtlage frei werden. Hinzu kommt, dass die Reaktivierung der Strecke zum Erbprinz die Chance für einen leistungsfähigeren Nahverkehr bietet.

Angeschlossen werden könnten sowohl das große Berufliche Bildungszentrums des Landkreises als auch das Gelände in der Ottostaße, wo sich heute noch der städtische Bauhof befindet. Auch dort stellen sich Verwaltung und Gemeinderat mittelfristig ein Wohngebiet vor.

Der Ausschuss für Umwelt und Technik konnte die Argumente der Stadt nachvollziehen. Wenn es nicht möglich sei, die Wand beim Elba-Areal zu kürzen oder zu verschieben, müsse eben passiver Lärmschutz erfolgen, meinte Albrecht Ditzinger (CDU). Eine zeitliche Verzögerung des gesamten Lärmschutzprojektes auf Ettlinger Gemarkung „wäre fatal“.

Die Kröte müssen wir schlucken.
Reinhard Schrieber, Grünen-Stadtrat

Von einer „Kröte, die wir schlucken müssen“ sprach Reinhard Schrieber (Grüne). Positiv sei, dass es für passive Lärmschutzmaßnahmen eine 75-Prozent-Förderung gebe, somit an den betroffenen Wohnungseigentümern ein überschaubarer Betrag hängen bleibe.

Der passive Lärmschutz sei zwar nicht optimal, aber besser als das, was die Anwohner derzeit hätten, befand Simon Hilner für die SPD. Zustimmung signalisierten auch Gerhard Ecker (FE/Freie Wähler) und Martin Keydel (FDP).

Rheintalstrecke wird 2024 zeitweise gesperrt

Wenn die Planungen für die Lärmsanierung abgeschlossen sind, erfolgt als nächster Schritt das Genehmigungsverfahren, Baubeginn soll 2024 sein. Klar ist bereits, dass die Rheintalstrecke zwischen März und August/September gesperrt wird.

Der gesetzlich vorgeschriebene Vorlauf für die Ankündigung von Sperrzeiten beim Bahnbetrieb beträgt zwei Jahre. Schon aus dem Grund will man in Ettlingen keine Verzögerung des Ablaufes mehr, der dazu führen würde, dass die Sperrzeit neu angemeldet werden müsste.

Das hieße: mindestens zwei Jahre Verschiebung der gesamten Lärmsanierung auf dem Ettlinger Streckenabschnitt mit entsprechenden Konsequenzen für bahnlärmgeplagte Anwohner.

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