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Spitznamen und ihre Geschichte

Warum werden die Bruchhausener auch Froschbacher genannt?

Moggel, Besenbinder oder Dohlenaze: Für die Bewohner der Orts- und Stadtteile in Ettlingen und Umgebung gibt es zahlreiche Spitznamen. Woher kommen sie?

Der Frosch grüßt am Ortseingang: Der Bruchhausener Ortsvorsteher Wolfgang Noller neben der übergroßen steinernen Skulptur, die im Kreisverkehr auf der Landstraße von Ettlingen kommend steht.
Der Frosch grüßt am Ortseingang: Der Bruchhausener Ortsvorsteher Wolfgang Noller neben der übergroßen steinernen Skulptur, die im Kreisverkehr auf der Landstraße von Ettlingen kommend steht. Foto: Ulrich Krawutschke

„Der Frosch ist bei uns allgegenwärtig“ sagt Wolfgang Noller, der Ortsvorsteher von Bruchhausen – oder besser von Froschbach, dem Übernamen von Ettlingens größtem Stadtteil mit knapp 5.000 Einwohnern, den Froschbachern oder auch „Froscher“. Woher aber kommt dieser Namen für Bruchhausen?

Im 11. und 12. Jahrhundert haben sich Jungbauern oft in der Nähe von Wasser niedergelassen, so auch in Sumpfgebieten wie im „Bruch“ südlich von Ettlingen, der vom Kinzig-Murg-Strom gestaltet wurde. Bruch bezeichnet ein Gebiet im Sumpf, der zweite Namensteil „hausen“ bezieht sich auf Häuser, die einen Ort bilden.

Bruchhausen ist also eine Häuseransammlung in sumpfigem Gebiet, hat allerdings früher nicht so geheißen. Man muss zurück ins Jahr 1102 blicken, als die Siedlung erstmals als „Liutfridsweiler“ erwähnt wird, wie es Hans Leopold Zollner, früher ehrenamtlicher Leiter des Ettlinger Stadtarchivs, in einem Artikel 1958 in „Der Lauerturm – Beiträge zur Heimatgeschichte und Volkskunde“ schrieb.

Als den Menschen das Wasser bis zum Hals stand

Wie aus einem Dokument hervorgeht, erklärte Zollner, habe wohl ein Edler namens Liutfrid (heute heißt die nach ihm benannte Straße Luitfriedstraße) im Auftrag des Gaugrafen den Schutz der jungen Bauernsiedlung übernommen und ihr seinen Namen gegeben. Im Jahr 1367 taucht der Name „Bruchhüser“ auf, als der Ort mit Ettlingenweier und Oberweier eine Markgenossenschaft bildete, den „Stab Weier“.

„Als Prinz Eugen im Polnischen Erbfolgekrieg die Alb, die Pfinz und den Saal- und den Kraichbach im Bruchgebiet aufstauen und das Land überfluten ließ, da mag den Nachfahren des edlen Liutfrid das Wasser buchstäblich bis an den Hals gestanden sein“, heißt es in Zollners Artikel. Aber den Kampf gegen das Wasser waren sie gewohnt und hielten an der kargen, dem Sumpf abgerungenen Scholle fest.

Vermutlich aus jenen wasserreichen Tagen stammt der Spitzname „Froscher“ für die Bürger von Bruchhausen, die von den Nachbarn heute noch „Froschbacher“ genannt werden. Auch wenn die Nachbardörfer damit über das sommerliche Froschkonzert rings um das Dorf spötteln, so schwingt darin, meint Zollner, „auch eine gute Portion Hochachtung vor der Zähigkeit der Froscher mit“. Die politische Selbständigkeit von Bruchhausen begann mit der Auflösung der Markgenossenschaft am 10. August 1821.

Viele Frösche in Froschbach

Wo aber taucht heute der Frosch in „Froschbach“ auf? Zunächst ist das der Froschbrunnen in der Luitfriedstraße gegenüber der kleinen Kapelle. Er besteht aus einem runden Sandsteinbecken aus dem Jahr 1982 und einem realistisch ausgebildeten Frosch aus Bronze von 1986, dem das Wasser aus dem Maul sprudelt. Gestaltet wurde er vom Salzburger Bildhauer Josef Magnus.

Der damalige Oberbürgermeister Erwin Vetter übertrug die Froschgestalt auf die Grundhaltung der „Froschbacher“, die er so beschrieb: „ein großes Maul, weil sie lautstark ihre Meinung sagen – große Augen, weil sie alles sehen – große Sprünge, weil Bruchhausen eine stete Aufwärtsentwicklung durchmacht“.

Stromhaus bei der Ortsverwaltung Bruchhausen mit Froschgemälde
Stromhaus bei der Ortsverwaltung Bruchhausen mit Froschgemälde Foto: Ulrich Krawutschke

Heute ist der Frosch in dem Ettlinger Stadtteil fast allgegenwärtig: An der Zufahrt von Ettlingen her gibt es als Begrüßung in Froschbach einen Froschkreisel mit steinerner Froschfigur (CDU-Spende), der örtliche Gewerbeverein vergibt einen „Goldenen Frosch“ für soziales Engagement, der Förderverein der Feuerwehr heißt „Die Feuerfrösche“, zwei Stromtürme bei der Ortsverwaltung und bei Hühner-Günth sind mit Froschmotiven bemalt und Graffiti mit Froschmotiven finden sich am Bahnhof Bruchhausen und in der Unterführung am Alemannenweg Richtung Buchtzig-See.

 Graffiti an der Unterführung Alemannenweg in Bruchhausen mit Froschmotiv
Graffiti an der Unterführung Alemannenweg in Bruchhausen mit Froschmotiv Foto: Ulrich Krawutschke

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