Es ist ein Großprojekt in diesem Jahrzehnt: Der Umzug der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, kurz AVG, vom Ettlinger Ferning auf das ehemalige Elba-Areal im Westen der Stadt. Wenn es gelingt, könnten zum einen dringend benötigte neue Wohnungen im Etltinger Zentrum entstehen.
Zum anderen würde eine industrielle Brache, die das 85.000 Quadratmeter große frühere Elba-Gelände ist, zu neuem Leben erweckt. Entsprechend treiben sowohl die AVG mit ihrem Geschäftsführer Alexander Pischon als auch die Stadt Ettlingen mit Oberbürgermeister Johannes Arnold das Vorhaben voran. Letzt genannter sieht die Nachnutzung des Elba-Grundstückes für AVG-Zwecke, Wohnen und Arbeiten (Mischgebiet) als Teil einer „Ettlinger Gesamtstrategie“ zur Konversion ehemaliger Industriestandorte. Dazu zählen für ihn neben Elba auch das vormalige Stahl-Gelände und das von Papyrus.
Flächen sind zum Teil vermietet
Gekauft hat die AVG das zuletzt der Ammann-Gruppe gehörende fast zehn Hektar große Grundstück nahe dem Bahnhof Ettlingen-West schon 2018. Christian Höglmeier, Mitglied der AVG-Geschäftsführung, sprach damals gegenüber den BNN von einem „ rein strategischen Schritt“.
Zum Teil sind die Flächen vermietet, zum Teil nutzt sie die AVG als Lager. Zudem haben vorübergehend rund 80 Mitarbeiter der AVG und der Karlsruher Verkehrsbetriebe (VBK) dort íhre Büros. Nach Fertigstellung des neuen AVG/VBK-Verwaltungsgebäudes an der Durlacher Allee in Karlsruhe 2021 ziehen sie mit um. Dabei handelt es sich unter anderem um die IT-Abteilung und die innere Revision.
Das Elba-Areal ist für uns eine gute Alternative zum Ferning.Alexander Pischon, AVG-Chef
Pischon sagt über das Elba-Areal heute: „Es ist eine gute Alternative für uns zum Ferning.“ Geplant sei zunächst, Busse und Einsatzfahrzeuge der AVG (kurz „Diesel und Gummi“) in einer neuen zentralen Werkstatt, die am Karlsruher Rheinhafen (ehemalige Fabrikationshallen der Firma Bruker) gebaut wird, zu warten und instand zu setzen und nicht mehr im Ettlinger Ferning oder bei den Karlsruher Verkehrsbetrieben (VBK). Damit würde schon mal Fläche frei.
Platz für die wachsende Elektrobusflotte
Auf das Elba-Gelände sollen künftig außer Büros und Lagerflächen der AVG ein Stadtbahndepot und eine Vollbahnwerkstatt zur Reparatur von Dieselloks. 50 Abstellplätze für Busse (im Ferning sind es derzeit 40) sind genauso angedacht wie Ladestationen und Abstellplätze für die wachsende Elektrobusflotte. Ausbauen will die AVG am neuen Standort auch das Cargo-Geschäft, das schon jetzt ein Wachstumsmarkt ist.
Östlich des künftigen AVG-Betriebshofes und damit in Richtung städtischem Bauhof soll ein Mischgebiet entstehen mit Büros, Dienstleistung, Nahversorgung und Wohnen, so die gemeinsamen städtebaulichen Überlegungen von Stadt und AVG, die in einen Rahmenplan gemündet sind. Der wurde vor einigen Wochen auch dem AVG-Aufsichtsrat vorgestellt. Der Ettlinger Gemeinderat kennt ihn ebenfalls. Damit ist ein erster Schritt getan, weitere wie das Bebauungsplanverfahren werden noch dauern.
Pluspunkt ist der Anschluss ans Schienennetz
Großer Pluspunkt bei der Entwicklung der alten Elba-Liegenschaft ist deren Anschluss ans Schienennetz. Nicht nur der Bahnhof Ettlingen-West an der Rheintalstrecke, der barrierefrei ausgebaut und damit attraktiver werden soll, liegt in der Nähe. Auch ein altes Industriegleis zum Ettlinger Erbprinz gibt es bereits. Die Strecke ist elektrifiziert, wird aber derzeit von Stadtbahnen nicht befahren, sondern nur von Dieselloks. Über eine Reaktivierung der Strecke wird schon länger diskutiert. Laut Ettlingens Stadtplaner Wassili Meyer-Buck ist dafür ein Planfeststellungsverfahren mit der üblichen Behörden- und Bürgerbeteiligung erforderlich. Will heißen: So ganz schnell geht es nicht. „Wir reden dann von künftig 30 Stadtbahnen am Tag und nicht mehr über fünf Loks. “
Ungenutzte Schienenverbindung soll wiederbelebt werden
Rathauschef Arnold sieht gerade in der Wiederbelebung der ungenutzten Verbindung eine große Chance: „Wir hätten dann sowohl das Berufliche Bildungszentrum des Landkreises umweltfreundlich angebunden als auch das künftige Wohngebiet am derzeitigen Bauhofstandort.“ Wie berichtet, wird überlegt, den Bauhof auf dem Gelände der Stadtwerke anzusiedeln, und seine jetzige Adresse in der Ottostraße für weitere Wohnbebauung zu entwickeln. Mehr als 100 Wohnungen wären dort gemäß städtischer Berechnung möglich.
Die AVG-Verantwortlichen Alexander Pischon und Christian Höglmeier gehen davon aus, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis tatsächlich das rund 20.000 Quadratmeter große Grundstück im Ferning aufgegeben werden kann. Auf dem hätte die Stadt dann ebenfalls gerne Wohnungsbau. Auch hier ist die Rede von über 100 Wohnungen.
„Die Verlagerung aufs Elba-Gelände muss finanziell darstellbar sein“, sagt Pischon, der sich damit in Übereinstimmung mit dem AVG-Aufsichtsrat befindet. Eine Refinanzierung könne beispielsweise dadurch erfolgen, dass die vom Unternehmen nicht benötigten Flächen „attraktiv vermarktet“ werden.
Im Förderprogramm des Landes
Apropos Geld: Seit kurzem ist auch klar, dass es vom Land Baden-Württemberg aus dem Förderprogramm „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ 70. 000 Euro für die Umnutzung des Elba-Geländes gibt. Die erfreuliche Nachricht für die Stadt überbrachte nach dem Jahreswechsel die Ettlinger Landtagsabgeordnete Barbara Saebel (Grüne).