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Dauerleihgaben vom Land

Wertvolle Möbelstücke und WC-Stuhl: Schlösser und Gärten ergänzt Ausstellung im Ettlinger Schloss

Vergleichsweise bescheiden lebte Markgräfin Sibylla Augusta einst im Ettlinger Schloss. Die fünf Salons sind durch wertvolle Möbelstücke aus der Barockzeit jetzt noch mehr einen Besuch wert.

Schlossraum
Mit Leihgaben des Landes möbliert: Das vormalige Ankleidezimmer von Sibylla Augusta im Ettlinger Schloss. Sie hatte dort ihren Witwensitz. Auch im Bild: Museumschefin Daniela Maier, die eine Perücke aus der Zeit der Markgräfin zeigt. Foto: Werner Bentz

Markgräfin Sibylla Augusta (1675–1733) war eine bescheidene Frau. Zwar feierte sie 1729 mit einem großen Kostümfest, illustren Gästen und erlesenen Speisen den Einzug in ihre Ettlinger Altersresidenz.

Indes bewohnte die Witwe des Türkenlouis vier Jahre lang nur ein Appartement mit fünf Zimmern im Schloss über der Beletage und angrenzend an den Festaal im Südflügel. Mehr nicht.

Diese fünf privaten Salons, bislang nur relativ spärlich ausgestattet, wurden jetzt um einige wertvolle Objekte aus jener Zeit ergänzt. Sie bringen Besuchern ein Stück Schlossgeschichte und Alltag, wie ihn die Markgräfin erlebte, näher. Und zwar dauerhaft. Möglich machte die zusätzliche Möblierung der Landesbetrieb Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

Ettlinger Schloss gehört nicht dem Land, sondern der Stadt

Er ist zwar nicht für das Ettlinger Schloss zuständig, denn das befindet sich in kommunalem Besitz. Doch stellte die zweitgrößte Schlösserverwaltung Deutschlands (die größte ist in Bayern) der Stadt kostbare Leihgaben zur Verfügung, die laut Geschäftsführer Michael Hörrmann bisher im Depot lagen.

Von barocken Stühlen über Kommoden, einen WC-Stuhl bis zu einer Gebetsbank, wie sie die Markgräfin original genutzt haben soll.

Im Schloss ist nicht viel barockes Interieur erhalten.
Barbara Saebel, Landtagsabgeordnete

Eingefädelt wurde die Kooperation zwischen Staat und Stadt durch die Landtagsabgeordnete Barbara Saebel (Grüne). Sie sitzt im Finanzausschuss des Landes, bei dem auch Schlösser und Gärten vertreten ist, und wusste aus ihrer Zeit als Ettlinger Stadträtin, dass „im Schloss nicht viel barockes Interieur erhalten ist“.

Also fragte sie beim Landesbetrieb an, ob der nicht Möbel aus jener Zeit habe und entbehren könne. Und siehe da, er konnte. Allerdings, so Saebel beim Rundgang durch die neu gestalteten Räume, „dauerte es fünf Jahre von der Idee bis zur Realisierung“.

Erste Dauerausstellung zur Schlossgeschichte war 2010

Museumschefin Daniela Maier entwarf eine Konzeption für die Salons. Sie umfassen das Audienzzimmer, das Schlaf- und Ankleidezimmer und den Andachtsraum. Maier erinnerte daran, dass sukzessive Ankäufe, Stiftungen und einige Leihgaben schon 2010 eine erste Dauerausstellung zur Schlossgeschichte möglich machten.

Aber „wir hatten natürlich immer den Wunsch, mit authentischen Exponaten aus jener Zeit die Lebenswirklichkeit im markgräflichen Schloss besser abzubilden“. Mit staatlicher Unterstützung sei das jetzt gelungen, dafür sei man dankbar.

Unser Schloss ist in erster Linie ein Bürgerschloss.
Johannes Arnold, Oberbürgermeister

Zuvor hatte schon Oberbürgermeister Johannes Arnold (Freie Wähler) erklärt, das kommunale Schloss sei für Ettlingen „mehr Lust als Last“. In den vergangenen Jahren seien rund 14 Millionen Euro in die gute Stube der Stadt investiert worden.

„Unser Schloss ist in erster Linie ein Bürgerschloss“, so Arnold. Nutznießer seien Vereine, Tagungs- und Hochzeitsgäste und natürlich seit Jahrzehnten im Sommer die Schlossfestspiele. Überdies beherberge das Schloss Ettlingens Museum. Er freue sich, dass dort dokumentierte Geschichte durch Landesunterstützung jetzt noch interessanter und lebendiger werde.

Hörrmann spielte den Ball zurück: „Nichts ist wichtiger, als ein Denkmal ständig im Bewusstsein der Bevölkerung zu halten“, betonte er. Andernfalls sei es „akut gefährdet“. Menschen begeisterten sich europaweit für Schlösser, Burgen, Klöster und deren Historie. „Sie sind bereit, sich mit dem Kulturerbe zu befassen, wir müssen sie nur entsprechend anfixen und ihnen etwas bieten.“ Markgräfin Sibylla Augusta sei für ihn „eine der faszinierendsten Frauengestalten der ersten Hälfe des 18. Jahrhunderts“.

Öffnungszeiten

Mittwoch bis Sonntag 13 bis 18 Uhr. Bis zum Museumstag am 15. Mai soll auch ein Stadtmodell aus dem 3-D-Drucker fertig sein, das Ettlingen um 1600 zeigt. Es steht im Foyer vor den umgestalteten Barockräumen.

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