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Winde nutzt Solarstrom

Wie die Sonne hilft, die Segelflieger in Rheinstetten auf Flughöhe zu bringen

Die Luftsportgemeinschaft in Rheinstetten-Forchheim feiert: Die neuen Elektrowinde nutzt Solarstrom. Damit starten Segelflugzeuge ab sofort gänzlich ohne Klimabelastung.

Studierende der Akaflieg am KIT zeigen beim Fest der Luftsportgemeinschaft Rheinstetten ihren „Nurflügler“.
Studierende der Akaflieg am KIT zeigen beim Fest der Luftsportgemeinschaft Rheinstetten ihren „Nurflügler.. Foto: Jörg Donecker

Die Segelflug-Begeisterten spüren das Leistungsvermögen der neuen Startwinde vom Kopf bis in die Zehen: Mit atemberaubendem Tempo geht es vom Startgelände in Rheinstetten, gleich hinter der Messe, steil nach oben. In rund 400 Metern Höhe klinkt der Windenfahrer unten die Leine oben aus, und das filigrane Fluggerät mit der Kennung D-KAKJ dreht zwischen Forchheim und der Heidenstücker Siedlung seine Runden.

Die neue Startwinde ist der ganze Stolz der Luftsportgemeinschaft (LSG) Rheinstetten. Mit einem großen Fest hat die LSG jetzt diesen Beginn einer neuen Ära gefeiert.

Zehn Starts pro Stunde in Forchheim möglich

Gemeinsam haben die hier organisierten Vereine, der Luftsportverein Albgau, der Flugsportverein (FSV) 1910 Karlsruhe und die Akademische Fliegergruppe am KIT (Akaflieg) die Vorrichtung zum Start der Segler angeschafft. Die Investition von 150.000 Euro steht ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit, wie LSG-Chef Roland Helfer verdeutlicht.

Denn die vier Tonnen schwere Anlage funktioniert anders als die Vorgänger-Winde rein elektrisch. Die Akkus ermöglichen zehn Starts pro Stunde. Und das Beste: Der nötige Strom kommt ausschließlich von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Segelflugzeug-Garagen, betont Paula Winterstein, Vorsitzende des Luftsportvereins Albgau.

Nicht nur mit diesem Schritt zum umweltfreundlichen Start beweisen die Fliegerinnen und Flieger ökologisches Bewusstsein. Auch nach der Landung profitiert der Klimaschutz: Elektrische Golf-Caddys bugsieren die Segelflugzeuge zurück an den Start.

Spaß beim Fliegerfest in Rheinstetten

Die elektrische Startwinde war der Anlass für das spannende Fliegerfest in Rheinstetten, keineswegs war sie aber die einzige Attraktion. So informierte die Akaflieg über ihr anspruchsvolles Projekt, den Bau eines so genannten Nurflügel-Segelflugzeugs.

Im Grundsatz funktioniert dieses Fluggerät wie ein konventionelles Segelflugzeug. Es hat aber keinen Schwanz und mithin kein Heckleitwerk mit Höhen- und Seitenruder. Gesteuert wird deshalb über drei Klappen am Flügel, wie Nikolas Braun von der Akaflieg berichtet. Er ist genauso wie seine Vereinskameraden Julian Boerakker und Mikail Albayrak Maschinenbau-Student und von Flugzeugtechnik fasziniert.

„Nurflügel-Segler“: Prototyp existiert bereits

Der Nurflügel-Segler, so erläutern die angehenden Akademiker, ist zwar technisch anspruchsvoll. Dafür bietet er aber einen deutlich geringeren Luftwiderstand als konventionelle Flugzeugmuster. Und verspricht damit eine beträchtliche Leistungssteigerung im Segelflug.

Ein Prototyp im Maßstab 1:2 mit einer Flügelspannweite von siebeneinhalb Metern existiert bereits. Nicht umsonst lautet das Motto der Akaflieg „Forschen, bauen, fliegen“, sagt Vorsitzende Jasmin Sembritzki.

Gefragter gelber Oldtimer

Unterdessen nutzen immer mehr Flugbegeisterte die Gelegenheit, sich über die Fluggeräte der Vereine zu informieren. Ein besonders prominentes Exemplar steht in der Halle: Der Oldtimer Ka 8b, seit nunmehr 62 Jahren in Diensten der Flugsportler. Der achtjährige Jonathan nimmt Platz im Cockpit des nur 190 Kilogramm leichten Segelflugzeugs und ist begeistert.

„Gefällt mir gut“, befindet er mit Kennermiene. In ein paar Jahren will er auch abheben, sagt er. Dass sich die Maschine mit einer Flügelspannweite von 15 Metern auch noch bei Tempo 52 in der Luft halten kann, beeindruckt den Jungen ganz besonders.

Vereine ziehen alle Register

Die Vereine der Luftsportgemeinschaft ziehen sämtliche Register an diesem Festwochenende: Besucher dürfen mit erfahrenen Segelfliegern aufsteigen und Rheinstetten sowie die südliche Hardt von oben betrachten.

Sie dürfen sich bei Piloten über die Vorzüge von Motorsegler und Ultraleichtflugzeug ins Bild setzen, und sie dürfen sich stärken: Schon vor der Mittagszeit wandern am Samstag Steaks, Pommes und Würste über den Tresen, wird mit Mineralwasser ebenso angestoßen wie mit Pils.

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