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Kulturdenkmal hergerichtet

Wie eine junge Familie die alte Schmiede in Ettlingen rettete

Ohne Eigenleistung keine Rettung der alten Schmiede im Ortskern von Oberweier: Susanne und Christoph Mack haben hunderte Arbeitsstunden investiert, um ein Kulturdenkmal vor dem Verfall zu bewahren. Die Mühe hat sich gelohnt.

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Aus alt mach neu: Die Schmiede in Oberweiers Ortskern, die jahrzehntelang vor sich hingammelte , ist restauriert. Aufwendig waren die Dacharbeiten. Foto: pr

Ohne Eigenleistung keine Rettung der alten Schmiede im Ortskern von Ettlingen-Oberweier: Susanne und Christoph Mack haben hunderte Arbeitsstunden investiert, um ein Kulturdenkmal vor dem Verfall zu bewahren. Die Mühe hat sich gelohnt.

Als Susanne und Christoph Mack 2016 ein Haus im Ortskern von Ettlingen-Oberweier kauften, wurden sie zugleich Eigentümer eines alten, vollkommen verwitterten Sandsteingebäudes auf dem Grundstück. Um 1860 errichtet, diente es lange dem jeweiligen Dorfschmied als Werkstatt, war aber dann viele Jahrzehnte sich selbst überlassen und vergammelte. Dass es 2020 schmuck dasteht und viele anerkennende Blicke auf sich zieht, ist dem Engagement der Eheleute zu verdanken.

Es gab leider keine Pläne, nur alte Fotos
Bauherr Christoph Mack

Mack, von Beruf Bauingenieur mit Faible für altes Gemäuer, erinnert sich: „Wir hatten von Anfang an vor, aus dem Objekt etwas zu machen. Es gab leider keine Pläne, nur ein paar alte Fotos.“ So waren die Macks auf sich gestellt, als sie entschieden, das Objekt zu sanieren und so herzurichten, dass es wieder nutzbar ist.

Dacharbeiten waren besonders aufwendig

Am aufwendigsten gestalteten sich die Arbeiten am Dach. Nicht nur, dass es windschief und undicht war. Christoph Mack wollte dort auch einen neuen Boden einziehen, um zusätzlichen Raum zu schaffen. „Ein Spielzimmer für Kinder“, sagt Ehefrau Susanne, die während der Planungsphase Tochter Mirijam erwartete.

Nach deren Geburt im Sommer 2019 gingen Christoph Mack und seine Handwerker „in die Vollen“: Die Uralt-Ziegel wurden entfernt, kaputtes Gebälk ausgebaut und zum Zimmermann gebracht. Aus Tannen- und Fichtenholz entstanden neue Dachlatten, oben drauf kamen Doppelmuldenfalzziegel, da Biberschwanzziegel zu schwer gewesen wären, so Mack.

Der alte Herd des Schmieds blieb erhalten

Über Kleinanzeigen im Netz sei er fündig geworden und „angeliefert hat man sie uns dann aus der Pfalz“. Während der Boden neu gemacht und das Mauerwerk an den Wänden neu verfugt wurde, blieben die alte Esse und damit der Herd des Schmieds genauso original erhalten wie die Fensteröffnungen. Wie viele Arbeitsstunden er in das Objekt gesteckt hat, das seit 2017 offiziell ein Kulturdenkmal im Ort ist?

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Auch die Esse, den Arbeitsplatz des früheren Dorfschmieds, retteten Susanne und Christoph Mack. Foto: hei

Ohne Eigenleistung keine Rettung des Gebäudes

„400 Stunden bestimmt.“ Ohne diese Eigenleistung wäre die Rettung der alten Schmiede gar nicht möglich gewesen, weil „uns schlicht das Geld dafür gefehlt hat“. So brachte sich der Bauexperte selbst mit Ideen wie Taten ein, erhielt zudem Zusagen für Zuschüsse aus dem Landessanierungsprogramm und von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg. Summa summarum, sagt er, verschlang das Projekt 67.000 Euro.

Oberweiers Ortsvorsteher Wolfgang Matzka freut sich über die Initiative und den Schwung des jungen Ehepaars. „Wir haben außer dem Rathaus keine historisch bedeutsamen Bauten im Ortskern“, bedauert er. Umso lobenswerter sei die Sanierungsleistung an der alten Schmiede. Die habe man eigentlich schon 2015 ins Dorfjubiläum 900 Jahre Oberweier integrieren wollen, als die lange Tafel im Ortskern aufgebaut wurde. Da sie aber „so baufällig war, haben wir davon Abstand genommen“.

Ich muss sagen, es ist toll geworden
Die ehemalige Eigentümerin der Schmiede

Und noch jemand ist glücklich über die Entwicklung auf dem Grundstück in der Fleckensteinstraße: Renata Anna Wolf, die mit Sohn Frank 2016 an die Macks verkauft hat. Während der Baustellenzeit sei sie regelmäßig mit ihrem Hund an der alten Schmiede vorbeigegangen und habe geschaut, wie’s dort voran geht, erzählt die alte Dame. Ihr Urteil: „Ich muss sagen, es ist toll geworden".

Die Denkmalstiftung Baden-Württemberg gibt es seit Mitte der 1980er Jahre. Sie fördert das Engagement privater Bauherren und bürgerschaftlicher Initiativen, die Kulturdenkmale erhalten wollen. Das Land stellte ein Stiftungskapital von 26 Millionen Euro bereit. Geld fließt an die Stiftung auch von privater Seite und aus Toto-Lotto-Mitteln. 2018 gab sie nach eigenen Angaben für die Förderung der Denkmalpflege rund 1,1 Millionen Euro aus. Sitz ist in Stuttgart.

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