Carola T. und ihr Mann haben eine kleine Rente. Mit insgesamt 1.000 Euro monatlich müssen die Ettlinger haushalten, ein bisschen Altersgrundsicherung kommt noch oben drauf. Miete, Nebenkosten, einige fixe Verpflichtungen – unterm Strich bleibt da nicht viel zum Leben. Ohne den Tafelladen Im Ferning wäre es für die beiden schwierig, über die Runden zu kommen. „Zweimal in der Woche gehe ich dorthin zum Einkaufen“, erzählt die 73-jährige Carola T.
Zumeist wählt sie die Mittagsstunden, „wenn weniger los ist“. Seit acht Jahren hat sie einen Berechtigungsausweis für den Markt, in dem sich Menschen mit wenig Geld versorgen können. Mit Dingen des Alltags wie frischem Obst und Gemüse, Konserven und Trockenwaren, mit Gebäck und Hygieneartikeln. „Der Einkauf dort fällt mir immer noch schwer“, erzählt die Rentnerin, um dann zu sagen: „Ich hätte nicht geglaubt, darauf einmal angewiesen zu sein.“
Adventsaktion mit mehreren Supermärkten
Als sie jung war, habe sie sich um die Kindererziehung gekümmert und später dann nur „kleinere Jobs“ angenommen. Das rächte sich bei der Rente. Da im Tafelladen die gewünschte Ware nicht immer verfügbar ist, muss Carola T. beim Speiseplan improvisieren, kann nicht unbedingt das kochen, worauf sie und ihr Mann gerade Lust haben. Das wird auch in den nächsten Wochen so sein, wiewohl die Verantwortlichen im Tafelladen davon ausgehen, dass gerade in der Vorweihnachtszeit in Regalen und Truhen ein vielfältiges Sortiment angeboten werden kann.
Denn wie immer im Advent gibt es die Aktion „Kauf heute eins mehr und bring’s hierher“. Kooperationspartner sind die beiden Ettlinger Real-Märkte am Huttenkreuz und in der Zehntwiesenstraße sowie Pistons Edeka in Ettlingen-West. Dort haben Kunden am Samstag, 5. Dezember, die Möglichkeit, etwas mehr als sonst in ihren Einkaufswagen zu laden und das, was nicht für den Eigenbedarf benötigt wird, dem Tafelladen zu spenden. „Wir haben dieses Mal wegen Corona keine unserer Ehrenamtlichen in den Märkten, sondern es stehen dort nur unsere beschilderten Wagen, in die man seine Gaben legen kann“, sagt Beate Rashedi, Geschäftsführerin der Ettlinger Dienststelle des Diakonischen Werkes.
Die Diakonie trägt die Verantwortung für den 2007 eröffneten Tafelladen, der inzwischen eine Außenstelle in Bad Herrenalb hat. Rashedi weiß aus Erfahrung, dass die Bereitschaft, mehr einzukaufen als nötig und das dann weiterzugeben, hoch ist. Immer benötigt würden Öl, Kaffee, Konserven, Waschpulver und Pflegeprodukte wie Seife, Duschgel oder Zahnpasta. Gerade letztgenannte seien oft knapp, denn „ der Einzel- und Großhandel unterstützt uns fast ausschließlich mit Lebensmitteln kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums, Backwaren, Obst und Gemüse“.
60 Ehrenamtliche helfen regelmäßig mit
Abgeholt werden die Waren von ehrenamtlichen Kräften, die auch den Tafelladen an sich am Laufen halten. Sie sortieren dort, putzen Gemüse, bestücken Regale, kümmern sich um die Kasse, räumen nach dem Verkauf auf. Insgesamt engagieren sich rund 60 Helfer, hinzu kommen einige Ein-Euro-Jobber, die Reinigungsarbeiten übernehmen oder im Hof den Müll sortieren. Apropos: Die Lebensmittelreste aus dem Laden dürfen auch künftig nicht in die Biotonne, sondern müssen gewerblich entsorgt werden. Ein Ärgernis, denn „das kostet uns bis zu 1.000 Euro im Monat“, erzählt Beate Rashedi.
Knapp 270 Berechtigungsausweise sind derzeit für den Tafelladen ausgestellt, über die rund 680 Menschen versorgt werden, fast 290 davon sind Kinder. Der Ausländeranteil unter den Kunden liegt bei etwa 40 Prozent. An den Öffnungstagen kaufen jeweils bis zu 70 Kunden ein, in Corona-Zeiten sind es aber weniger, berichtet die Leiterin Sibylle Thoma. „Wir dürfen nicht so viele Menschen gleichzeitig reinlassen wie sonst.“ Man habe Zeitzonen für den Einkauf eingerichtet, die beachtet werden müssen. „Langes Suchen und Verweilen geht nicht, auch wenn mancher darüber mault.“
Service
Spendenkonto: Diakonisches Werk Ettlingen, Sparkasse Karlsruhe, IBAN: DE 39 660 501 01 0001282680, Kennwort „Tafelladen Ettlingen“.