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Albtalstrecke gesperrt

Wie funktioniert der Schienenersatzverkehr zwischen Ittersbach und Ettlingen?

Wegen Streckenarbeiten bis zum 11. September fahren auf der Albtalstrecke und auf der Strecke Ettlingen-Ittersbach keine S-Bahnen. Seit Freitag sind beide Stadtbahnabschnitte komplett gesperrt. Die Alternative: Schienenersatzverkehr mit dem Bus.

Gut besetzt sind vor allem morgens die Busse des Schienenersatzverkehrs für die Stadtbahnlinie S11 von Ittersbach nach Ettlingen.
Gut besetzt sind vor allem morgens die Busse des Schienenersatzverkehrs für die Stadtbahnlinie S11 von Ittersbach nach Ettlingen. Foto: Klaus Müller

Bis zum 11. September ist auf der S-Bahn-Strecke Ettlingen-Ittersbach ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. So ganz reibungslos läuft der nicht, hat unser Autor im Selbstversuch festgestellt.

Von unserem Mitarbeiter Klaus Müller
„Man sieht andere Sachen. Und irgendwie ist die Aussicht besser.“ Normalerweise sitzt Dagmar Lenz um diese Zeit – in aller Herrgottsfrüh – in der Straßenbahn Richtung Ettlingen. Um acht Uhr sollte sie an ihrem Arbeitsplatz in Rüppurr sein. Das könnte eng werden. Die Aussicht, hier aus dem Bus, mag zwar anders und besser sein – blöd nur, dass das Vehikel hier auf der Straße nicht allein durch die Gegend fährt. Der Punkt geht klar an die S-Bahn. Davon jedoch haben weder Dagmar Lenz noch die anderen Fahrgäste in dem langen Gelenkbus etwas.
Wie berichtet, fahren wegen größeren Streckenarbeiten bis zum 11. September keine S-Bahnen, eben die S1 und die S11, auf der Albtalstrecke und auf der Strecke Ettlingen-Ittersbach. Seit Freitag sind beide Stadtbahnabschnitte komplett gesperrt. Die Alternative: Schienenersatzverkehr, gemeint sind damit nichts anderes als Busse.
Ob und wie das mit dem Schienenersatzverkehr funktioniert, probierte BNN-Mitarbeiter Klaus Müller im „Selbstversuch“ aus. Startpunkt sollte die Haltestelle Ittersbach Bahnhof sein. Die Betonung auf „sollte“. Im Fahrplan für den Schienenersatzverkehr ist die Haltestelle eingetragen. Nur, dort hält kein Autobus. Das Warten auf den Bus hätte leicht zu einem bösen Erwachen aus dem frühmorgendlichen Halbwachschlaf werden können.
Ein mehr oder weniger durch Zufall entdecktes Hinweisblatt, nicht gerade exponiert im Schaukasten an der Haltestelle angebracht, weist darauf hin, dass die eigentliche Haltestelle Ittersbach Rathaus vorläufig an der Ecke Zum Wiesengrund/Lange Straße eingerichtet ist. Ähnliche Erfahrungen machten andere Fahrgäste, allen voran „unerfahrene und uniformierte ÖPNV-Nutzer“.

Info über die provisorische Haltestelle Ittersbach Rathaus. Das Papier ist „gut“ im Schaukasten der Haltestelle versteckt.
Info über die provisorische Haltestelle Ittersbach Rathaus. Das Papier ist „gut“ im Schaukasten der Haltestelle versteckt. Foto: Klaus Müller

Also nix wie los, um dann doch noch rechtzeitig den 7.03 Uhr Bus zu bekommen. Der Bus kommt und mit ihm das nächste kleinere Problem. „Ich hätte gerne eine Fahrkarte nach Ettlingen.“ Das gehe leider nicht, er könne keine Fahrkarten verkaufen, entgegnet der Fahrer.  Ups! Und nun?
Ein Fahrkartenautomat befindet sich an der nächsten Haltestelle, klärt der, wie sich bald herausstellte, ungewöhnlich freundliche Busfahrer namens Amed Chamali auf. Den Automaten gibt es an der beschriebenen Stelle tatsächlich. Nur das mit der Fahrkarte „auf die Schnelle“, schließlich will der Bus weiterfahren, klappt nicht. Mein erster Gedanke: „Jetzt habe ich studiert und bin nicht in der Lage, den Fahrkartenautomaten mit seinen zig Unter- und welchen Menüs auch immer zu bedienen.“ Egal. Es muss weitergehen.
Übrigens: Relativ viele Fahrgäste wollen sich im Bus eine Fahrkarte kaufen. Vergeblich. Busfahrer Chamali muss immer wieder verneinen. Zurück lässt der nette Mann aber niemanden. Gut so, zumal die Zahl der Fahrgäste von Haltestelle zu Haltestelle beträchtlich anwächst; darunter Oliver Schick, der ebenso zur Arbeit nach Langensteinbach will wie Philipp Niebergall, dessen Arbeitsplatz in Karlsruhe liegt.
Jeden Tag, so Niebergall, sei er zwei Stunden (hin und zurück) unterwegs. Heftig! „Nee, das ist in Ordnung. Da kann ich lesen. Für mich ist das sogar ein bisschen Freizeit.“ Was in dem Zusammenhang dem normalerweise staugeplagten und mitunter dünnhäutigen Autofahrer auffällt: die Gelassenheit und Ruhe der ÖPNV-Nutzer; vorausgesetzt der Fahrplan werde eingehalten, so der Tenor im Bus.

Ein bisschen „improvisiert“ hängen die Fahrpläne für den Schienenersatzverkehr an Haltestellen herum, wie hier in Ittersbach.
Ein bisschen „improvisiert“ hängen die Fahrpläne für den Schienenersatzverkehr an Haltestellen herum, wie hier in Ittersbach. Foto: Klaus Müller

Die Zeiten auf dem Fahrplan, insbesondere von Ittersbach nach Ettlingen, sind aber „sau knapp“ getaktet. Ein „blöd stehendes Auto“ und davon – aus dem Bus betrachtet – gibt’s einige und schon beginnt die Zeit davonzueilen. Längst ist der Bus richtig gut besetzt. Und längst häufen sich die Blicke auf die Uhren. „Oh, das wird knapp.“ Nein, die morgendlichen Zeiten runter nach Ettlingen sind so gut wie nicht einzuhalten.
Um 7.49 Uhr kommt der Bus an – der Fahrplan sieht 7.43 Uhr vor. Umgekehrt, wie die Rückfahrt belegt, flutscht das Ganze zurück nach Ittersbach in einem (morgens) jetzt deutlich geringer besetzten Bus wie das sprichwörtliche Zäpfchen. Immerhin, von Ettlingen-Stadt, ab da ist wieder S-Bahn-Verkehr, fahren die Bahnen recht gut getaktet Richtung Karlsruhe.
Die Bilanz des Selbstversuches: Im Großen und Ganzen hat alles gut und entspannt funktioniert. Der Blick vom Bus aus auf die frühherbstliche Landschaft, am Morgen von der Sonne geküsst, hat was – und es ist ein staufreier Blick. So friedlich geht es nicht immer zu. Davon weiß Georg Reinacher zu berichten, einer der „Infomänner- und Frauen“, die in ihren grünen AVG-Westen den Fahrgästen an wichtigen Haltestellen Rede und Antwort stehen. Vor allem mit Fahrradfahrern gebe es immer mal „Unstimmigkeiten“ – wenn die Radler darauf drängen würden, ihr Rad mit in den Bus nehmen zu wollen. Laut Aushang ist die „Mitnahme von Fahrrädern in den Bussen des Schienenersatzverkehrs verboten“. Am Ende entscheidet der Fahrer. Apropos: Der Schienenersatzverkehr ist bis zum 11. September im Einsatz. Bleibt zu hoffen, dass er weiterhin so gut funktioniert.
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