Im größten Freizeitpark Europas werden ab Ende Mai die Freudenschreie auf den Achterbahnen etwas gedämpft klingen – weil die Adrenalinjunkies zum Schutz vor Sars-CoV-2 Nase und Mund bedecken müssen. Doch dieser Umstand kann den Fans des Europa-Parks die Freude über die nahende Wiedereröffnung nicht trüben.
„Endlich hatte Heimweh nach Allem auch den tollen Hotels liebe Grüße“ (Originalschreibweise): So kommentierte am Freitag auf Facebook eine Frau aus Baden-Württemberg die Nachricht, dass die Corona-bedingte Zwangspause in der Mega-Freizeiteinrichtung in drei Wochen enden soll.
Schutz und Gesundheit der Besucher im Blick
Mit der Parköffnung gelten jedoch neben den üblichen Hygieneregeln und neuen Sicherheitsvorschriften noch einige Einschränkungen. „Der Schutz und die Gesundheit der Gäste und Mitarbeiter haben für uns höchste Priorität“, stellen die Betreiber im Internet klar.
Unser Ziel ist es, dass alle Besucher einen schönen Tag erleben.Engelbert Gabriel, Sprecher der Geschäftsleitung
„Zur Eröffnung wird es ein kleines Fest geben, aber kein Feuerwerk – das wäre nicht zeitgemäß“, sagte den BNN Engelbert Gabriel, Sprecher der Geschäftsleitung. „Unser Ziel ist es, alle Achterbahnen am Start zu haben und dass alle Besucher einen schönen Tag erleben“.
Im Europa-Park gelten Beschränkungen
Es werden weniger Menschen sein als sonst. Denn eine spontane Anreise ist unter den jetzigen Bedingungen nicht möglich. Um die Zahlen der Besucher kontrollieren zu können, führt der Europa-Park nur tagesdatierte Online-Tickets ein, die ab 13. Mai gekauft werden können.
Wie viele Menschen die 134 Hektar große Spaßanlage und die Hotels pro Tag maximal aufnehmen werden, wird in der kommenden Woche klar sein. Laut Gabriel führt der Park mit dem zuständigen Gesundheitsamt und der Landesregierung Gespräche, in denen die Corona-Auflagen präzisiert werden.
Maskenpflicht in der Achterbahn im Europa-Park
Dazu gehören auf jeden Fall das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes in überdachten Bereichen, Wartebereichen und in den Attraktionen. Schals sind nicht erlaubt, weil sie sich beim Achterbahn-Fahren verfangen können. Wer keine Maske hat oder seine verliert, muss einen Ersatz kaufen.
Wer sich schon einmal über die langen Wartezeiten vor beliebten Attraktionen wie „Silver Star“ und „Blue Fire“ geärgert hat, wird sich mit noch mehr Geduld wappnen müssen. Weil der Abstand von 1,5 Metern im Park eingehalten werden muss, wollen die Betreiber die Warteschlangen auseinanderziehen und durch Sicherheitspersonal überwachen lassen.
Sitze und Griffe der Züge werden desinfiziert
Eine neue Corona-App – der „Distance Radar“ – soll die Besucher „auf spielerische Art motivieren, die geltenden Abstandsregelungen einzuhalten“. Die Desinfektion von Griffen und Sitzen in den Achterbahnzügen nach jeder Fahrt dürfte die Wartezeit noch weiter verlängern.
Auch interessant:Die Betreiber hoffen, dass Kranke auf den Parkbesuch verzichten. Es stehen allerdings auch Temperaturmessgeräte bereit, mit denen angeblich alle Gäste erfasst werden können. „Ob sie eingesetzt werden, wird von der Infektionslage abhängen“, sagt Gabriel.
„Piraten in Batavia“ sollen Ende Juli öffnen
Nach seiner Darstellung sollen am 29. Mai fast alle Attraktionen eröffnet werden, allerdings noch nicht die 2018 bei einem Großbrand zerstörte „Piraten in Batavia“ . Ihr Eröffnungstermin wird jetzt mit Ende Juli angegeben. Geschlossen bleibt zunächst auch die Wasserwelt Rulantica , die auf weitere Lockerungen der Corona-Landesverordnung warten muss. Außerdem wird es im Park zunächst kein Kinoprogramm geben. Die Shows werden reduziert und auf die Außenbühnen verlagert.
Zu Beginn der Corona-Pandemie hatte der Park angeblich etwa 2.000 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Wir fahren sie jetzt schrittweise zurück“, sagt Gabriel. Wie schnell, werde von den Besucherzahlen abhängen. Der wirtschaftliche Schaden durch die Epidemie wurde noch nicht beziffert – doch er dürfte enorm sein. Die Saison ist sechs Wochen zu kurz, es fehlen unter anderen die Einnahmen von den meist besucherstarken Ostertagen, an denen sich jeweils bis zu 50.000 Menschen im Spaßparadies vergnügen.
Bürgermeister Klare ist optimistisch
In Rust ist man aber positiv gestimmt. „Ich freue mich, dass es im Europa-Park losgeht“, sagt der Bürgermeister Kai-Achim Klare. Bedenken wegen Corona hat er keine: „So wie ich den Park kenne, wird es dort hohe Sicherheitsstandards geben“. Dabei fordert der Verwaltungschef, dass jeder „Schritt im Bereich der Lockerung“ überprüfbar ist.
Im Ortenaukreis liegt Rust mit 20 Fällen im oberen Drittel der Liste der Wohnorte mit bestätigten Infektionen. Klare beschreibt die Stimmung als zwiegespalten. „Es liegen Wochen des Stillstands hinter uns, die viele Betriebe an ihre Belastungsgrenzen gebracht haben. Die Menschen haben ein großes Sicherheitsbedürfnis, aber auch einen den Wunsch, dass das öffentliche Leben endlich weitergeht“.
Rust ist wegen Corona-Krise auf Hilfe des Landes angewiesen
Der Kommunalpolitiker macht sich keine Illusionen darüber, dass die Rückkehr in die Normalität langwierig sein wird. „Das wird ein Neustart mit Einschränkungen sein, weil wir weniger Gäste erwarten“. Umso wichtiger sei für Rust die Hilfe der Landesregierung, die den Tourismus mit Zuschüssen beleben wolle, sagt Klare. Er macht sich allerdings Sorgen wegen der Grenzschließungen in der Ortenau: „Das tut uns weh.“