Die Karlsruher L-Bank legte bei ihrem Fördervolumen nochmals kräftig zu: Die Staatsbank hat im vergangenen Jahr Menschen und Unternehmen in Baden-Württemberg mit 15,2 Milliarden Euro unterstützt. Das sind 26 Prozent mehr als im Vorjahr, so Vorstandsvorsitzende Edith Weymayr am Mittwoch vor Journalisten.
Die L-Bank ist eine Größe in der deutschen Bankenlandschaft: Nach aktuellen Zahlen rangiert sie auf Platz 15. Die Bilanzsumme stieg um 2,8 Milliarden Euro auf 89,6 Milliarden Euro. Unter den Förderinstituten der Länder stehen die Karlsruher Förderbanker an zweiter Stelle.
Doch die Corona-Hilfspakete waren für die 1.420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (darunter 1.221 in Karlsruhe) doch zu viel. In der Spitze griffen ihnen über 400 externe Spezialisten unter die Arme, so Vorstandsmitglied Iris Reinelt bei der Bilanzpressekonferenz in Stuttgart.
L-Bank zahlt 6,4 Milliarden Euro Corona-Hilfen aus
Allein an Corona-Hilfen zahlte die Staatsbank 6,4 (2020: 2,7) Milliarden Euro aus. Damit haben über 550.000 baden-württembergische Unternehmen seit Beginn der Pandemie Unterstützung beantragt. Am Anfang sollte alles sehr fix gehen; der Bedarf an Hilfe wurde daher geschätzt – mit der Folge, dass Unternehmen teilweise Geld zurückbezahlen mussten, wenn es für sie besser als erwartet lief. Weymayr rechtfertigt dies gegenüber Kritikern, da es sich um Steuergeld handelt.
Die baden-württembergischen Unternehmen sind im Großen und Ganzen gut durch die Corona-Krise gekommen.Edith Weymayr, L-Bank-Chefin
„Die baden-württembergischen Unternehmen sind im Großen und Ganzen gut durch die Corona-Krise gekommen“, sagt sie. Für dieses Jahr rechnet Weymayr damit, dass Unternehmen deutlich weniger Corona-Hilfen beantragen. Von Januar bis März kamen an Corona-Hilfen noch rund 600 Millionen Euro zusammen. Die missbräuchliche Verwendung von Corona-Hilfen sei übrigens geringer als allgemein angenommen, betont sie.
Auch weil die L-Bank wegen des Arbeitspensums auf externe Dienstleister setzte, sind ihre Verwaltungsaufwendungen gestiegen. Im Gegenzug erstattete das Land Mehrkosten, daher stieg der Provisionsüberschuss stark. Unter dem Strich verdiente die L-Bank 37,3 (2020: 50,4) Millionen Euro. Der Rückgang erklärt sich, da 40 Millionen Euro in den Fonds für allgemeine Bankrisiken zugeführt wurden.
Digitalisierungsprämie ist bei Firmen gefragt
Die L-Bank ist ein Spezialinstitut. Sie gehört dem Land, das für sie geradesteht. Dadurch kann sich die L-Bank extrem günstig refinanzieren und so ihren Förderauftrag erfüllen. Auch der klassische Förderwerkzeugkasten – also alles, was nichts mit Corona zu tun hat – war im vergangenen Jahr gefragt.
Im Auftrag des Landes will die L-Bank beispielsweise, dass die Unternehmen fit gemacht werden bei der Digitalisierung. So haben über 8.700 Firmen die sogenannte „Digitalisierungsprämie Plus“ abgerufen. Die Klimaprämie ist ein weiteres Beispiel.
Ein Klassiker ist die Existenzgründungsfinanzierung, die im vergangenen Jahr 2.724 junge Unternehmen in Anspruch nahmen. In der Summe wurden Gründer mit 689,8 Millionen Euro gefördert. Damit wurde ein Rekord aus dem Jahr 2017 (659,7 Millionen Euro) übertroffen.
Einigermaßen preisgünstige Mietwohnungen und Eigenheime bleiben ein Dauerbrenner in der teuren Immobilienhochburg Baden-Württemberg. In der Wohnraumförderung steigerte die L-Bank das Fördervolumen auf 2,2 (2020: 2,0) Milliarden Euro.
L-Bank beobachtet stockenden Wohnungsbau
Allerdings beklagt Weymayr eine Trendwende, konkret bei der Wohneigentumsförderung: Die sei in diesem Jahr verhalten gestartet. Die Gründe liegen für sie auf der Hand: Die Inflationsrate schreckt Bauwillige ab, zumal die Baupreise eh schon enorm hoch sind.
Zudem ist es schwierig, Handwerker zu bekommen – Materialengpässe kommen noch hinzu. Das ist ein Folgeeffekt der Corona-Pandemie, der durch den Ukraine-Krieg verstärkt wird. Weymayr spricht von Schockwellen in der Wohnungsbaubranche. „Die Unsicherheit ist groß. Wir werden als L-Bank in den nächsten Monaten weiter stark gefordert sein.“