Vorne oder hinten, das ist in diesem Fall eine zentrale Frage. Beim weißen Lastenrad des Herstellers Urban Arrow befindet sich die Transportschale für Gepäck und Nachwuchs nämlich zwischen Sattel und Lenker, und beim Familienmodell von Bicicapace nehmen die kleinen Passagiere in einem Kindersitz hinter dem Sattel Platz.
„Weil sich dadurch der Lenker direkt über dem Vorderrad befindet, fühlt sich die Fahrt mit diesem Lastenfahrzeug an wir normales Fahrradfahren“, erläutert Colin Pöstgens einen der markanten Unterschiede zwischen den beiden Lastenradmodellen.
Und Pöstgens muss es wissen, schließlich rührt er als einer der Mitbegründer der Cargobike Show bei einer zweiwöchigen Tour durch die Bundesrepublik die Werbetrommel für den Einsatz von Lastenrädern im urbanen Raum.
Am Mittwoch war die Cargobike Show bereits zum fünften Mal in Karlsruhe zu Gast und präsentierte auf dem Friedrichsplatz gemeinsam mit mehreren Fahrradhändlern aus der Region die neuesten Lastenradmodelle.
„In Berlin gehören Lastenräder schon zum alltäglichen Erscheinungsbild“, so Pöstgens, und auch in anderen Großstädten wie Köln oder München seien die umweltfreundlichen Transportvehikel im Kommen.
Kaufinteressenten müssen für ein neues Lastenrad zwar immer noch 2.000 bis.4 000 Euro investieren, verwies Pöstgens auf die hohen Anschaffungskosten, doch mittlerweile wird die Anschaffung eines solchen Rades von Bund, Ländern und zahlreichen Kommunen finanziell gefördert.
Fördertopf für Lastenräder in Karlsruhe
In Karlsruhe gibt es künftig ebenfalls einen Fördertopf für Lastenräder. Weil sich der Gemeinderat am Dienstag mit großer Mehrheit hinter einen Vorschlag der Stadtverwaltung stellte, werden in den kommenden Jahren insgesamt 250.000 Euro für das Förderprogramm „Lastenräder für Karlsruher Familien“ in den Haushalt eingestellt.
„Damit wollen wir vor allem die derzeitige Hemmschwelle für den Kauf eines solchen Rades abbauen und die Leute zum Umsteigen vom Auto aufs Rad motivieren“, betonte Baubürgermeister Daniel Fluhrer auf der Cargobike Show.
Wenn in Karlsruhe erst einmal genügend Lastenräder auf der Straße zu sehen seien, würde dies dann hoffentlich Nachahmer auf dem Plan rufen. Im Zuge des Förderprogramms gibt es für Lastenräder ohne elektrische Unterstützung einen einmaligen Zuschuss von 800 Euro und für Lastenpedelecs einmal 1.200 Euro.
Sozial schwächere Familien erhalten höhere Förderung
Sozial schwächer gestellte Familien erhalten nach Vorlage des Karlsruher Kinderpasses eine um 200 Euro höhere Förderung. Und wer während des drei Jahre dauernden Förderzeitraums sein Auto abmeldet oder kein Auto besitzt und kein neues anmeldet, erhält noch einen zusätzlichen Umweltbonus von 500 Euro.
Förderberechtigt sind Familien mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren, Wohnsitz in Karlsruhe. Gewerbetreibende können das Förderprogramm des Landes in Anspruch nehmen. „In Karlsruhe gibt es bekanntlich die idealen Voraussetzungen für den Einsatz von Lastenrädern“, so Fluhrer.
Künftig wolle die Stadtverwaltung auch Infrastruktur für die Nutzung der teilweise sperrigen Vehikel schaffen und Fahrspuren sowie Abstellmöglichkeiten einrichten.
Die Anmeldefrist für das Förderprogramm „Lastenräder für Karlsruher Familien“ beginnt am 1. November und endet am 31. Januar 2020. Anträge gibt es unter www.karlsruhe.de/radverkehr .