Skip to main content

Krieg in der Ukraine

Friedenstaube posten oder Geld spenden: Was kann man tun, um den Menschen in der Ukraine zu helfen?

Angestrahlte Rathäuser, Gottesdienste, politische Kundgebungen oder Posts in den Sozialen Netzwerken – das Bedürfnis vieler Menschen, sich mit der Ukraine solidarisch zu erklären, ist riesig. Wer mehr als Worte senden will, kann auch spenden.

Ein Zeichen der Solidarität: das beleuchtete Brandenburger Tor.
Ein Zeichen der Solidarität: das beleuchtete Brandenburger Tor. Foto: Christophe Gateau/dpa

„I stand with Ukraine“ versichern dicke weiße Buchstaben auf blau-gelbem Grund. Andere Bilder auf der Social-Media-Plattform Instagram fordern auf Englisch dazu auf, für das Land im Kriegszustand zu beten. „Pray for Ukraine“, heißt es da – wahlweise bebildert mit Kerze oder Friedenstaube.

Zeichen der Solidarität: Eine ukrainische Flagge am Badischen Staatstheater Karlsruhe.
Zeichen der Solidarität: Eine ukrainische Flagge am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Foto: Julius Sandmann

Am Tag nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine sind die sozialen Netzwerke voll mit Solidaritätsbekundungen aus der westlichen Welt. Allein auf Instagram finden sich unter dem Hashtag Ukraine über 30 Millionen Posts. Aber auch in anderen Netzwerken, wie Facebook, Tiktok oder Linkedin sind die Solidaritätsbekundungen am Tag zwei des Krieges zahlreich. Wer selbst nichts postet, hinterlässt Herzchen oder einen erhobenen Daumen.

Termine in der Region

Karlsruhe: An diesem Samstag (26. Februar) feiert die Ukrainische Griechisch-Katholische Gemeinde in Karlsruhe einen Gottesdienst für den Frieden in ihrem Heimatland. Die Gebetsfeier findet im Anschluss an eine Kundgebung in der Karlsruher Innenstadt statt, die um 14 Uhr vor dem Schloss beginnt. Um 16 Uhr ist der Gottesdienst in der katholischen Stadtkirche St. Stephan (Erbprinzenstr. 16, 76133 Karlsruhe) geplant. Am Sonntag ab 16 Uhr wird auf dem Karlsruher Marktplatz gegen den Krieg demonstriert.

Offenburg: Auf dem Marktplatz der Stadt ist für Sonntag, 27. Februar, um 14 Uhr eine Kundgebung geplant. „Solidarität mit der Ukraine“ ist ihr Titel.

Bruchsal und Umgebung: Zum Zeichen hat die Stadt Bruchsal das Rathaus am Freitagabend in den ukrainischen Farben blau-gelb beleuchtet. Die Friedensinitiative hatte zu einer Mahnwache aufgerufen. Weitere Mahnwachen der Friedensinitiative finden an diesem Samstag von 11 bis 12 Uhr auf dem Friedrichsplatz und ab Sonntag, 27. Februar, bis Freitag, 4. März, täglich jeweils von 17.30 bis 18 Uhr vor dem Rathaus statt. Die SPD ruft am Sonntag, 27. Februar, um 18 Uhr auf dem Marktplatz Bruchsal zur Mahnwache und zum Stopp der Kämpfe auf. Ab 18 Uhr werden am Sonntag im Evangelischen Kirchenbezirk Bretten-Bruchsal und im Katholischen Dekanat Bruchsal auch Glocken für den Frieden läuten.

Philippsburg: Hier lädt die Stadt an diesem Samstag um 14 Uhr zur Mahnwache am Denkmal Pax Aeterna in der Burda Anlage.

Ettlingen: Eine Mahnwache „Für Frieden und Freiheit in Europa“ ist am Sonntag um 18 Uhr auf dem Ettlinger Marktplatz vor dem Rathaus geplant.

Rastatt: Als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine wird der Rastatter Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch am Sonntag gegen 11.30 Uhr am ukrainischen Ehrenmal auf dem Stadtfriedhof ein paar Worte sprechen und Blumen niederlegen. Vorher findet um 9.30 Uhr in der Stadtkirche St. Alexander ein Bittgottesdienst für ein Ende der Gewalt statt.

Richard Wagner aus Karlsruhe beobachtet die virtuelle Anteilnahme an Kriegen oder anderen Katastrophen in der Regel eher mit Skepsis. „Eigentlich bin ich nicht so gern politisch auf den Sozialen Netzwerken unterwegs“, sagt der junge Mann. Im Falle des Ukraine-Kriegs aber macht der 21-Jährige mit russischen Wurzeln eine Ausnahme. „Ich habe verschiedene Links geteilt, unter denen man seine Solidarität zeigen kann“, erklärt er.

Richard hat sich diesen Schritt nicht leicht gemacht. „Leider lässt das Internet viel unqualifizierte und polarisierende Meinungen zu. Trotzdem: In diesem Fall fand ich es gut und wichtig, ein Zeichen zu setzen.“

Appell von Wladimir Klitschko

Ein Zeichen – das wünscht sich auch der in Deutschland wohl prominenteste Ukrainer, Wladimir Klitschko. Nur wenige Stunden nach dem Einmarsch der Russen in sein Heimatland meldete sich der frühere Boxweltmeister in einem eindringlichen Appell im Sozialen Netzwerk Linkedin zu Wort.

Unter der Überschrift „Keine Demokratie ohne Demokraten“ ruft er Menschen auf der ganzen Welt dazu auf, sein Heimatland zu unterstützen. „Sie können etwas tun, in dem sie mobilisieren und große Demonstrationen organisieren“, schreibt er. „Werden sie laut und verleihen Sie der Demokratie eine Stimme.“

Solidarität zeigen viele. Hauptstädte wie Berlin oder London lassen ihre Wahrzeichen bei Einbruch der Dunkelheit in Blau und Gelb erstrahlen. Auch in der Region am Oberrhein bekennt man Farbe. Das Karlsruher und das Bruchsaler Rathaus erstrahlte in den frühen Abendstunden des Freitags in Blau und Gelb, der Bühnenturm des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe ist entsprechend illuminiert und noch bis Dienstag leuchtet die Trambrücke über den Rhein in Kehl in den ukrainischen Nationalfarben.

Mahnwachen und Kundgebungen in der Region

Überall in der Region wird es an diesem Wochenende außerdem Mahnwachen und Kundgebungen geben. Der Deutsche Olympische Sportbund und der badische Fußballverein rufen zu Schweigeminuten vor Spielen und Wettkämpfen auf. In vielen Gottesdiensten wollen auch die Kirchen für die Menschen in den betroffenen Gebieten und den Frieden beten.

Olga Skribnik Karlsruhe
Olga Skripnik, Unternehmerin mit Produktionsstätte in der Ukraine Foto: Privat

Viel mehr als Beten bleibt den Menschen hier im Moment auch gar nicht übrig, findet Olga Skripnik. Die Russlanddeutsche und ihr ukrainischer Mann leben in Karlsruhe. Vor einigen Jahren haben sie im Dorf Ruga in der westukrainischen Region Lwiw ein Unternehmen aufgebaut. Sie stellen Euro-Paletten her, die dann in ganz Europa zum Einsatz kommen.

Seit dem Einmarsch der russischen Truppen ist die Fabrik verlassen. „Wir haben alle Mitarbeiter nach Hause zu ihren Familien geschickt.“ Die Produktion steht still. Die Grenzen sind ohnehin geschlossen. Lkw können nicht fahren. „Ich bin so sprachlos“, sagt Olga Skripnik am Telefon und man hört, wie sehr die Situation sie belastet. Der Gedanke an die 142 Mitarbeiter ihrer Firma raubt der Unternehmerin den Schlaf. „Wir sind über die Jahre Freunde geworden.“

Spenden werden gesammelt und Notunterkünfte gesucht

Wie man aus Deutschland helfen kann? Olga Skripnik weiß es noch nicht. „Das ist im Moment wirklich sehr schwer abzuschätzen.“ Sie und ihr Mann wollen versuchen, die Löhne so lange es geht zu zahlen. „Aber wie lange wir das machen können, weiß ich nicht.“ Ob angesichts der Angst und der Ungewissheit und Bildern von verzweifelten Menschen auf der Flucht der Instagram-Post einer Friedenstaube nicht fast wie Hohn wirkt?

Olga Skripnik verneint. „Ich finde es toll, dass die Menschen hier aufstehen und ihre Solidarität zeigen. Für die Ukrainer ist es wichtig zu spüren, dass der Westen hinter ihnen steht. Es ist ein gutes Zeichen, wenn wir in Gebeten zusammenhalten. Alles andere wird sich zeigen.“

Zu den Solidaritätsbekundungen im Netz mischen sich inzwischen aber auch immer mehr Spendenaufrufe von Hilfsorganisationen oder NGOs, wie der Caritas oder Ärzte ohne Grenzen. Zahlreiche Initiativen bitten über die sozialen Netzwerke um die Bereitstellung von Notunterkünften. „Ich versuche auch, Geld zu spenden“, sagt der Student Richard Wagner. Mindestens genauso wertvoll sei es aber auch, freie Medien oder investigative Rechercheseiten im Internet zu unterstützen.

nach oben Zurück zum Seitenanfang