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Corona-Krise

Frust bei Karlsruher Gastronomen über ausgebliebene Lockerungen

Wegen der Corona-Krise bleiben Restaurants noch mindestens bis Anfang Mai zu. Bei Karlsruher Gastronomen sorgt das für Frust. Sie hatten darauf gesetzt, ab 20. April unter Auflagen wenigstens langsam zum normalen Geschäft zurückkehren zu können.

Hinter Schloss und Flatterband: Die sichtbar weiter auseinander stehende Bestuhlung des Litfaß in Karlsruhe wird auch am Montag leer bleiben.
Hinter Schloss und Flatterband: Die sichtbar weiter auseinander stehende Bestuhlung des Litfaß in Karlsruhe wird auch am Montag leer bleiben. Foto: jodo

Eigentlich sollte der Blick auf die Wettervorhersage bei vielen Gastronomen für leuchtende Augen sorgen. Perfektes Biergartenwetter könnte die Kassen klingeln lassen. Doch mindestens bis Anfang Mai wird daraus nichts. Die erhofften Lockerungen der Corona-Regeln sind ausgeblieben. In Restaurants und Cafés herrschen deshalb Frust und Unverständnis.

Mit Auflagen hatte man gerechnet, mit einer Fortsetzung des kompletten Lockdowns nicht. Die Situation sei „mit einem Wort: beschissen“, sagt der Betriebsleiter des Café Bleu am Mühlburger Tor, Markus Prikryl. Statt Gäste zu bedienen scheucht er derzeit Menschen aus dem Biergarten fort, die sich kurz hinsetzen. Einmal hat das Ordnungsamt schon gemahnt, darauf müsse man besser achten.

Liefer- und Abholservice deckt höchstens die laufenden Kosten

Vier Meter Abstand, nur zwei Personen pro Tisch, ein Kellner, der die Einhaltung der Regeln überwacht – „wir wären mit jedem Entgegenkommen zufrieden gewesen“, so Prikryl. Doch das kam nicht. Für mindestens zwei weitere Wochen bleiben Restaurants, Kneipen und Biergärten zu. Der Liefer- und Abholservice ist dabei nur ein schwacher Trost. Bei manchen reichen die Einnahmen gerade so, um die laufenden Kosten zu decken. Mehr ist aber nicht drin.

Markus Prikryl arbeitet als Betriebsleiter im Café Bleu. Warum es keine Lockerungen gab, kann er nicht verstehen.
Markus Prikryl arbeitet als Betriebsleiter im Café Bleu. Warum es keine Lockerungen gab, kann er nicht verstehen. Foto: jodo

Das Geschäft vieler Betriebe läuft über den Getränkeverkauf. „Den Kampf kannst du nicht gewinnen“, sagt Prikryl. Er selbst steht täglich für neun Stunden im Laden, unterstützt durch ein paar verbliebene 450-Euro-Jobber. „Wir versuchen, wenigstens denen etwas zu geben, die wirklich auf das Geld angewiesen sind“, erklärt der Betriebsleiter. „Bei 40 Mitarbeitern ist das aber kaum möglich. Außerdem fehlt das Trinkgeld.“

Kurzarbeitergeld trifft Angestellte oft besonders hart

Weniger Aushilfen sind in den beiden Karlsruher Purino-Restaurants beschäftigt. Viele Teil- und Vollzeitkräfte musste man in Kurzarbeit schicken, erklärt Yannic Leitner, der Betriebsleiter der Filiale am Schloss Gottesaue.

Gerade für die sei die Lage sehr schwierig, denn auf 60 Prozent ihres bisherigen Gehalts kommen sie keineswegs. „Da fallen zum Beispiel viele steuerfreie Zuschläge weg“, so Leitner. „Die haben faktisch eher 40 Prozent des Geldes.“ Die Kette selbst hat sich so gut es geht mit der Lage arrangiert. Auch sie hat einen Abhol- und Lieferservice eingerichtet. „Das reicht wenigstens, um den Großteil der Kosten zu decken.“

Spätestens zur avisierten nächsten Lockerungsrunde am 4. Mai hofft man auch im Purino in der Oststadt auf sitzende Gäste. „Wir rechnen natürlich nicht mit Normalbetrieb“, so Leitner. „Eher mit Einschränkungen wie es sie schon in der Woche vor der Komplettschließung gab.“

Beim Biergarten-Geschäft zählt jede Woche

Darauf baut auch der kleine Familienbetrieb der Familie Deurer im Rintheimer Bahnhöfle. „Das hat schließlich schonmal funktioniert“, sagt Junior Maximilian. Schon jetzt kratzt die Familie an ihren Reserven. Der Verpächter hat die Zahlung gestundet. Einige Stammkunden nutzen den Abholservice.

Aber mehr als ein Drittel der laufenden Kosten lasse sich damit nicht decken, schätzt Deurer. Besonders wichtig ist für den Betrieb das Biergarten-Geschäft – und da tut jede verlorene Woche weh. „Selbst mit viel gutem Wetter lässt sich das kaum aufholen“, so der Juniorchef.

Würden die Menschen überhaupt kommen?
Heinko Heinicke, Inhaber Traube Neureut

Den Biergarten öffnen, das wünscht sich auch Heiko Heinicke, der Chef der Traube in Neureut. Doch er zweifelt daran, dass das schnell zum erhofften Umschwung führt. „Würden die Menschen überhaupt kommen?“, fragt er. „Schließlich trägt die Mehrheit die strikten Maßnahmen mit.“

Noch kommt Heinicke über die Runden, den Bestellungen einiger Stammkunden sei dank. „Aber spätestens bis Ende Mai wäre ein gewisses Maß an Normalität wichtig.“ Soforthilfe hat er bekommen – doch die hilft nur dem Geschäft. „Meine private Miete kann ich davon nicht bezahlen. Dabei lebe ich ja von den Einnahmen des Restaurants“, so Heinicke.

Gastronomen beklagen fehlende Perspektive

Bei Siegfried Weber sieht das ein wenig anders aus. Der Chef des Badisch’ Brauhaus macht große Teile seines Geschäfts mit der Vermietung von Immobilien. Die Gastronomie läuft eher nebenbei. „Aber für viele andere ist das existenzvernichtend“, glaubt er. Dass es vorerst keine Lockerung der Maßnahmen geben wird, ist für ihn nicht nachzuvollziehen.

„Die Politik hat uns vergessen“, klagt Weber. „Wenn nicht bald Regen fällt, verdörrt vieles.“ Die fehlende Perspektive ist es auch, die viele andere Gastronomen beschäftigt. „Ein kleiner Lichtblick wäre schön gewesen“, sagt Café-Bleu-Betriebsleiter Prikryl. „Wir haben das Gefühl, dass die Gastronomie ganz unten auf der Liste steht. Das ist sehr enttäuschend.“

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