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Fusionswelle rollt im Südwesten weiter

Zehn weitere Fusionsvorhaben bei Volks- und Raiffeisenbanken

Was aus den Volks- und Raiffeisenbanken wird, ist 3,69 Millionen Menschen in Baden-Württemberg nicht egal – schließlich gehören ihnen die Banken. Klar ist, es wird zu weiteren Verschmelzungen kommen. Zehn weitere Fusionsvorhaben sind aktuell bekannt.

Neuer Rekord: Die Genossenschaftsbanken in Baden-Württemberg haben im vergangenen Jahr bei der Bilanzsumme erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke überstiegen. Mehr als jeder dritte Baden-Württemberger ist Mitglied einer Genossenschaftsbank.
Neuer Rekord: Die Genossenschaftsbanken in Baden-Württemberg haben im vergangenen Jahr bei der Bilanzsumme erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke überstiegen. Mehr als jeder dritte Baden-Württemberger ist Mitglied einer Genossenschaftsbank. Foto: Marijan Murat/dpa

Die Fusionswelle der baden-württembergischen Volks- und Raiffeisenbanken bleibt hoch: Im vergangenen Jahr gab es 12 Fusionen. In diesem Jahr sind nach aktuellem Stand 10 weitere geplant, sagt Roman Glaser.

Der Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV/Karlsruhe) möchte aber keine Prognose wagen, wie viele von den aktuell 144 Genossenschaftsbanken in einigen Jahren übrigbleiben.

„Ich beteilige mich nicht an Zahlenspekulationen“, so Glaser, der früher Chef der damaligen Volksbank Baden-Baden/Rastatt war. „Jede Zahl, die man in der Vergangenheit genannt hat, hat sich in der Praxis in aller Regel nicht bestätigt.“

Jeder dritte Baden-Württemberger ist Miteigentümer einer Geno-Bank

Auf Warnungen des Banken-Professors Hans-Peter Burghof, der bereits zu Beginn der aktuellen Fusionswelle in den BNN vor „Pseudo-Großbanken“ und einem „Lemminge-Effekt“ warnte, geht Glaser beim Bilanzgespräch am Mittwoch nicht ein. Die Kreditinstitute nutzten sehr unterschiedliche Wege. „Insofern respektieren wir jeden Weg, den eine Bank geht.“

Jürgen Zachmann, Chef der Volksbank Pforzheim, hatte hingegen jüngst eine Prognose gewagt: „In einigen Jahren werden es zehn große Genossenschaftsbanken in Baden-Württemberg sein und dazu noch einige kleine.“

Sein Institut möchte die Verschmelzung mit der Volksbank Karlsruhe/Baden-Baden, die bereits etliche Fusionen hinter sich hat. Auch im Südbaden entsteht zwischen Offenburg, Villingen-Schwenningen und dem Hochrhein ein weiterer Volksbanken-Riese.

Was aus ihren Genossenschaftsbanken wird, interessiert die Kundschaft – als Mitglieder gehören ihnen die Banken. 3.686.300 Menschen sind im Südwesten Mitglied einer Genossenschaftsbank – das ist mehr als jeder dritte Baden-Württemberger. Die Zahl ging aber im vergangenen Jahr um 46.000 zurück. Das sei keine besorgniserregende Entwicklung, so Glaser. „Seit 2008 haben wir eine halbe Million Mitglieder dazugewonnen“, setzt er beim Bilanzgespräch in Relation.

Den Kunden stehen neben den Hauptstellen 1.402 klassische – also mit Bankern besetzte – Filialen zur Verfügung. Im Vorjahr waren dies noch 1.465. Hinzu kommen aktuell 717 (zuvor: 745) SB-Filialen. Die „enorme Präsenz in der Fläche“ wolle man aufrechterhalten, so Glaser.

Bilanzsumme erstmals über 200 Milliarden Euro

Die Genossenschaftsbanken haben mit einer Bilanzsumme von 202 Milliarden Euro (plus 7,2 Prozent) erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke übersprungen.

Erneut prosperierte das Kreditgeschäft. Mittlerweile stehen 123,8 Milliarden Euro in den Büchern. Dies ist ein Plus von 7,9 Prozent. Zum Vergleich: Bei den Südwest-Sparkassen waren es 5,9 Prozent. Die Grunddaten für die Wirtschaft seien robust, so Glaser. „Wir werden aber definitiv Rückschläge erleben durch die Ukraine-Krise.“

Mit der Pandemie kämen die Unternehmen – bei großen branchenbedingten Unterschieden – hingegen mittlerweile gut zurecht.

Rückschläge durch Putins Krieg befürchtet

Wegen Corona haben die Menschen nach Glasers Einschätzung im vergangenen Jahr „ihr Pulver trocken gehalten“. Die Einlagen stiegen insgesamt um 5,9 Prozent auf 149,7 Milliarden Euro. Vor allem das zweistellige Wachstum bei den Termineinlagen (plus 13,4 Prozent) fällt auf.

Die Mitglieder der Genossenschaftsbanken interessiert auch, wie es ihren Kreditinstituten wirtschaftlich geht: Das Betriebsergebnis vor Bewertung stieg um 12,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich stehen voraussichtlich 545 (2020: 285) Millionen Euro.

Allerdings gab es einen bedeutenden Sondereffekt: Im ersten Corona-Jahr durfte auch die Zentralbank der Genossenschaftsbanken – die DZ-Bank – keine Dividende ausschütten. Das wurde nachgezogen. „Die Sorgenfalten bleiben“, äußert sich Glaser letztlich zur Ertragslage.

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