
Der Karlsruher Peter Wrzesinski lebt seit 23 Jahren in Thailand. Bis zum Frühjahr 2020 führte der 62-Jährige mit seiner Frau eine Kultkneipe – den KSC-Treff „Baden Restaurant“ auf Ko Samui. Als beim ersten Corona-Lockdown im März von heute auf morgen die Gäste komplett ausblieben, zogen sie in den Norden Thailands. Die Familie seiner Frau stammt aus dieser Region.
Durch einen Fehler von Wrzesinskis Anwalt, den dieser in der Eile des Umzugs machte, muss der Wirt nun innerhalb der nächsten 60 Tage eine Summe von 400.000 Baht auf einem Konto vorweisen. Falls er dies nicht kann, verliert er sein Bleiberecht in Thailand und muss das Land und seine Familie verlassen. Die Summe entspricht etwa elf- bis zwölftausend Euro.
Eine andere Möglichkeit gibt es im Moment nicht, da aufgrund der Corona-Situation die Grenzen dicht sind.
Doch wie kam es überhaupt dazu? „Die Hauptsaison auf Samui hat für mich immer erst im März begonnen und ging dann bis Mai beziehungsweise Juni. In dieser Zeit waren viele Stammgäste in den nahen Hotels da“, sagt der gebürtige Karlsruher. Da so gut wie alle Reiseunternehmen 2020 die Flüge in dieser Zeit stornierten, blieben die Gäste weg.
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Dies hatte zur Folge, dass der Gastronom und seine Frau statt 130 bis 190 Essen nur noch fünf bis zehn Essen pro Tag verkauften. So konnten sie ihr Lokal nicht halten.
„Die Rechnungen für Miete, Wasser, Strom, Anwalt, Steuer, Visum und Arbeitserlaubnis bleiben trotzdem die gleichen“, erklärt Wrzesinski. „Fünf Monate ohne Einkommen fressen die Ersparnisse auf.“ Deshalb brachen er und seine Frau nach 23 Jahren ihre Zelte auf Ko Samui ab, um in den Norden zu ziehen. Hier leben sie nun in der Nähe von Laos, wo sie ein kleines Thai-Lokal eröffneten.

Ganz anderes Leben als im Touristengebiet
Das Leben dort ist ganz anders als in einem Touristengebiet, so der KSC-Fan. Aber es gefalle ihm, die Leute seien nett und freundlich. „Ich habe im Umkreis von etwa 40 Kilometer noch keinen westlichen Ausländer gesehen und bin der einzige Weiße unter Thais“, berichtet der Auswanderer. „Bis zum Mekong sind es nur zwölf Kilometer und auf der anderen Flussseite ist schon Laos.“

Das einzige Problem ist nun das Thai-Visum. Da seine Firma geschlossen wurde, besitzt er kein Arbeitsvisum mehr. „Touristenvisa kann man nur auf einer Thai-Botschaft erhalten, aber auch das ist nicht möglich, da alle Grenzen geschlossen sind“, skizziert Wrzesinski die Situation auf Nachfrage der Badischen Neuesten Nachrichten.
Nun bleibt ihm nur noch das Ehevisum, da er mit einer Thailänderin verheiratet ist und zusammen mit ihr einen Sohn hat.

Dafür möchte der Staat jedoch eine Garantiesumme von 400.000 Baht auf einem Konto sehen. „Das Geld muss zwei Monate vor Beginn des Visums und sechs Monate danach feststehen“, sagt der Karlsruher. Da Corona alle seine Ersparnisse verschlungen hat, ist auch diese Möglichkeit nicht finanzierbar.

Auch VFB-Fans spendeten
Nun haben alte Freunde aus Karlsruhe einen Spendenpool eingerichtet, um ihm zu helfen und ihn und seine Familie zu unterstützen. Alle hoffen, dass die erforderliche Summe erreicht wird, er sein Ehevisum erhält und bei seiner Familie bleiben kann.
„Einige dieser Leute kenne ich schon über 40 Jahre aus der KSC-Fanszene und es ist klasse zu sehen, dass nach so langer Zeit die Freundschaft immer noch hält“, freut sich der Fußball-Fan.
„Aber es sind auch Spenden von anderen Fans eingegangen, die man seit vielen Jahren kennt.“ Die Erste davon kam von einem Stuttgart-Fan, aber auch Fans von Offenbach, Dortmund und Bielefeld sind unter den Spendern vertreten. Inzwischen kam etwa ein Viertel der Summe zusammen. Der Spendenaufruf wurde in zahlreichen Facebook-Gruppen geteilt.
Wer auch helfen möchte, kann dies über Paypal tun oder Wrzesinski über Facebook kontaktieren. Dort heißt er „Joe Samui“.