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Verwirrung um Besuchsverbot

Geburten in Zeiten des Coronavirus: Papa muss nicht draußen bleiben

Corona und das Besuchsverbot für Krankenhäuser beunruhigt auch viele Paare, die in den nächsten Tagen und Wochen Eltern werden. Dürfen die Partner bei der Geburt dabei sein und wie sieht es in den Tagen danach aus? In Pforzheim und Bruchsal wird das anders gehandhabt als bei den Karlsruher Kliniken.

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Nicht ohne den Partner: Die meisten Frauen wollen bei der Geburt ein vertrautes Gesicht im Kreißsaal haben. Das Corona-Besuchsverbot erforderte eine Sonderregelung. Foto: dpa

Corona und das Besuchsverbot für Krankenhäuser beunruhigt auch viele Paare, die in den nächsten Tagen und Wochen Eltern werden. Dürfen die Partner bei der Geburt dabei sein? Und wie sieht es in den Tagen danach aus? In Pforzheim und Bruchsal wird das anders gehandhabt als bei den Karlsruher Kliniken.

Die hochschwangere Marit (Name geändert) und ihren Mann hat das bundesweit geltende Besuchsverbot für Krankenhäuser zum Schutz vor dem Coronavirus getroffen wie ein Schlag in die Magengrube. „Das Virus war bis dahin immer weit weg und plötzlich sind wir auch betroffen“, sagt die werdende Mutter.

Nicht direkt – zum Glück, aber eben doch ziemlich konkret. Denn ein Besuchsverbot würde ja auch bedeuten, dass der Vater bei der Geburt nicht dabei sein darf. „Ich habe dann gleich im Städtischen Klinikum angerufen, aber eine sehr seltsame Antwort bekommen“, berichtet Marit.

Zwar habe man ihre Frage ernst genommen, ihre Aufgeregtheit habe die Dame am Telefon aber mit dem schönen Satz pariert: „Das sind jetzt die Hormone. Beruhigen Sie sich und trinken Sie mal einen Tee.“ Eine brauchbare Antwort jedoch blieb die Krankenhausangestellte schuldig.

Unterschiedliche Regeln in Karlsruhe, Pforzheim und Bruchsal

Mittlerweile kann das Paar, das in knapp drei Wochen Zwillinge erwartet, aufatmen. Es hat eine Weile gedauert, bis die Krankenhäuser in der Region, sich über die Vorgehensweise in diesem speziellen Fall einig wurden.

Aber jetzt ist klar: „Wir haben uns dazu durchgerungen, eine Begleitperson bei der Geburt zuzulassen“, berichtet Ingo Thalmann, der Chefarzt an der Siloah St. Trudpert Klinik in Pforzheim. Genau wie bei seinen Kollegen in Karlsruhe und Bruchsal, sei man sich ziemlich schnell einig geworden, dass ein Ausschluss der Partner bei der Geburt einen allzu massiven Eingriff in das Leben darstellen würde.

Kreißsaal ja – Familienzimmer nein

Seit kurzem ist das auf allen Homepages sämtlicher Geburtskliniken im BNN-Verbreitungsgebiet nachzulesen. Eine Begleitperson darf mit in den Kreißsaal. Allerdings muss vor der Aufnahme ein Fragebogen ausgefüllt werden. „Er dient der Prüfung, ob Ausschlusskriterien wie Atemwegsinfekte, Fieber oder ein Aufenthalt in einem Risikogebiet vorliegen“, sagt Petra Geiger, Sprecherin des Klinikums Karlsruhe.

Im Siloah/St. Trudpert in Pforzheim, wie in der Fürst-Stirum-Klinik in Bruchsal auch, dürfen die Partner auch mit der Mutter und dem Neugeborenen im Familienzimmer bleiben. Aus den drei Karlsruher Geburtskliniken gibt es dazu unterschiedliche Äußerungen.

Das Städtische Klinikum verweist auf die Homepage, wo es heißt: „Für den anschließenden stationären Aufenthalt gilt wieder das ,Allgemeine Besuchsverbot’, es sei denn es liegt eine anderslautende ärztliche Verordnung vor.“ Für die Vidia-Kliniken, zu denen die Geburtsabteilung des Vincentius- und des Diakonissen-Krankenhauses zählen, antwortet Pressesprecherin Melanie Barbei mit einem klaren Nein.

Stand heute gehören aber weder Schwangere und ihre Ungeborenen noch Mütter mit Neugeborenen zur Risikogruppe.
Jutta Eichenauer, Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg

Für die Hebammen im Land ist die Situation durch das Virus nicht leichter geworden. Sehr häufig hätten es ihre Kollegen mit verunsicherten Paaren zu tun. „Ich kann die Frauen auch gut verstehen, weil so viele unterschiedliche Informationen zu lesen sind“, sagt Jutta Eichenauer, die Vorsitzende des Hebammenverbands Baden-Württemberg. „Stand heute gehören aber weder Schwangere und ihre Ungeborenen noch Mütter mit Neugeborenen zur Risikogruppe.“

Arzt Ingo Thalmann bestätigt dies und fügt wie die Hebamme einen Tipp an: „Wir empfehlen zum Schutz vor der Infektion auf jeden Fall das Stillen.“

Hausgeburt als Alternative?

Sind Hausgeburten in Zeiten von Corona eine Alternative? „Meiner Meinung nach muss nicht jede Gebärende zum Gebären in die Klinik – aber das ist ein anderes Thema. Keinesfalls sollen sich Frauen dazu aufgefordert fühlen, in der jetzigen Situation mal eben zum Gebären einfach zu Hause bleiben. Das könnten die Hebammen überhaupt nicht bewältigen. Eine Hausgeburt sollte keinesfalls ungeplant verlaufen“ warnt Jutta Eichenauer.

Kaiserschnitte werden nicht verschoben

Noch eine andere Frage beschäftigt die Schwangeren in den sozialen Netzwerken. Kann es sein, dass geplante Kaiserschnitte nicht gemacht werden, weil generell alle medizinisch nicht unbedingt notwendigen OP abgesagt werden?

Ingo Thalmann beruhigt: „So etwas kann man gar nicht verschieben.“ Früher oder später käme das Baby ja doch raus. „Das ein oder zwei Tage hin- oder herzuschieben, ergibt überhaupt keinen Sinn.“

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