Staubsauger und Fliegenklatsche – viel mehr muss die Marmorierte Baumwanze in Deutschland nicht fürchten. Eingeschleppt aus Asien, hat sie hierzulande so gut wie keine Feinde. Hunger hat der ungebetene Gast dafür umso mehr. Wenig wählerisch futtert er sich auch in der Region durch das Angebot von Gurken, Bohnen, Birnen oder Äpfeln.
Christine Dieckhoff, zuständig für biologischen Pflanzenschutz im Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) in Karlsruhe, spricht von einem „ernstzunehmenden Schädling“ und Ernteausfällen von bis zu 50 Prozent.
Sie wird zwar nicht reinmarschieren und das Problem lösen, aber sie ist ein sehr wichtiger Baustein.Christine Dieckhoff / Insektenkundlerin am Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg
Das ungestörte Tischlein-Deck-Dich könnte allerdings bald abgeräumt werden. Mitarbeiter des LTZ haben erstmals einen Gegenspieler der Wanze in der Nähe von Heidelberg gesichtet: die Samuraiwespe (die BNN berichteten). Zwei Millimeter ist sie klein und sorgt in ihrer asiatischen Heimat für ein natürliches Gleichgewicht, indem sie ihre eigenen Eier in die Eier der Wanze legt.
Entsprechend erfreut reagieren die Wissenschaftler in Karlsruhe. „Die Samuraiwespe macht uns große Hoffnung“, sagt Dieckhoff. „Sie wird zwar nicht reinmarschieren und das Problem lösen, aber sie ist ein sehr wichtiger Baustein zusammen mit anderen Maßnahmen.“ Mit den anderen Maßnahmen meint Dieckhoff weniger Sauger oder Klatsche.
Das ungeliebte Insekt heißt schließlich nicht umsonst auch Stinkwanze. „Sobald sich die Marmorierte Baumwanze irritiert fühlt, fängt sie sehr intensiv an zu stinken“, sagt die Biologin. Dieckhoff setzt stattdessen auf Pheromonfallen oder auf „Absammeln und Einfrieren für mehrere Tage“. Chemische Keulen hingegen seien fast alle wirkungslos.
Samurai-Wespe soll aktuell keinesfalls freigesetzt werden
„Die Wanzen sind sehr widerstandsfähig. Nach dem Besprühen liegen sie zwar zunächst auf dem Rücken. Innerhalb von 24 Stunden stehen aber fast alle wieder auf und fressen weiter.“ Gezielt freisetzen wollen die Wissenschaftler die Samuraiwespe aktuell aber „auf keinen Fall“.
Laut Dieckhoff werden sie zunächst abwarten, ob das Insekt überhaupt durch den Winter kommt. Parallel seien sie mit dem Bundesamt für Naturschutz und mit dem Ministerium für Ländlichen Raum im Gespräch über die rechtliche Lage. Angst, dass die Wespe selbst zu einer Gefahr für einheimische Pflanzen und Tiere oder für den Menschen werden könnte, hat die Biologin nicht.
Nach ihren Worten laufen unter anderem in der Schweiz zahlreiche Untersuchungen im Freiland und im Labor. „Dabei deutet alles darauf hin, dass die Wespe keine anderen Arten angreift“, sagt Dieckhoff. Auch eine unkontrollierte Vermehrung in Deutschland befürchtet sie nicht. „Die Samuraiwespe ist winzig und hat hier genügend Feinde wie Grillen und Ohrwürmer. Außerdem ist sie den verschiedenen Wetterereignissen ausgesetzt.“