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Mobilisierung am 1. Mai

Gewerkschaften „ungebrochen solidarisch“: Viele hundert Menschen bei Kundgebung in Karlsruhe

Lautstark machen die Gewerkschaften am 1. Mai auf ihre Forderungen aufmerksam. In Karlsruhe gleich an zwei Orten, dem Festplatz und dem Marktplatz.

Gewerkschafter am 1. Mai
In den Redebeiträgen der Kundgebung geht es vor allem ums Thema Solidarität und die aktuellen Tarifabschlüsse. Foto: Heidi Schulte-Walter

Gertrud Nagel ist mit Enkel Niklas eigentlich auf dem Weg in den Zoo. Am Festplatz freilich ist für die beiden zunächst mal Schluss. Dort dröhnt „Another Brick in the Wall“ von Pink Floyd aus den Truck-Lautsprechern, versammeln sich immer mehr Menschen, die Fahnen schwenken, Transparente entrollen und in die Höhe halten.

„Löhne vor Dividenden“ steht da zu lesen oder „ Die Reichen sollen für die Krise zahlen“. Auch Oma und Enkel bleiben kurz stehen und hören, welche Töne die Redner nach der Musik anschlagen.

Klassenkämpferische Töne auf dem Festplatz in Karlsruhe

Die sind am 1. Mai, dem Feiertag der Gewerkschaften, durchaus klassenkämpferisch. Christina Zacharias, Vertreterin von „Krankenhaus statt Fabrik“ ruft den rund 200 Sympathisanten zu: „Wir haben die Schnauze von Trostpflastern voll.“

Der fürs Pflegepersonal erzielte Tarifabschluss sei eine „Notlösung“, die 3.000 Euro Inflationsausgleichszahlung eine „Stillhalteprämie“. Ein „gutes Leben ist für die arbeitende Klasse nicht möglich“, so Zacharias unter Applaus.

Die Gewerkschafter und ihre Anhänger skandieren „Hoch die internationale Solidarität“, bevor ein Vertreter des iranischen Kulturzentrums Karlsruhe über Repressalien für Gewerkschaften und „tödlicher Gewalt“ in seiner Heimat berichtet. Als er fordert, die Bundesregierung solle den Druck auf das islamistische System erhöhen, gibt es Trommelwirbel und Beifall.

Auch „Fridays for Future“ melden sich zu Wort

Ehe der Pulk, inzwischen auf mehrere hundert Menschen angewachsen, zur zentralen DGB-Kundgebung auf den Marktplatz weiterzieht, meldet sich Paula von „Fridays vor Future“ auf dem Truck zu Wort: „Danke, dass ihr laut seid für faire Löhne“ . Und weiter: „Klimakampf und Arbeitskampf gehören zusammen.“

Moderatorin Isabel Limerov von Verdi, Bezirk Mittelbaden, ruft in die Menge: „What’s solution?“ - „Revolution“ kommt lautstark die Antwort, bevor man sich endgültig in Bewegung setzt.

Etwa 20 Minuten später hat der Tross, der mit Trommeln, Pfeifen und Parolen auf sich aufmerksam macht, den Marktplatz erreicht, wo zahlreiche Organisationen, Initiativen und Parteien Infostände aufgebaut, Bänke und Tische aufgestellt haben.

Mehr und mehr Leute gesellen sich hinzu. Amnesty international ist hier genauso präsent wie es die Die Linke, die Grünen, verschiedene Gewerkschaften von Nahrung, Genuss, Gaststätten bis zur GEW sind. Die Band „Müller & Friends“ spielt den Bots-Song „Sieben Tage lang“, dann wendet sich Dieter Bürk, DGB-Stadtverband Karlsruhe, von der Bühne aus ans Publikum.

Wir sind an der Seite der Eisenbahner.
Dieter Bürk, DGB-Stadtverband Karlsruhe

Er geht auf das Motto zum 1. Mai 2023 – „Ungebrochen solidarisch“ – ein, erinnert an die Gewerkschaftserfolge bei den jüngsten Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst und bei der Post, versichert den Eisenbahnern, die noch keinen neuen Abschluss erreicht haben, „wir sind an eurer Seite“ und lobt die Stadt Karlsruhe für die Rekommunalisierung der Stadtreinigung.

Oberbürgermeister Frank Mentrup setzt auf die Mitte der Gesellschaft

Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) blickt in seinem Grußwort kurz zurück auf die Zerschlagung der Gewerkschaften durch die Nationalsozialisten vor 90 Jahren und appelliert dann: „Haltet weiter zusammen, kuschelt nicht mit Extremisten.“

Die Gewerkschaften hätten gute Tarifabschüsse erreicht, vor allem für die unteren und mittleren Lohngruppen. Es gehe jetzt darum „mit einer breiten Mitte der Gesellschaft“ Zukunftsfragen zu bewältigen wie die Mobilitäts- und Energiewende sowie den Klimawandel.

„Ungebrochen solidarisch“ zeigt sich Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter IG Metall Baden-Württemberg zunächst mit der von Russland überfallenen Ukraine, auch wenn an dem Punkt seine Rede kurz durch Zwischenrufen gestört wird. Er fordert, dass es „für gute Arbeit auch gutes Geld geben muss“ und erntet dafür viel Beifall.

Solidarität der Gewerkschaften mit Polizisten und Feuerwehrleuten

„Ungebrochen solidarisch“ sei man zudem mit Polizisten, Feuerwehrleuten, Sanitätern. „ Es kann nicht sein, dass die angegriffen, bedroht und beleidigt werden“, spielt er auf jüngste Vorfälle in Berlin an. Arbeitszeiten sollten sich an dem orientieren, „was die Menschen wollen“, die betriebliche Altersversorgung gehöre ausgebaut.

Und „Hände weg vom Streikrecht“ geht unter Applaus eine Warnung an die Politik. Noch einmal im Chor „Hoch die internationale Solidarität“, dann ist nur noch geselliges Beisammensein angesagt.

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