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Ausgesetzte Tiere "invasiv"

Dürfen diese Goldfische im Karlsruher Stadtteich schwimmen?

Im Citysee im Karlsruher Südostpark schwimmen viele Goldfische. Doch dürfen die das überhaupt? Laut Stadt sind sie geduldet, doch das Gartenbauamt ist nicht begeistert. Ein Interessenkonflikt am neuen Stadtteich im Südostpark.

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Mit dem Fischschwarm vergrößert der Citypark Südost seine Attraktion für viele Karlsruher. Die städtischen Naturpfleger sehen dagegen in den ausgesetzten Haustieren Störenfriede in einem so sensiblen Stadtgewässer. Foto: Jodo

Im Citysee im Karlsruher Südostpark schwimmen viele Goldfische. Doch dürfen die das überhaupt? Laut Stadt sind sie geduldet, doch das Gartenbauamt ist nicht begeistert.

Rotgolden schimmert es in gleißendem Sonnenlicht unter dem Spiegel. Kinder machen große Augen. „Das sind doch echte Goldfischli“, denkt sich ein Alter und lächelt mit der Jugend um die Wette. Viele Karlsruher schwärmen vom Citysee im Südostpark. Dieses Biotop hat ihnen die Öko-Stadt-Entwicklungspolitik mit der ganzen Gartenkunst ihres Amtes für viel Geld und mit höchstem Qualitätsanspruch 2017 mitten ins Quartier gepflanzt. Sofort schwappt an Hitzetagen die Begeisterung über: Übermütige springen in den See und demolieren die Fontäne und das Biotopufer.

Badeverbot zum Schutz des Biotops

Das von dieser Woge der Begeisterung völlig überrumpelte Gartenbauamt zückt die Rote Karte. Man hatte mit der rücksichtsvollen Natur des Menschen gerechnet und den Sprung ins Wasser mitten in der Stadt überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt. Seitdem „Baden verboten“ ausgeschildert ist, spielen nur noch Stufenhocker mit den Zehen im Wasser.

Zur großen Freude junger und alter Seegucker schwimmt jetzt ein ganzer Schwarm Goldfische im See. Nur den städtischen Naturwächtern ist die ganze Schwärmerei gar nicht recht. Wie der Mensch so hat auch der Goldfisch für sie in einem künstlich angelegten Teich nichts verloren. Allerdings werden die grellroten Schwimmer in ihrem Lebenselixier geduldet. Ein gezieltes Abfischen der ausgesetzten Aquariumfische scheint nicht geplant.

Wer ist zuständig?

Die Stadt äußert sich auf Fragen nach den Fischen nur recht allgemein. Das Umweltamt sieht die Zuständigkeit für „die Brunnenanlage“ allein im Gartenbauamt, welches zunächst weitere Fragen nach der Zukunft der Goldfische nicht beantworten kann.
Der Verwaltung geht es um die Grundsatzfrage, wie die Stadtzivilisation mit invasiven Arten umgeht. Lässt man also die Goldfische schwimmen, oder müssen sie aus dem See entfernt werden? „Der See im Citypark Südost wurde vom Institut für Biologie und Schulgartenentwicklung der PH Karlsruhe auf das Vorkommen von invasiven Arten untersucht“, berichtet das Presseamt der Stadt.

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Der Streit um den goldenen Fisch schlägt Wellen, was diesen stillen Schuppentieren schnuppe ist. Foto: Jodo

Dabei habe sich „der Verdacht auf das Vorkommen des hochaggressiven Kalliko-Krebses nicht bestätigt“. Allerdings seien „einige andere nicht gebietsheimische Fischarten sowie der nordamerikanische Signal-Krebs, die nachweislich durch Aquarienbesitzer ausgesetzt wurden, nachgewiesen“. Auffallend seien die Goldfische, die sich zur Schwarmstärke entwickelt haben, stellt die Stadt fest.
„Neben einigen räuberischen Barschen wurden zahlreiche Tierindividuen des Signal-Krebses, die für heimische Libellen und Amphibien gefährlich werden könnten, auf Individuenzahlen unter der Schadschwelle aus dem See abgefangen“, erklärt das Presseamt.

Zu viele Fische dank zu viel Nahrung

In allen siedlungsnahen Gewässern in und um Karlsruhe werden demnach immer wieder Aquarientiere ausgesetzt. „Dies geschieht vermutlich meist in falsch verstandener Tierliebe und ohne Kenntnis der damit verbundenen Problematik, dass sich die an sich am Standort einstellende Flora und Fauna verändern und oftmals hohe Schadwirkungen für heimische Arten ausgelöst werden.“
Invasive Arten seien meist sehr reproduktiv und ausbreitungsstark. „In hiesigen Breiten sind oft keine natürlichen Fressfeinde oder andere beschränkende Lebensbedingungen vorhanden. Häufig werden die Tiere zusätzlich noch mit Brot, Fischfutter oder gar Hundefutter angefüttert“, so die Stadt. Dieses Nahrungsüberangebot führe zu unnatürlichen Vermehrungsraten gerade beim Goldfisch und bei Krebsen, meint die Stadtverwaltung.

Keine Fehlplanung

„Die positive Resonanz aus der Bevölkerung insgesamt bestätigen uns jedoch, dass der See keine Fehlplanung ist“, heißt es im Rathaus. Der See werde mittlerweile überwiegend sehr gut angenommen. „Auffallend hoher Vandalismus ist am See zwischenzeitlich nicht mehr zu verzeichnen.“ Die Normalisierung der Situation schreibt man der eigenen Informationspolitik sowie „einer aufmerksamen Bürgerschaft“ und den Streifen des Kommunalen Ordnungsdiensts zu. Derweil schwärmen die Goldfische im See und bleiben stumm.
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