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Junger Markt

Tiny House-Festival in Karlsruhe: 25 kleine Häuser kommen groß raus

Die 25 kleinen Häuser kommen ganz groß raus bei der ersten eigenständigen Tiny House-Messe in Karlsruhe. Spannend ist, was die Aussteller so alles in den Minihäusern untergebracht haben.

Blick ins Innere eines Mini-Hauses: Innenarchitektin Bianca Gärtner (rechts) hat dort jede Menge untergebracht. Sie ist eine der Ausstellerinnen des Tiny House-Festivals der Messe Karlsruhe.
Blick ins Innere eines Mini-Hauses: Innenarchitektin Bianca Gärtner (rechts) hat dort jede Menge untergebracht. Sie ist eine der Ausstellerinnen des Tiny House-Festivals der Messe Karlsruhe. Foto: Jürgen Rösner

Bianca Gärtner ist Innenarchitektin – und das sieht man ihrem kleinen Häuschen, das sie bei dem Tiny House-Festival der Messe Karlsruhe ausstellt, auch an: Durchgestylt ist es mit Designlampe, LED-Stripes zwischen den Treppenstufen und einem Handlauf aus Birke samt Rinde.

Die Ausstellerin aus Leer in Ostfriesland drückt aufs Knöpfchen der Fernbedienung, schon fährt das Bett an einem Schienensystem hoch – und ein Sofa erscheint samt Bücherregal. „Mein Anspruch ist, individuell zu planen“, sagt die Chefin der Firma „Tiny House Wohnträume“ – bald sollen Interessenten in ihrem Musterhaus zur Probe wohnen können.

Derzeit steht es aber zwischen den Messehallen beim Tiny House-Festival – das sei Europas größte Veranstaltung, so Projektleiter Frank Thieme. Messe-Chefin Britta Wirtz erwartet bis zu 5.000 Besucherinnen und Besucher.

Erster Tiny House-Verband hat Sitz in Karlsruhe

Es ist ein junger Markt in Deutschland: Die USA mit Tiny House-Siedlungen etwa im kalifornischen San Diego oder die Niederlande sind da schon weiter. Aber gerade in der Region, wo es in Waldbronn eine Kolonie der Minihäuser gibt, ein erstes Minihaus auf dem Durlacher Campingplatz steht und wo in Karlsruhe der bundesweite Tiny House-Verband seinen Sitz hat, tut sich einiges.

Häuschen im Grünen mal ganz anders: 25 Mini-Häuser sind Teil des Tiny House-Festivals der Messe Karlsruhe.
Häuschen im Grünen mal ganz anders: 25 Mini-Häuser sind Teil des Tiny House-Festivals der Messe Karlsruhe. Foto: Jürgen Rösner

Erstmals gibt es nun das Tiny-Festival, das nicht an eine andere Messe angedockt ist: 25 Häuser sind zu besichtigen, sogar welche aus der Türkei, aus Belgien und Polen. Ausländische Besucher werden vor allem aus der Schweiz, aus Österreich und Irland erwartet.

Etliche wittern Morgenluft bei diesem jungen Markt. „Viele haben gedacht: Sie bauen jetzt ein Haus und dann ist es geschnittenes Brot“, sagt Regina Schleyer vom Tiny House-Verband. „Dem ist nicht so“, sagt die Architektin, die im Verband auch mit einem Kollegen berät, der Fachanwalt für Bau und Architektenrecht ist.

Sattelfest sieht sich Stefan Rittmeier. Der Messebauer aus Köln war von den Corona-Lockdowns getroffen und hat sich aus der Not heraus aufs Tiny-House-Feld begeben. Sein Musterhäuschen riecht nach frischem Holz, durch hohe Fensterflächen fällt viel Licht. Es gibt sogar eine Fußbodenheizung. „Wir richten uns an eine Zielgruppe, die einen Sehnsuchtsort sucht“, sagt Rittmeier. Das Tiny House also als Feriendomizil auf Rädern, mit dem man umziehen kann.

In Nordrhein-Westfalen gibt es ein Tiny-House-Hotel

Die Branche ist vielfältig. Branchenführer Heinz Dieckmann (Hamm) hat auf dem Tieflader ein sehr großes Tiny House nach Karlsruhe gebracht – er bietet in Nordrhein-Westfalen auch das erste Tiny-House-Hotel des Bundeslandes ab. Zur unkonventionellen Übernachtung muss man also nicht unbedingt ins umgebaute Weinfass oder in den Schäferwagen, was es längst gibt.

Auf Ökologie legt Romeo Gündling aus Aschaffenburg mit seinem 33 Quadratmeter großen „Zukunftshaus“ besonderen Wert. Es entspricht dank prima Dämmung dem KfW 55-Standard, die Fassade besteht aus gepresstem und gefärbtem Altpapier, dem Harze Stabilität verleihen. Aufs Dach kann eine Photovoltaikanlage. Sein Häuschen hat sogar Platz für eine Badewanne mit Extra-TV an der Wand.

Bei den alternativen Wohnformen bewegt sich hierzulande also vieles. Andere sind da weiter: Die Kalifornier etwa mit den Hausbooten aus Hippy-Zeiten in Sausalito, die Holländer mit ihren in Amsterdams Grachten. „Auch schwimmende Häuser sind interessant“, sagt Regina Schleyer vom Tiny House-Verband. „Aber eines nach dem anderen.“

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