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Gemischte Emotionen am Montag

Grundschulen und Kitas in der Region starten nach Corona-Pause in Teil-Präsenzbetrieb

Freude, Erleichterung und Neugier – aber auch Frust und Verunsicherung: Zum Start des Wechselbetriebs aus Präsenz- und Fernunterricht gab es bei Eltern, Kindern und Mitarbeitern an den Grundschulen und Kitas in der Region einen Mix aus Gefühlen.

Froh über den Neubeginn trotz ungewisser Perspektiven: Die Kinder der Klasse 1b der Blanc-und-Fischer-Schule in Sulzfeld mit Klassenlehrerin Anke Erb.
Froh über den Neubeginn trotz ungewisser Perspektiven: Die Kinder der Klasse 1b der Blanc-und-Fischer-Schule in Sulzfeld mit Klassenlehrerin Anke Erb. Foto: Schellenberger-Hagenbucher

Die Verunsicherung ist spürbar. Aber auch die Freude und Neugier: Wie läuft vor dem Hintergrund der steigenden Inzidenz-Zahlen der Schulbetrieb wieder an? Und vor allem: Wie lange wird das gut gehen?

Tausende Grundschulen und Kindertagesstätten in Baden-Württemberg füllten sich am Montag wieder mit Leben, als die Corona-bedingte, zweimonatige Präsenz-Pause zu Ende ging. Die lange ersehnte und von Eltern wie Bildungsexperten geforderte Öffnung wurde von der Nachricht überschattet, dass der Rückgang der Infektionen sich verlangsamt hat.

Trotz der neuen Sorgen verlief der Schul- und Kita-Start in der Region größtenteils problemlos.

Unsicherheit und Angst vor einer Corona-Infektion spürbar

Nicht viel verändert sich für Sabine Walliser und ihre Kolleginnen in der Kita Regenbogen 1 in Ettlingen. „60 Kinder kommen ab sofort im Regelbetrieb, in der Notbetreuung waren es nur 16 weniger“, erklärt die stellvertretende Leiterin der Einrichtung, die zur Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehört.

Ein Gefühl der Unsicherheit und die Angst vor einer Corona-Infektion schwingen bei den Erzieherinnen mit. „Würde man uns eher impfen“, sagt Walliser, dann würden sie und ihre Kolleginnen sich sicherer fühlen.

Ich bin sehr skeptisch, dass das lange anhält.
Claudia Korka, Mutter aus Ettlingen

„Ich bin sehr skeptisch, dass das lange anhält“, kommentiert Claudia Korka, Mutter eines Viertklässlers aus Ettlingen, die Rückkehr der Grundschulen zum Präsenzunterricht. „Diesen neuen Virusmutationen muss man mehr entgegensetzen – auf keinen Fall eine Lockerung.“

Sie kann sich aber vorstellen, dass der Schulbetrieb möglich ist, wenn Lehrer und Kinder konsequent und regelmäßig auf Corona getestet werden. Sohnemann Wendelin (9) freut sich aber, dass die Schule wieder losgeht: „Es ist halt doof, die Freunde nicht zu sehen“, sagt er. Und eine Videokonferenz könne den direkten Kontakt einfach nicht ersetzen.

Die sozialen Kontakte haben den Kindern gefehlt.
Linda Funk, Mutter aus Pforzheim

Froh, aber auch ein bisschen verunsichert – so kann man die Stimmung in Pforzheimer Kitas und Grundschulen zusammenfassen. Freude überwiegt klar bei Linda Funk, die ihre Tochter Helen in den evangelischen Kindergarten der Johannespfarrei gebracht hat.

„Die sozialen Kontakte haben den Kindern in den vergangenen Monaten gefehlt“, sagt die Pforzheimerin. Erzieher und Kita-Leiterin Andrea Krivec sind dennoch „frohen Mutes“ und „gespannt, wie sich alles entwickelt“.

Optimistisch ist Lydia Wielgosch, Klassenlehrerin an der Weiherbergschule, in die Woche gestartet. „Endlich sehen wir die Schüler wieder“, sagt sie. Allerdings sei der organisatorische Aufwand erheblich gewesen.

Kinder freuen sich auf ihre Erzieherin

Im Waghäuseler Stadtteil Kirrlach können es Elif und Lena kaum erwarten, dass es endlich losgeht. Beim Anblick ihrer Erzieherin in der Kindertagesstätte Nesthäkchen laufen sie in die ausgebreiteten Arme von Martina Klumpp. Auch ihre Mutter Zuleyka Yilmaz ist glücklich über die Wiedereröffnung. „Meine Jüngste hat während der langen Zeit zu Hause die deutsche Sprache verlernt“, sagte sie.

Gemischte Emotionen gibt es an der benachbarten Schillerschule zu beobachten, wo sich Grundschüler Tom und Moritz treffen. Während sich der eine Junge auf den Start des Unterrichts im Klassenzimmer freut, schüttelt der andere den Kopf als Antwort auf die Frage, ob es ihm gefällt.

Die Kinder brauchen meine ganze Aufmerksamkeit.
Michaela Kern, Mutter aus Sulzfeld

An diesem Morgen ist aber auch etwas anderes spürbar: Die Müdigkeit nach der langen Corona-Zeit, der gestiegene Frust über die Einschränkungen und Nöte, die nur mit viel Geduld und Improvisation bewältigt werden konnten. Michaela Kerns Sohn Jakob geht in die erste Klasse der Blanc-und-Fischer-Schule in Sulzfeld.

Ihre Tochter Hanna besucht die fünfte Klasse der Feigenbutz-Realschule in Oberderdingen. Neben ihren eigenen Kindern hat Kern in den vergangenen Wochen daheim auch immer wieder Kinder von Freunden mitbetreut. „Nebenher Homeoffice leisten zu können, ist illusorisch, weil die Kinder meine ganze Aufmerksamkeit brauchen“, erzählt sie.

Großer Stress für Alleinerziehende im Homeoffice

„Meine Arbeit muss ich am Nachmittag erledigen“, berichtet die berufstätige Mutter weiter. „Für Alleinerziehende, die noch gleichzeitig nebenher arbeiten müssen, ist dies fast nicht zu bewältigen.“ Sie ist überzeugt, dass das Homeschooling auf die Dauer für Eltern nicht leistbar ist. Zudem komme auch zu Spannungen mit den Kindern, denn in erster Linie sei man ja Elternteil und nicht Lehrer. So ist Michaela Kern sehr froh über die Aufnahme des Präsenzunterrichts, wenn auch nur in Kleingruppen.

Die Luft ist so langsam raus.
Klaus Ullrich, Schulrektor aus in Eggenstein

„Es ist die reinste Katastrophe“, sagt Rebecca Huncke, berufstätige Mutter aus Eggenstein. „Mein kleiner Sohn geht in die dritte Klasse der Lindenschule, ich muss zur Arbeit. Aber mein großer Sohn, der in die siebte Klasse geht, muss allein zu Hause bleiben“.

Klaus Ullrich, Rektor an der Lindenschule in Eggenstein, kann diese Stimmung gut nachvollziehen: „Die Luft ist so langsam raus. Die Eltern haben es schwer, die Kinder zu motivieren“. Er will dennoch optimistisch nach vorne schauen: „Wir begrüßen alle die Öffnung“.

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