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Destiny Unknown bei "Das Fest"

Gute-Laune-Indie-Punk aus der Nachbarschaft

Die Rastatter Band "Destiny Unknown" hat sich mit dem Publikumspreis des New-Bands-Festivals einen Auftritt auf dem "Fest" in Karlsruhe erspielt. Am Samstag um 17.30 Uhr erwartet die "Fest"-Gänger auf der Feldbühne ein Melting-Pot aus hintergründig brodelnden Texten und explosiven Rhythmen.

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Schicksal unbekannt: Die Rastatter Band Destiny Unknown hat mit dem Publikumspreis des New-Bands-Festivals einen Auftritt bei "Das Fest" in Karlsruhe ergattert. Foto: Destiny Unknown

Samstag, 20. Juli, 17.30 Uhr, Feldbühne. Diesen Termin sollte man sich im Kalender rot anstreichen, denn dann spielen "Destiny Unknown" auf der legendären Karlsruher Open-Air-Veranstaltung "Das Fest". Egal ob man das, was die vier Jungs um die Dreißig machen, als "tanzbaren Indie-Rock" oder "Gute-Laune-Indie-Punk" bezeichnet, die Zuhörer erwartet ein funkensprühender Melting-Pot aus hintergründig brodelnden Texten und explosiven Rhythmen zum Dampf ablassen. Die "Destinies" lassen's krachen!

Wir schreiben zwar noch, altmodischerweise, aber wir schreiben immerhin das Jahr 2019, und da kann sich eine Band auch mal selbst vorstellen. Als Ort für ein Gespräch mit unserem Volontär Philipp Fess haben sich vier der fünf Bandmitglieder von Destiny Unknown - auch Schlagzeuger müssen mal arbeiten - das Café Emaille in Karlsruhe ausgesucht:

Seit 2016 gemeinsam aktiv

"Destiny Unknown" gibt es in der aktuellen Konstellation seit 2016. Aus drei verschiedenen Bundesländern - Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg - stammen die Mitglieder, die teilweise in Rastatt, teilweise in Karlsruhe ihr Zuhause haben. Geprobt wird in Ötigheim. Dennis, Timo und Fabio machen schon seit 2009 zusammen Musik. Martin wurde über eine Musiker-Vermittlungsplattform "gecastet" und hat dann seinen Studienkollegen Julian mitgebracht. "Das hat man anfangs auch in der Musik gemerkt", sagt Julian, "das war alles noch so ein Konsortium von verschiedenen Konzepten, unser erstes Album ("Decisions", 2016) spiegelt auch noch diesen Wechsel wider".

Im neuen Album merkt man, dass sich der Stil gefestigt hat.

"Von Können zu Wollen"

Mittlerweile hat die Band aber ihren Sound gefunden. "Im neuen Album merkt man, dass sich der Stil gefestigt hat", sagt Fabio: "Wir haben auch unsere Ansätze stärker hinterfragt, statt Songs nur um funktionierende Akkorde herum aufzubauen. Das war ein Schritt von Können zu Wollen, kann man sagen." Das lag wohl auch daran, dass die Schicksalsunkundigen bei der Aufnahme ihres neuen Albums mit Mac Barisch aus Karlsruhe einen Studiobetreiber kennengelernt haben, der den musiktheoretisch nicht erschöpfend bewanderten Jungs viel Profi-Input geliefert hat. "Im Studio gab es sozusagen den Feinschliff", sagt Fabio, "Mac hat uns da mit Charme an unsere Grenzen gebracht. Uns einen anderen Blickwinkel gezeigt, von reiner Emotion zu musiktheoretischer Untermalung." Wie sich das anhört?

Gemeinsames Texten

Wer schreibt die Songs? "Jeder", antwortet einstimmig das Kreativkollektiv. Den Großteil der musikalischen Ansätze liefern Martin und Julian, die Texte ergeben sich, sagt Fabio, "aus Brainstormings", entstehen "im Prozess". Ob sie englische Texte lieber mögen? Jein. Darüber herrscht Uneinigkeit in der Band. Vielleicht könnte man es am besten so ausdrücken, dass Deutsch für die "Destinies" nicht so gerade heraus, impulsiv benutzt werden kann wie das Englische, "im Deutschen wird es schnell verkopft", sagt Julian, der deutschen Texten gegenüber aber generell aufgeschlossen ist.

Das Album soll einfangen, was Leute Mitte, Ende 20 bewegt.

Vergangenheit und Gegenwart

Kopf genug haben die Texte von Destiny Unknown jedenfalls. Dabei spielt eben auch das "Mid-Life-Crisis"-Gefühl eine Rolle, zu dem die Jungs sich - nicht ohne Augenzwinkern - bekennen. "Das Album ("Le Fabulous Club de Carambolage", 2019) soll einfangen, was Leute Mitte-, Ende 20 bewegt", sagt Bassist Martin, die "ein bisschen chaotische Lebensphase, wo es dran geht, Verantwortung zu übernehmen und seinen Lebensweg zu finden" - vielleicht auch sein Schicksal? "Es sind ernste Songs, die aber auch in den Kontext, dieses Feeling von Früher, eingebettet sind". Außen auf dem Albumcover blättert die Tapete ab, die an die "Indie-Rock-Studenten-Bar-Club-Kneipe" Carambo erinnert, "auf der CD selbst ist eine Discokugel", beschreibt Julian das Gestaltungskonzept, das mit den Songs und ihrer vermeintlichen inneren Gegensätzlichkeit korrespondiert: die nostalgische Rückkehr zu einer unbeschwerten Vergangenheit und das Genießen der Gegenwart.

Wir versuchen, uns einmal die Woche aufzuraffen und gemeinsam zu spielen.

Profi-Musik als Perspektive?

Trotz dieser heiklen Lebensphase, in der sich so manche, für unzerstörbar gehaltene Jugendfreundschaften auch mal auflösen, weil das Leben die Leute in unterschiedliche Bahnen lenkt, sind Timo, Martin, Fabio und Julian "guter Dinge", was das Zusammenbleiben angeht, legen trotz aller Widrigkeiten, Beruf und Verpflichtungen Wert darauf, sich "einmal die Woche aufzuraffen und gemeinsam zu spielen". Sein berufliches Leben für die Musik aufzugeben, das ziehe aber "einen Rattenschwanz" an Risiken, Zeit- und Nervenaufwand nach sich, den die Jungs im Moment nicht bereit sind, in Kauf zu nehmen. Kaufen können sie sich im Übrigen ohnehin nicht viel von ihrer Musik, "wir stecken alles zurück in die Produktion", sagt Julian. "Wir spielen auch mal Gigs, wo wir Songs covern, einfach, weil wir die mögen, es ein bisschen Geld bringt, und die Leute gern dazu feiern. Da müssen wir uns auch nicht verbiegen, das ist ja eh auf 'unserer Linie' - eine Win-Win-Situation für alle".

Spaß ist Programm

"Man merkt einfach, dass wir auf der Bühne Spaß haben", sagt Sänger und Frontmann Timo, dem seine Bandkollegen durchaus das Prädikat "Bühnensau" zugestehen. "Timo ist auf jeden Fall wertvoll für die Band, das ist einfach jemand mit ADHS im positiven Sinne", lacht Julian,  "der kommt auf die Bühne, legt einen Schalter um und wickelt jeden um den Finger". "Das ist halt auch Musik für die Fans", sagt Fabio. Und darum geht's Destiny Unknown in erster Linie: Spaß haben - und Spaß machen. In diesem Sinne: Viel Spaß auf dem "Fest"!

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