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Barockzauber in Karlsruhe

44. Händel-Festspiele in Karlsruhe bringen 2022 Herkules zu Fall

Der Pomp kehrt zurück: Nach einem Jahr Pause wollen die 44. Händel-Festspiele in Karlsruhe wieder zeigen, wie man nach allen Regeln der Barock-Musik liebt, leidet und lyncht. Und es gibt Gerüchte über eine erfreuliche Wiederbegegnung.

Bühnenszene mit Sängerin
Mit den Händel-Festspielen kommt auch die Oper „Tolomeo“ mit der Sopranistin Louise Kemény (Seleuce) wieder auf die Bühne im Badischen Staatstheater. Foto: Falk von Traubenberg

Wenn im Februar die „Pest“ über Herkules hereinbricht, darf sich Karlsruhe freuen. Denn damit geht für die Internationalen Händel-Festspiele gewissermaßen die Überwindung der Pandemie einher.

Das Oratorium um den griechischen Helden von Georg Friedrich Händel behandelt die schwache Seite des eigentlich unbesiegbaren Zeus-Sohnes.

„Jealousy! Infernal pest“, besingt der Chor das Übel, das ihn zu Fall bringt: die Eifersucht seiner Frau. Und während die ihren Siegeszug mithilfe eines blutigen Hemdes zelebriert, feiert das Badische Staatstheater nach einer coronabedingten Lücke in diesem Jahr die Rückkehr des Barockzaubers in Karlsruhe.

Die fehlenden Festspiele haben eine tiefe Leere in der Barockseele hinterlassen.
Nicole Braunger, Operndirektorin Badisches Staatstheater

„Die fehlenden Festspiele haben in der letzten Spielzeit eine tiefe Leere in der Barockseele hinterlassen – wir geben unser Bestes, sie im kommenden Februar mit wundervollen Barockklängen wieder zu füllen“, sagt Operndirektorin Nicole Braunger bei der Pressekonferenz am Mittwoch.

Händel-Festspiele in Karlsruhe unter neuer Leitung

Zum ersten Mal leiten Braunger und der neue Karlsruher Intendant Ulrich Peters gemeinsam die 1978 zunächst als „Händel-Tage“ gegründeten Festspiele, nachdem Michael Fichtenholz im September um die Auflösung seines Vertrages als Leiter der Händel-Festspiele gebeten hatte.

Vorausgegangen waren Vorwürfe gegen ihn wegen Machtmissbrauchs an seiner neuen Wirkungsstätte, dem Opernhaus in Zürich. Der Vertrag dort wurde im Januar 2021 vorzeitig aufgelöst. Fichtenholz war von 2014 bis 2018 Operndirektor in Karlsruhe. Das Programm der 44. Händelfestspiele habe Fichtenholz aber schon weitgehend gestaltet, erklärt Peters.

Ulrich Peters blickt auf Themen der übernächsten Festspiele

Für Peters schließt sich mit der Leitung der Händel-Festspiele ein Kreis. Schon zwischen 1997 und 1999 war er als Oberspielleiter des Musiktheaters mit der Organisation betraut. Und er stellt fest: „Die Händel-Festspiele Karlsruhe haben sich weiterentwickelt und eine noch größere Strahlkraft und Anziehung auf die internationale Barockszene entwickelt.“

Diese Tradition weiterzutragen sei „eine große Verantwortung und ein großes Glück zugleich“, sagt der Intendant, der eine Leidenschaft für Musiktheater des Barock hat und in seiner verbleibenden Amtszeit den Fokus der Festspiele auf Händel und seine Zeit rücken will.

Wenn man das sieht, kann man das Genie Händel nochmal ganz anders wertschätzen.
Ulrich Peters, Intendant

„Weil ich es faszinierend finde, welch hohe Wertschätzung Händel für viele seiner Komponistenkollegen hatte und wie er deren Arbeit in seine Werke eingebunden hat. Wenn man das sieht, kann man das Genie Händel nochmal ganz anders wertschätzen.“

Händel-Festspiele Karlsruhe 2022: Zwei Opern und viele Konzerte

Mehr will Peters über die Spielzeiten 2023 und 2024 nicht verraten. Wie man jedoch aus Theaterkreisen hört, sei die Wiederbegegnung mit einem Künstler zu erwarten, der für seine „Doppelfunktion“ bekannt ist. Gut möglich also, dass Max Emanuel Cencic in Karlsruhe wieder als Regisseur und Countertenor zu erleben ist.

Frisch gelüftet haben Braunger und Peters aber den ganzen „Barock-Zauber“, der Karlsruhe vom 18. Februar bis 2. März 2022 erwartet. man darf sich auf ein Programm wie zu Zeiten vor der Pandemie freuen: Zwei Opern, davon eine Neuproduktion, viele erlesene Konzerte mit den Deutschen Händel-Solisten und Stars der Barock-Szene sind zu erleben.

Psychologisches Spiel rings um Hercules’ Ehe

Im Mittelpunkt steht das Oratorium „Hercules“, das bei seiner Uraufführung im Jahr 1745 im King’s Theatre am Londoner Haymarket ein Flop war und erst im 20. Jahrhundert allmählich ins Interesse rückte. Händel bezeichnete das Stück als „A New Musical Drama“. Floris Visser, der in Karlsruhe schon mehrmals begeisterte, inszeniert. Bereits mit „Semele“ hat der niederländische Regisseur ein Händchen bewiesen für jene Oratorien des Barock-Komponisten, die der Oper sehr nahe sind.

Auch aus „Hercules“ will er nun wieder ein psychologisches Spiel herausarbeiten für seine Inszenierung, die laut Theater in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg führt. Brandon Cedel debütiert in der Titelrolle. Ann Hallenberg steht ihm als Dejanira zur Seite. Am Pult der Händel-Solisten dirigiert Lars Ulrik Mortensen.

Dramatisch geht es auch in der Oper „Tolomeo“ zu, die als Wiederaufnahme unter der musikalischen Leitung von Federico Maria Sardelli zu erleben ist. Diesmal nicht mit Shooting-Star Jakub Józef Orliński – die Titelrolle singt Cameron Shahbazi.

Neben dem Festkonzert der Deutschen Händel-Solisten mit Dirigent Stephen Stubbs (24. Februar) darf sich das Publikum auf eine Gala (19. Februar) mit der Mezzosopranistin Anna Bonitatibus und dem Dirigenten Attilio Cremonesi freuen. Und auch die Händel-Akademie bereichert wieder das Programm. „Ich freue mich, dass wir 2022 wieder junge Musikerinnen und Musiker aus aller Welt begrüßen können“, sagt Akademie-Leiter Thomas Seedorf. Im Mittelpunkt der 35. Ausgabe steht Händels Oratorium „Il Trionfo del Tempo e del Disinganno“.

Service

Internationale Händel-Festspiele vom 18. Februar bis 2. März 2022 in Karlsruhe. Karten ab sofort erhältlich. www.staatstheater.karlsruhe.de

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