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22 Jahre lang Direktor

Harald Siebenmorgen ist tot – er prägte das Badische Landesmuseum in Karlsruhe

Von 1992 bis 2014 leitete Harald Siebenmorgen das Badische Landesmuseum Karlsruhe. In diesen 22 Jahren verschaffte er dem Museum einen internationalen Ruf. Über 300 Ausstellungen entstanden während seiner Amtszeit. Nun ist der leidenschaftliche Museumsmann im Alter von 70 Jahren nach schwerer Krankheit in Karlsruhe gestorben.

Über zwei Jahrzehnte lang leitete Harald Siebenmorgen das Badische Landesmuseum Karlsruhe. Nun ist er mit 70 Jahren in Karlsruhe gestorben.
Über zwei Jahrzehnte lang leitete Harald Siebenmorgen das Badische Landesmuseum Karlsruhe. Nun ist er mit 70 Jahren in Karlsruhe gestorben. Foto: Fabry

Harald Siebenmorgen, langjähriger Leiter des Badischen Landesmuseums Karlsruhe, ist im Alter von 70 Jahren nach schwerer Krankheit gestorben. Dies teilte das Museum mit. Der in Koblenz geborene Kunsthistoriker hatte das Landesmuseum von 1992 bis 2014 geleitet und ihm „eine Vorreiterrolle in der nationalen und internationalen Museumslandschaft“ verschafft, erklärte sein Nachfolger Eckart Köhne.

„Vernetzung“ war ein Schlüsselwort der Arbeit von Harald Siebenmorgen. Schon zu seinem Amtsantritt als Direktor des Badischen Landesmuseums im Januar 1992 wurde dies in einem Porträt in den BNN hervorgehoben.

Statt Schubladendenken setze der neue Mann, der damals vom Hällisch-Fränkischen Museum in Schwäbisch Hall nach Karlsruhe wechselte, auf die Betonung kulturgeschichtlicher Zusammenhänge, hieß es dort.

Er hat das Museum für die Besucher neu erfunden.
Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums

Die Umsetzung dieser Konzepte hat auch seinen seit 2014 amtierenden Nachfolger Eckart Köhne beeindruckt. „Harald Siebenmorgen hat das Museum für die Besucher neu erfunden“, so Köhne gegenüber den BNN.

Die Umgestaltung der Antiken-Ausstellung damals habe „einen radikalen Wechsel“ bedeutet und überregional Aufsehen erregt, so Köhne. „Wir sind als Archäologiestudenten aus Heidelberg mit unseren Professoren hierher gefahren.“ Den damals erfolgten Wandel beschreibt er so: „Zuvor gab es Objekte in Vitrinen und nur wenig erklärenden Text. Unter Siebenmorgen wurden die Exponate erstmals in Kontexten dargestellt.“

Populär und relevant

Das bedeutet aber nicht, dass sich Siebenmorgens Museumsarbeit an Spezialisten richtete. „Populär“ war ein weiteres Schlüsselwort seines Schaffens. „Ein Museum kann gar nicht genug im Leben und Alltag der Menschen verankert sein“, erklärte er 1997 in seinem fünften Amtsjahr.

Ein Museum kann gar nicht genug im Leben der Menschen verankert sein.
Harald Siebenmorgen, ehemaliger Direktor des Badischen Landesmuseums

Da blickte er auf Ausstellungen wie „Von Badenern gerettet“ zurück. Zu dieser Schau hatten  der Bürgerinnen und Bürger kulturhistorische Raritäten aus eigenem Besitz beigesteuert, etwa Uniformen von Hofdienern. „Mir ging es immer darum, mit zugegeben auch populären Mitteln intellektuelle, gesellschaftlich relevante Themen anzuschneiden“, erklärte Siebenmorgen einmal.

Über 300 Ausstellungen

Auch öffnete er das Haus mit Museumsfesten und Innovationen in der Museumspädagogik. Damit steigerte er die Besucherzahlen ebenso wie durch die über 300 Ausstellungen in seiner 22-jährigen Amtszeit.

Viel Resonanz fanden etwa die Ausstellung zur badischen Revolution 1848 (1998), die Karthager-Schau „Hannibal ad portas“ (2004/5), die 12.000 Jahre umfassende Zeitreise „Die ältesten Monumente der Menschheit“ (2007) oder die Große Landesausstellung zum Konstanzer Konzil, die 2014 den Schlusspunkt seiner Maßstäbe setzenden Arbeit markierte.

Erweiterung des Museums

Als Siebenmorgen das Landesmuseum übernahm, war er mit 42 Jahren einer der jüngsten Museumsdirektoren eines so großen Hauses. Während seines Wirkens errichtete er mehrere Außenstellen und Zweigmuseen.

Dazu gehören das Karlsruher Museum beim Markt, das Deutsche Automatenmuseum in Bruchsal, Schloss Neuenbürg oder das Klostermuseum Calw/Hirsau. 2003 erfolgte unter seiner Ägide die Umwandlung des Badischen Landesmuseums zum Landesbetrieb.

Siebenmorgen rettete Teile der markgräflich-großherzoglichen Sammlungen vor dem willkürlichen Ausverkauf

Das Museum erinnert auch daran, dass Siebenmorgen bedeutende Werke der Kunst- und Kulturgeschichte für das Haus erwarb.

Darunter war auch kostbares Kulturgut der markgräflich-großherzoglichen Sammlungen des Hauses Baden, das er gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg im Rahmen einer Aufsehen erregenden Auktion von Sotheby’s 1995 vor dem willkürlichen Ausverkauf rettete.

Neueinrichtung des Museums

Die Leidenschaft für sein Metier zeigte sich in seinen Ausstellungen ebenso wie in seinem Einsatz für die komplette Neueinrichtung des Landesmuseums in allen 15 Abteilungen – und in seinem Einsatz für den interkulturellen Dialog. Seine Museumskonzeption war eine Einladung, fremde Kulturen mit der eigenen zu vergleichen und die eigene Kultur im Fremden wiederzuerkennen.

Internationale Kooperationen

Durch Kooperationen mit Tunesien, Algerien, Italien und Griechenland stellte er auch die Weichen für die internationale Ausrichtung des Hauses. Zugleich, so betont Köhne, engagierte sich Siebenmorgen als Präsident des Museumsverbandes Baden-Württemberg auch sehr für die Museen im Land.

Das Land Baden-Württemberg würdigte seine herausragende Lebensleistung 2019 mit der Staufermedaille in Gold. Zur Eröffnung seiner letzten Ausstellung 2014 schrieb Peter Weibel, als Vorstand des ZKM Karlsruhe ein Museumsleiter-Kollege Siebenmorgens, in einem Grußwort: „Siebenmorgen hat erreicht, was sich im Grunde die meisten Museumsdirektoren wünschen: gesellschaftliche Relevanz.“

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