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Dieser Wald ist auf regelmäßige Überschwemmungen angewiesen

Hartholz-Auwald ist Wald des Jahres: Auch rund um Karlsruhe und Rastatt gibt es ihn

Den Wald des Jahres gibt es auch in der Region Karlsruhe und Rastatt. Aber er muss geschützt werden, wie Experten berichten.

Auswald
Schützenswerter Lebensraum: Bei Leopoldshafen gibt es einen Auwald. Die Europäische Union fördert Maßnahmen, um diese Gebiete zu erhalten. Foto: Franz Lechner

Der Hartholz-Auwald ist der Wald des Jahres 2021. Gekürt wurde er von der floristisch-soziologischen Arbeitsgemeinschaft, einer Vereinigung hochrangiger Fachleute, die sich besonders dem Schutz ganzer Pflanzengesellschaften und ihrer Bewohner widmet.

In den Landkreisen Karlsruhe und Rastatt findet man entlang des Rheins noch relativ große Flächen dieser artenreichen Auwälder. Das ist eher eine Ausnahme.

„Ein Hartholz-Auwald ist einer der artenreichste Lebensräume Europas“, erklärt der Artenschutzbeauftragte des Regierungspräsidiums Karlsruhe, Peter Zimmermann.

Bis zu 900 verschiedene Käferarten leben im Auwald

Tatsächlich leben bis zu 400 verschiedene Schmetterlingsarten und 900 Käferarten in den von Stiel-Eichen, Ulmen und Berg-Ahorn geprägten Hartholz-Auwälder.

Der Leiter des Referats Naturschutz und Landschaftspflege im Regierungspräsidium Karlsruhe, Daniel Raddatz, nennt Mittelspecht, Pirol, Wespenbussard, die gefährdete Bechstein-Fledermaus und Schmetterlingsarten wie den Großen und Kleinen Schillerfalter als Beispiele für die vielen gefährdeten Bewohner eines Hartholz-Auwaldes.

Schmetterling
Blaue Schönheit: Der seltene Schillerfalter im Hartholz-Auwald. Foto: Franz Lechner

„80 bis 90 Prozent aller Auwälder entlang des Rheins sind heute verschwunden, und im Rest Deutschlands sieht es nicht besser aus“, betont Daniel Raddatz die Bedeutung der Rastätter und Karlsruher Auwälder.

Die Auwälder in der Region verdienen also besonderen Schutz. Auch deswegen hat die Europäische Union den Erhalt der Rheinauen im Landkreis Karlsruhe zwischen 2004 und 2010 mit 3,5 Millionen Euro und in einem ähnlichen Projekt zwischen 2011 und 2015 Naturschutzmaßnahmen in den Rastatter Rheinauen mit 4,7 Millionen Euro gefördert.

„Insgesamt haben wir damals im Landkreis Karlsruhe auf 37 Teilflächen 35,4 Hektar neuen Weichholz-Auwald und 41,4 Hektar Hartholz-Auwald neu gepflanzt“, berichtet Zimmermann. Und Raddatz nennt die Wiederherstellung von 40 Hektar Hartholz-Auwald entlang der Murg bei Rastatt als eine der wichtigsten Maßnahmen des Rastatter Rheinauenprojekts.

Wechselnde Wasserstände sind wichtig für diesen Wald

Am wichtigsten waren aber wohl die Maßnahmen, die das für Auwälder so wichtige Wasserregime verbesserten. „Teile der Rheinauen waren ja durch die Dämme von den durch die wechselnden Wasserstände des Rheins verursachten Überflutungen weitgehend abgetrennt“, erklärt Zimmermann.

Ohne die regelmäßig wechselnden Wasserstände wird dem Lebensraum Rheinauen und damit auch den wertvollen Hartholz-Auwälder aber früher oder später die Nahrung entzogen. Rheinauen und ihre Auwälder sind nämlich auf regelmäßige Überschwemmungen angewiesen.

„Deshalb haben wir Altrhein-Arme wieder mit dem Fluss verbunden beziehungsweise an verschiedenen Stellen Durchlässe zwischen Rhein und Hinterland gebaut, um so wieder mehr Wasser in die Auen zu bringen“, berichtet Raddatz. Maßnahmen die dringend notwendig waren, die aber laut dem Leiter des Referats Naturschutz langfristig nicht reichen werden, um den Verlust der Auen endgültig abzuwenden.

EU fördert Projekte

„Die im Vergleich zu den ursprünglichen Rheinauen immer noch relativ schwache Wasserdynamik in den Auen führt zu einer stetigen Sedimentierung der Böden, und daher wachsen sie langsam nach oben“, beschreibt Raddatz den Vorgang, der ohne weitere Gegenmaßnahmen die Rheinauen irgendwann zerstören wird.

Vorerst haben die beiden von der EU geförderten Rheinauen-Projekte zum Erhalt der Auwälder beigetragen. Kammmolch, Laub-, Moorfrosch und Knoblauchkröte sind einige gefährdete Tierarten, die jetzt schon von den Maßnahmen profitiert haben.

„Die Gutachter der EU-Kommission, die unser Projekt begutachteten, waren sehr zufrieden mit unserer Arbeit und haben vor allem unsere Öffentlichkeitsarbeit als beispielhaft gelobt“, ist Peter Zimmermann, der damals für die Maßnahmen im Landkreis Karlsruhe zuständig war, noch heute stolz auf das Projekt.

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