Endlich: Auf einem mit Fäkalien übersäten Rastplatz zwischen Parma und Mailand finde ich ein wenig Frieden. Der vorbeibrausende Verkehr – mehrheitlich lebensmüde Italiener in winzigen Fiats – klingt in meinen Ohren wie Vivaldis Frühling. Hinter mir liegen Hunderte Autobahnkilometer mit einem schreienden Baby und einer entnervten Mutter. Spätestens jetzt wird mir klar: Der erste gemeinsame Urlaub, ein Höllentrip in die Toskana, war eine Schnapsidee. Bereits am Vortag, auf der ersten Etappe zum Comer See, wird mir alles abverlangt – 480 Kilometer, von denen jeder einzelne wehtut. Ein Protokollversuch:
Babygeschrei statt Ramazzotti
Kilometer 5(Bietigheim):Kilometer 15 (Rastatt-Nord): Von wegen. Baby schreit. Nerven angespannt. Drehe die Klimaanlage auf. Sie schaut kritisch.
Kilometer 65 (Offenburg):Kilometer 90 (Rust):Dampfbad auf der Autobahn
Kilometer 120 (Freiburg):Kilometer 180 (Basel):Kilometer 270 (Luzern):Sehnsucht nach Durmersheim
Kilometer 350 (Gotthard-Tunnel):Kilometer 470 (Comer See):Kilometer 480 (Brunate):Die restlichen 1 320 Kilometer – Rückfahrt inklusive – werden nicht besser. Als sich in der toskanischen Villa das Baby-Mobiliar stapelt, frage ich mich, wie Maria und Josef mit nur einer Krippe ausgekommen sind. Und warum wir uns das antun.