Reinhard Mey hat den Hosen unserer Kinder eine ganze Ballade gewidmet. Aber eigentlich kann jeder, der Kinder großzieht, ein Lied davon singen. Davon, wie viele Nerven es bisweilen kostet, dem Nachwuchs das passende Beinkleid zu verpassen. Wobei der Anfang ja noch relativ stressfrei ist: Ob vom Flohmarkt im Kindergarten oder vom Discounter, meist lassen sich die Kleinen klaglos in die von Mama oder Papa ausgewählte Hose stecken – so lange nichts drückt, kratzt oder juckt. Jungs zumindest. Die kleine Madame formulierte schon in sehr jungen Jahren klar, deutlich und notfalls mit Riesengebrüll, was sie gar nicht anzuziehen gedachte. Und lehnte es auch, anders als von Liedermacher Mey einst besungen, kategorisch ab, die abgelegten Jeans ihres großen Bruders auf den Spielplatz anzuziehen. Gerne auch mit dem Hinweis, dass sie sich als Mädchen nicht in Jungenhosen zeigen könne.
Herausforderung Anprobe
Sind die Kinder mental Flohmarkt und Discounter entwachsen, wartet die nächste Herausforderung: Hosenkauf mit Anprobe. Die zumindest dem Großen absolut nicht goutierte. Legendär ist sein Wutschrei aus der Kabine, warum er denn überhaupt eine neue Hose brauche. „Ich habe doch schon eine“, teilte der damals Achtjährige lautstark mit - zur großen Begeisterung aller anderen wartenden Mütter. Hosenkauf mit der Kleinen, inzwischen Elfjährigen, relativiert dieses Erlebnis: Die Ausdauer, die sie beim Anprobieren aufbringt, lässt die einstige Verweigerungshaltung ihres Bruders in neuem Licht erscheinen.
Kriterium Smartphone
Aber auch Jungs ist ihr Beinkleid früher oder später nicht mehr Jacke wie Hose. Designerlöcher und der Hosenboden in den Kniekehlen blieben uns erspart, dafür wurde eine bestimmte Marke präferiert – die es für Jugendliche nur in Amerika gibt. Abhilfe schaffte, nach nicht immer gelungenen Internet-Käufen, ein pfiffiger Verkäufer: Er jubelte dem schwierigen Kunden eine Damenjeans unter. Die saß, hatte das richtige Marken-Label und – inzwischen ebenfalls ein entscheidendes Kriterium – ausreichend große Taschen für das Smartphone.
Seit diesem Scoop ist Hosenkauf mit dem Großen stressfrei: Wir setzen komplett auf das Fachpersonal. Das hat zwar seinen Preis, aber die hippen Verkäufer ziehen mit viel Gespür für die Vorlieben des jungen Mannes, der nun in die Herrengrößen hineingewachsen ist, immer das richtige Modell aus dem Regal. Zuletzt gelang es einem sogar, ihm eine elegante Stoffhose zu verpassen. Nur die Erklärung, wie man das schicke Teil bügelt, fand der Herr Sohn leider überflüssig.