2.764 junge Menschen in der Region von Bruchsal bis Bühl starten in diesen Tagen mit ihrer dualen Ausbildung in Industrie-, Handels- oder Dienstleistungsunternehmen. Das berichtet die IHK Karlsruhe am Dienstag. Das sind 474 Ausbildungsverträge weniger als im Vorjahr – ein Rückgang um 14,6 Prozent.
Landesweit ist das Minus weniger ausgeprägt: Im Südwesten wurden 1.895 Verträge weniger eingetragen, ein Minus von 5,5 Prozent.
Die IHK Karlsruhe schreibt dies vor allem der im Zuge der Corona-Pandemie ausgefallenen Berufsorientierungsmaßnahmen und Ausbildungsplatzvermittlungen sowie sinkenden Bewerberzahlen zu. Zum IHK-Bezirk gehören 68.000 Unternehmen in Stadt und Kreis Karlsruhe, der Stadt Baden-Baden und dem Kreis Rastatt.
Rückgang in Hotellerie und Gastronomie
Der Rückgang fiel laut IHK in gewerblich-technischen Berufen etwas stärker aus als in kaufmännischen Berufen. Zu den Branchen mit deutlich weniger neuen Azubis zählen demnach Hotellerie und Gastronomie, das Verkehrs- und Transportgewerbe sowie Berufsfelder im Metalltechnikbereich.
Bereits im ersten Pandemiejahr 2020 verzeichnete die IHK starke Rückgänge bei den Tourismuskaufleuten oder bei der Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Auch in diesem Jahr seien die Zahlen hier auf ähnlich niedrigem Niveau.
Die IT-Berufsbilder hatten den Angaben zufolge im vergangenen Jahr deutliche Einbußen verzeichnet. Der beliebteste IT-Beruf in der Fachinformatik für Systemintegration sei aber in diesem Jahr von Platz zehn der beliebtesten Berufe der Region Karlsruhe auf Platz fünf gestiegen. Erfreuliche Entwicklungen ergaben sich im Handel: Deutlich mehr Azubis entschieden sich für die Berufsziele Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel und Verkäufer.
Weniger Bewerbungen und Kontaktmöglichkeiten
Dass die Anzahl der Ausbildungsverträge weiter gesunken ist, liegt nach Ansicht der IHK Karlsruhe weniger daran, dass die Ausbildungsbetriebe die Zahl der Plätze wegen der Corona-Krise eingeschränkt hätten.
„Es gibt deutlich weniger Bewerber und Ausbildungsinteressierte“, sagte IHK-Präsident Wolfgang Grenke. „Auf Grund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Betriebe sind viele Jugendliche verunsichert beziehungsweise haben Bedenken, eine duale Ausbildung zu beginnen und gehen stattdessen lieber weiter zur Schule oder beginnen ein Studium, obwohl das nicht immer zielführend ist.“ Im Zusammenhang mit den rückläufigen Bewerberzahlen seien der demografische Wandel und sinkende Schülerzahlen nicht zu vergessen.
Weitere Gründe sieht die IHK in ausgefallenen Ausbildungsmessen, Berufsorientierungsunterricht und Betriebspraktika. Gerade die Phase der Berufsorientierung und Ausbildungsplatzsuche lebe von persönlichen Kontakten, vom Ausprobieren in unterschiedlichen Berufen, von Gesprächen mit Ausbildern und Auszubildenden, um authentische Einblicke in Berufe zu erhalten, Fragen loswerden sowie falsche Vorstellungen und Bedenken abbauen zu können, so Wencke Kirchner, Geschäftsbereichsleiterin Aus- und Weiterbildung.
„Der persönliche Draht zwischen Ausbildungsbetrieben und (potentiellen) Bewerbern ist durch die Corona-Pandemie jedoch vielerorts verloren gegangen. Digitale und virtuelle Angebote konnten dies nur teilweise auffangen.“
Start auch nach offiziellem Ausbildungsbeginn möglich
Bei der IHK-Lehrstellenbörse haben die Ausbildungsbetriebe der IHK Karlsruhe zurzeit noch rund 370 offene Ausbildungsplätze in etwa 60 unterschiedlichen IHK-Berufen eingetragen. „Eine duale Ausbildung kann zu jedem Zeitpunkt im Jahr begonnen werden“, betonte Grenke.
Informationen online
Informationen über freie Ausbildungsplätze gibt es online unter www.ihk-lehrstellenboerse.de.